Die schlechten Nachrichten aus der Pro-Seniore-Einrichtung werden nicht weniger. Wie das Landratsamt bestätigt, sind vier weitere Bewohnerinnen des Bissinger Altenheimes mit Covid-19 verstorben. Dabei handelt es sich laut Behörde um eine 94-jährige, eine 90-jährige, eine 80-jährige und eine 71-jährige Frau, die alle positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Die Seniorinnen sind teilweise im Krankenhaus St. Elisabeth Dillingen behandelt worden, teilt die Behörde weiter mit. Damit steigt die Zahl der verstorbenen Bewohner des Pro Seniore auf 13. Somit sind im Landkreis Dillingen – Stand Donnerstag – insgesamt 14 Menschen an Covid-19 verstorben. Der Höhepunkt ist damit noch nicht erreicht. Zumindest, so bestätigt es Dr. Uta-Maria Kastner, Leiterin des Dillinger Gesundheitsamtes, gibt es für das Bissinger Altenheim noch keine positiven Prognosen. „Wir haben immer noch Bewohner, die neu erkranken. Wenn solch eine Infektion in einer Einrichtung ist, ist die schwer zu steuern“, sagt sie. Mindestens zwei Wochen dürften keine neuen Coronainfizierten hinzukommen. Kastner und ihre Kollegen sind regelmäßig vor Ort und machen Begehungen, um das Personal zu unterstützen. „Zudem testen wir Bewohner und Mitarbeiter immer wieder.“ Auch, so Kastner weiter, weil speziell bei älteren Menschen Symptome nicht eindeutig seien. Selbst bei Beginn einer Ansteckung nicht. „Unter Umständen erkennt man es spät“, erklärt die Expertin. Man versuche alles, um die Infektketten zu stoppen.
Täglich gibt es derzeit schlimme Nachrichten aus dem Seniorenheim
Die nahezu täglich schlechten Nachrichten aus dem Bissinger Seniorenheim gibt sie als Leiterin des Gesundheitsamtes bekannt. Kastner sagt, sie könne damit umgehen, wenn sie wisse, dass sie alles unternommen habe, was fachlich angebracht und in der Pandemiestrategie vorgegeben und sinnvoll sei. „Das habe ich getan, der Rest geht seinen Weg. Und dieser Weg ist manchmal schicksalhaft.“
Mit diesen Schicksalen müssen in erster Linie die betroffenen Familien umgehen. Aber auch die Mitarbeiter im Bissinger Pro Seniore verlieren lieb gewonnene Menschen, wie Pressesprecher Peter Müller betont. „Die Situation ist bedrückend und belastend. Aber es gibt einen Kampfeswillen, alle wollen das durchstehen und die Mitarbeiter wissen, dass sie einen Auftrag zu erfüllen haben“, so Müller. Alle würden überpünktlich zur täglichen Arbeit erscheinen, keiner stecke den Kopf in den Sand. „Das ist bewundernswert“, sagt der Sprecher.
Aktuell sind laut Müller nur die Bewohner im Pro Seniore untergebracht, die nach Ansicht von Ärzten „eine Ansteckung im Heim überstehen könnten“. Sie alle hätten Symptome, die beherrschbar seien. Dennoch sei der Verlauf einer Corona-Infektion nicht berechnbar, was die Situation nicht vereinfache. „Wir haben deshalb alles bis ins Letzte durchgekaut und logistisch durchgespielt. Drei Mal am Tag wird Fieber gemessen, es gibt immer eine Gesamtschau. Hat jemand morgens um sechs Uhr Anzeichen, wird mehrfach kontrolliert. Wir befinden uns am Rande des Machbaren.“
In Bayern gibt es Besonderheiten
Vermutlich auch deshalb hat ein Schreiben der Bissinger Residenzleitung, das unserer Redaktion vorliegt, unter den Mitarbeitern für Aufregung gesorgt. Darin wird von staatlichen Subventionen und drohenden Lohnkürzungen geschrieben. Pressesprecher Peter Müller erklärt: „Es gibt in Bayern zwei Besonderheiten. Für Mitarbeiter, die in Quarantäne sind, gibt es Lohnersatzleistungen. Das müssen wir nachweisen, wir haben ja laufende Lohnkosten. Wenn man will, ist das eine Art Kurzarbeitergeld für Leute, die daheim bleiben müssen.“ Des Weiteren gebe es in Bayern 500 Euro Bonus für Pflegekräfte. Um sowohl den Quarantäne-Zuschuss als auch den Bonus zu erhalten, brauche es einige Unterlagen und Nachweise seitens des Seniorenheimes. Deshalb, so steht es auch in dem Schreiben, brauche die Einrichtung von allen Mitarbeitern kopierte Personalausweise und entsprechende Bescheinigungen. Aber Müller räumt ein: „Es ist ein wenig unrund formuliert.“
Klassische Kurzarbeit oder andere Kürzungen im Pro Seniore seien überhaupt kein Thema. „Wie soll das denn bitte gehen?“
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