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Dattenhausen: Auch nach 50 Jahre in den USA: Die Heimat bleibt Dattenhausen

Dattenhausen

Auch nach 50 Jahre in den USA: Die Heimat bleibt Dattenhausen

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    Martin Stark (links) hat bei seinem Besuch in der Heimat auch eine Spende an den SV Ziertheim-Dattenhausen übergeben: Der Verein erhält Trikots für seine Bambini-Gruppe, die kleine Kinder an das Fußballspielen heranführt. Benjamin Schmid, der die Gruppe trainiert, freut sich darüber ebenso wie sein Sohn Leonard, der Teil der Bambini-Gruppe ist, und Vereinsvorsitzende Nadine Voitl.
    Martin Stark (links) hat bei seinem Besuch in der Heimat auch eine Spende an den SV Ziertheim-Dattenhausen übergeben: Der Verein erhält Trikots für seine Bambini-Gruppe, die kleine Kinder an das Fußballspielen heranführt. Benjamin Schmid, der die Gruppe trainiert, freut sich darüber ebenso wie sein Sohn Leonard, der Teil der Bambini-Gruppe ist, und Vereinsvorsitzende Nadine Voitl. Foto: Jakob Stadler

    Rund 15 Männer Ende 70 sind im Ziertheimer Sportheim zusammengekommen. Einer hat seine Mundharmonika mitgebracht und spielt ein kurzes Lied, bevor die bayerische Brotzeit serviert wird. Eingeladen hat sie alle Martin Stark. Der 79-Jährige fühlt sich Dattenhausen, dem Ziertheimer Ortsteil, der seine Heimat ist, eng verbunden. Und ebenso den Menschen, die heute gekommen sind, und mit denen Stark früher Fußball gespielt hat. Dabei ist er bereits vor 50 Jahren in die USA ausgewandert. „Die Kindheit und wo man aufwächst, das wird man nie vergessen“, sagt er. „Insbesondere in so einem kleinen Ort wie Ziertheim-Dattenhausen.“

    Wie Fußball die Gruppe zusammenschweißt

    Ein Grund für diese Heimatverbundenheit nach all der Zeit ist Fußball. „Da lernt man Freunde kennen, die man nicht missen will“, sagt er. Das war vielleicht noch ein bisschen mehr so in der Nachkriegszeit – außer dem Sport habe es für die Jungen in Dattenhausen nicht viel gegeben, erzählt er. Deshalb veranstaltet er dieses Treffen im Sportheim, mit dem Team aus seiner Jugend.

    Die gemeinsame Zeit ist schon ewig her. Martin Stark wurde von seinem älteren Bruder in die USA gelotst. Max Stark ist bereits mit 21 Jahren ausgewandert und hat dort mit Immobilien einen gewissen Wohlstand erreicht. Auch ihm liegt die Heimat Dattenhausen nach fast 70 Jahren in den USA am Herzen – er unterstützt die 1,2 Millionen Euro teure Sanierung der Dattenhausener Kirche mit bis zu 200.000 Euro ( Aus den USA kommen hunderttausende Euro für die Dattenhauser Kirche).

    Martin Stark und der amerikanische Traum

    Martin Stark hat in den USA ebenfalls ein sehr erfolgreiches Berufsleben – nicht hinter sich, denn er ist auch mit 79 Jahren nicht im Ruhestand. Als Chairman ist er nach wie vor in wichtiger Position bei der Firma Bekum America Corporation, für die er jahrelang als Manager gearbeitet hat. Bekum ist eine Berliner Firma mit Niederlassung im US-Staat Michigan, die Maschinen für die Herstellung von Plastikgefäßen baut. Er sagt, er sei im Normalfall einen Tag pro Woche im Dienst, er nimmt an Aufsichtsratssitzungen teil und kümmert sich darum, wenn etwas Außergewöhnliches passiert. Vor seiner Zeit bei Bekum in den USA war er bei der deutschen Firma Battenfeld angestellt. Dort arbeitete er sich zum Vizepräsidenten hoch, bevor er zur Firma Bekum wechselte.

    Über seinen Erfolg haben wir in unserer Zeitung bereits mehrfach berichtet. Etwa, als Martin Stark 2006 von der amerikanischen Plastikindustrie als Manager des Jahres mit dem Preis für das Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Und auch, als Stark 2018 in die sogenannte „Plastics Hall of Fame“ aufgenommen wurde. Die Mitgliedschaft in dieser Ruhmeshalle gilt als größte Auszeichnung der Branche, die nur wenigen zuteil wird. Ob er den amerikanischen Traum gelebt hat? „Ohne Zweifel“, bestätigt Martin Stark. Ein Selbstläufer sei das aber auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nicht. „Man muss ein bisschen Glück haben“, räumt er ein. „Aber man muss auch hart arbeiten.“ Geholfen haben ihm seine Ausbildung bei der Lauinger Firma Ködel und Böhm, seine Erfahrung bei Bosch in Giengen und sein Bruder Max Stark, der ihn in die USA gelotst und dort unterstützt hat.

    Die Enkel spielen nicht Fußball - leider

    Der familiäre Zusammenhalt ist Stark wichtig, nicht nur mit dem Teil der Familie, der in den USA lebt. „Wir waren sechs Brüder und jeder hatte eine Schwester“, erzählt er. Vorsicht: Wer aufpasst, kommt dabei auf sieben Kinder, nicht auf zwölf. Stark hat inzwischen elf Enkelkinder. „Es passt mir zwar nicht so, aber keiner spielt Fußball“, erzählt er. Sie seien eher als Basketballer aktiv. „Basketball“ ist eines der Worte, die Stark amerikanisch ausspricht. Ihm gefällt es auch gut, den Enkeln bei einem Spiel ihrer Highschool-Mannschaft zuzuschauen. „Die Nationalhymne, das Cheeleading ...“, erzählt er begeistert. Doch für ihn ist klar: „Ohne Fußball geht gar nichts.“ Er hat in seiner Anfangszeit in den USA selbst weiterhin gespielt, bis heute verfolgt er die Bundesliga – viele Spiele laufen inzwischen im amerikanischen Fernsehen, außerdem empfängt Stark auch die deutschen Kanäle. In der Halbzeit telefoniert er dann schon mal mit seinem Bruder Herrmann Stark in Dattenhausen und bespricht strittige Szenen.

    Der SV Ziertheim-Dattenhausen bekommt Trikots für die Bambini-Gruppe

    Ein Treffen wie jetzt hat Stark auch vor zwei Jahren schon organisiert. Damals wollte er seinem Verein, dem SV Ziertheim-Dattenhausen, etwas Gutes tun und hat Fußbälle gespendet. Auch dieses Mal hat er ein Geschenk für seinen Heimatverein: 15 „Bambini-Trikots“ für eine neue Gruppe des Sportvereins, die dafür sorgen soll, dass die Fußballtradition in der kleinen Gemeinde weiterlebt. Vereinsvorsitzende Nadine Voitl, die die Trikots entgegennimmt und dem Spender dankt, erklärt: „Im Turnerbereich sind wir sehr gut aufgestellt“ – beim Fußball gebe es einen größeren Nachwuchsbedarf. Die Bambini-Gruppe solle nun dabei helfen, „dass wieder mehr Kinder sagen: Fußball, das wäre was für mich.“ Es ist keine Mannschaft, sondern eine Gruppe, die Lust machen soll, sich später einem Team anzuschließen. Angeboten wird ein Schnuppertraining für Drei- bis Siebenjährige. Die Trikots sollen ein Anreiz für die Kleinen sein und dabei helfen, ihnen ein Gefühl für den Mannschaftsgeist zu vermitteln.

    Denn so ein Mannschaftsgeist kann 50 Jahre überdauern und über eine Entfernung von fast 7000 Kilometern wirken.

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