Rita Müller-Brenner hält sich für gewöhnlich nicht mit Gerüchten auf. Dafür habe sie als Geschäftsführerin der Erwin Müller Versandhaus GmbH in Buttenwiesen einfach zu wenig Zeit. In diesen Tagen ist das Gerede der Firmenchefin aber zu viel geworden.
"Rita, was ist denn los?"
Der Grund: Viele Menschen können die drei Firmen des „Müller-Imperiums“ im Zusamtal nicht auseinanderhalten – die Erwin Müller Versandhaus in Buttenwiesen und die beiden Wertinger Unternehmen Buttinette und Erwin-Müller-Group. Und weil die EM-Group, ein führender Zulieferer für den Hotel- und Gastronomiebereich, zuletzt wegen der Corona-Krise Personal abgebaut hat (wir berichteten), hat Geschäftsführerin Müller-Brenner wiederholt Anrufe erhalten. „Rita, was ist denn los?“, so lautete die Frage. Und deshalb sieht sich die Firmenchefin nun zu einer klaren Antwort veranlasst: „Stopp, uns geht es gut“, sagt die 67-Jährige, die zusammen mit Tobias Eder und Gründer Erwin Müller senior die Geschäfte führt.
Die Erwin Müller Versandhaus GmbH hat während der Corona-Krise profitiert. „Wir hätten uns diese Pandemie gerne erspart“, sagt Geschäftsführer Eder. Die Krise habe dem Unternehmen aber beachtliche Umsatzzuwächse beschert. Das liege am Lockdown. Die Menschen mussten viel zu Hause bleiben, hätten sich deshalb auf die eigenen vier Wände konzentriert und wollten es sich dort schöner machen. Mit der Konsequenz, dass auch mehr Tischdecken, Bademäntel, Frottee-Handtücher und Bettwäsche, die das Buttenwiesener Unternehmen seit einigen Jahren auch selbst produzieren lässt, bestellt wurden. „Wir haben seit Corona etwa 30 Mitarbeiter eingestellt“, informiert Rita Müller-Brenner. Die Entwicklung sei 2019 schon positiv gewesen. 2020 habe bisher alle Erwartungen übertroffen.
Die Geschäftsführerin will "demütig" bleiben
Die Geschäftsführerin arbeitet von Kindesbeinen an im Unternehmen mit, das ihr Vater 1951 gegründet hat. Und Rita Müller-Brenner will, wie sie unserer Zeitung sagt, auch in der gegenwärtigen Aufwärtsentwicklung „demütig“ bleiben. Das liegt auch daran, dass sie 2014 eine andere Situation erlebt hat. Vor sechs Jahren trennte sich die Erwin Müller Versandhaus GmbH von der Babyabteilung. Der Markt sei am Boden gewesen, Konkurrenten hätten unter ihrem Einkaufspreis Babyartikel verkauft.
„Wir haben 20 Millionen Euro Umsatz aufgegeben, das war wirtschaftlich schwierig, wir hatten zu knabbern“, sagt Geschäftsführer Tobias Eder. Inzwischen habe die Firma, die knapp 400 Mitarbeiter beschäftigt, wieder einen Umsatz von etwa 100 Millionen Euro. 2021 will die Erwin Müller Versandhaus investieren und ein großes Shuttlelager bauen. „Wir müssen die Lagerhaltung perfektionieren und schnell beim Ausliefern sein“, erläutert der Dillinger Tobias Eder.
Mehr als 80 Prozent der Aufträge kommen inzwischen online herein. Der gedruckte Katalog, der tausendfach verschickt wird, ist ein Auslaufmodell. Erwin Müller Versandhaus verfolgt eine ausgeklügelte Marketingstrategie, die Werbung ist auf Sat.1, der ARD und den Dritten Programmen zur besten Sendezeit zu sehen. „Wir müssen da sein, wo unsere Kunden sind“, erklärt Eder.
Erwin Müller sei im Übrigen unter den Ersten in der Branche gewesen, die einen Onlineshop eingerichtet haben. Das Unternehmen forciere gegenwärtig den Ausbau der eigenen Marke. Früher handelte die Firma nur mit fremden Marken. Heute entwickelt die Erwin Müller Versandhaus neben dem Handel mit Waren anderer Firmen ihre eigenen Produkte weiter. In Buttenwiesen werden die Bettwäsche und Handtücher entwickelt, produziert werden sie überall auf der Welt. Es werde auf eine nachhaltige Produktion geachtet, sagt Rita Müller-Brenner, indem über ein Handtuch streicht, und formuliert ein klares Ziel: „Wir wollen bei den Heimtextilien eine der führenden Marken werden.“
Für die Mitarbeiter gibt es zusätzlichen Lohn
Die Mitarbeiter, so die Unternehmerin, waren in der Corona-Zeit sehr gefordert. Und alle seien in dieser Extremsituation „sehr fleißig“ gewesen. Das habe sie schwer beeindruckt, sagt Rita Müller-Brenner. Es sei ihr deshalb ein Anliegen gewesen, die Mitarbeiter zusätzlich zu entlohnen.
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