Zwei Frauen aus dem Landkreis Dillingen wollen sich auf Corona testen lassen – obwohl sie keine Symptome haben. Sie wollen auf Nummer sicher gehen, nur für den Fall, sagen beide. Ganz so einfach ist das aber nicht.
Maria B., deren echter Name hier nicht genannt wird, wollte sich wegen ihres Vaters auf das Virus testen lassen. Der ist der Frau aus dem Altlandkreis Wertingen zufolge 81 Jahre alt, vorerkrankt. Eine Infektion könnte verheerende Folgen haben. B. wohnt mit ihm und ihrem Mann, den sie ebenfalls zur Risikogruppe zählt, unter einem Dach. Zu Hause, sagt sie, könne man die Abstände gut einhalten. Doch die Familie kann nun bald – wider Erwarten – einen Urlaub antreten. „Da wird das mit den Abständen dann schon schwieriger“, erklärt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Also wollte sie sich testen lassen. Zwei Ärzte hätten ihr bestätigt, dass dafür eine ausreichende Indikation vorliege. Ihr Hausarzt verwies jedoch auf die Vorgaben des Gesundheitsamts in Dillingen, die sich wiederum auf die Angaben des Robert-Koch-Instituts stützen. Demnach sind Testungen nur bei Menschen mit Symptomen sinnvoll. Dass es die Möglichkeit zum freiwilligen Test gibt, sei ihrem Hausarzt zu dem Zeitpunkt gar nicht kommuniziert worden. „Er hat aktiv beim Gesundheitsamt nachfragen müssen“, sagt B.
Schwierigkeiten bei der Kommunikation mit dem Gesundheitsamt?
Und noch eine Frau aus dem Landkreis schildert unserer Redaktion ihre Geschichte: Hannah A., deren Name für diesen Artikel ebenfalls geändert wurde, kam vor kurzem aus den USA zurück nach Deutschland und begab sich, wie vorgeschrieben, in zweiwöchige Quarantäne. Auch sie wollte sich auf das Virus testen lassen – und auf Antikörper. „Auf den Flughäfen ist zwar nichts los, aber im Flieger saßen einige Leute ohne Masken.“ Außerdem verbringe sie einen Teil ihres Lebens in Amerika, wohin sie in ein paar Monaten gern wieder zurückkehren würde. Ein Antikörpertest würde ihr das vereinfachen. Doch beim Gesundheitsamt, wo sie sich nach ihrer Ankunft ohnehin hätte melden müssen, habe sie auch nach zahlreichen Anrufen niemanden erreicht. „Ich wusste im ersten Moment ja gar nicht, wie ich mich verhalten soll“, schildert A.
Die beiden Frauen beschreiben Schwierigkeiten bei der Kommunikation mit dem Gesundheitsamt. Dieses sei schwer erreichbar, für Patienten sei es sehr schwierig, die richtigen Informationen zu erhalten, manche Aussagen widersprächen sich gar mit denen anderer Stellen.
Beim Gesundheitsamt kann man auf Nachfrage keine Fehler in der Kommunikation erkennen. „Vielleicht gab es Missverständnisse bei den Anruferinnen“, heißt es dort. Das Amt sei von Montag bis Freitag unter 09071/51502 oder 51517 zwischen 8 und 18 Uhr erreichbar. Patienten wie Hausarztpraxen werde durchweg gesagt, dass eine Testung bei Personen ohne Symptome nur unter bestimmten Voraussetzungen sinnvoll sei, etwa bei engen Kontaktpersonen eines Infizierten oder im Rahmen der Prävention bei Reihentestungen in Alten- und Pflegeeinrichtungen. Enge Kontaktpersonen würden etwa seit rund einer Woche auch ohne Symptome getestet. Die Kapazitäten dafür seien vorhanden, auch im Landkreis.
Die Kapazitäten im Landkreis Dillingen sind nicht ausgelastet
In anderen Fällen, so die Antwort des Gesundheitsamts, wiegten sich Personen, die sich ohne Symptome testen lassen, nach dem Test womöglich in einer „Scheinsicherheit“, denn anstecken könne man sich ja jederzeit, auch nach dem Test. Allgemein sei dieser nur aussagekräftig, wenn die Person auch wirklich positiv getestet wird. Denn solch ein Test sei immer auch nur eine Momentaufnahme.
Ähnliches sagt auch der Dillinger Versorgungsarzt Dr. Alexander Zaune. Bei Tests von gesunden Personen besteht ihm zufolge immer auch die statistische Wahrscheinlichkeit eines sogenannten falsch positiven Tests, also eines Ergebnisses, das fälschlicherweise auf eine Infizierung des Patienten schließt. „Die Folgen dessen könnten schlimmer sein, als wenn sich eine gesunde Person nicht testen lässt“, sagt der Mediziner. Etwa, wenn ein Urlaub nicht angetreten wird, weil das Coronavirus fälschlicherweise diagnostiziert wurde. Außerdem müssen sich positiv Getestete in Quarantäne begeben. Wer sich auch ohne Symptome testen lassen will, sollte in jedem Fall vorab ein Beratungsgespräch mit dem jeweiligen Arzt vereinbaren.
Wer sich privat testen lassen will, der zahlt
Prinzipiell kann sich also jeder testen lassen, der das möchte – unabhängig von Symptomen. „Die Frage ist nur, wer dafür zahlt“, so Zaune. Bei Tests aufgrund von Symptomen, also bei einer klaren Indikation, sei es derzeit so geregelt, dass die Krankenkasse die Kosten übernehme. Die Kosten freiwilliger Tests müsse der Patient wiederum selbst übernehmen. Dr. Zaune und Dr. Uta-Maria Kastner vom Gesundheitsamt geben dafür rund 160 Euro als Preis an, zuzüglich der Beratung durch einen Arzt. Wer das möchte, solle sich an seinen Hausarzt wenden. „Aber es gibt Kollegen, die das nicht wollen“, erklärt Zaune. Denn mit den freiwilligen Tests gehen auch gewisse Risiken für die Hausärzte einher. „Dann kann man sich aber einfach einen anderen Arzt suchen, der das macht.“
Maria B. hat sich im Übrigen nicht auf das Virus testen lassen. Denn die vorgeschriebene Quarantänezeit von bis zu fünf Tagen, bis das Ergebnis da ist, war zu lang. „Dann hätte ich den Urlaub verpasst.“ Hannah A. will sich nach Absprache mit ihrem Hausarzt testen lassen, sobald ihre Quarantäne vorbei ist.
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