Die sieben Denzel-Kapellen in der Region sind längst kein Geheimtipp mehr. Auch an diesem Pfingst-Wochenende dürften sich wieder Besucherscharen zu diesen architektonischen Kleinodien bewegen. Zwei Kapellen der Siegfried-und-Elfriede-Denzel-Stiftung liegen auf Buttenwiesener Flur – in Oberthürheim und bei der Bartlstock- und Ludwigsschwaige nördlich von Pfaffenhofen. Bürgermeister Hans Kaltner stuft die beiden Attraktionen im internen Vergleich ganz weit vorne ein. „Mir gefallen unsere beiden Kapellen wahnsinnig gut“, sagt der Rathauschef.
An Wochenenden ist das Aufkommen an Wanderern, Radlern und Autofahrern mitten im Donauried groß
Und weil es offensichtlich Gästen aus nah und fern ebenso geht, ist gerade an Wochenenden das Aufkommen an Wanderern, Radlern und Autofahrern, die mitten im Donauried einen Parkplatz suchen, groß. Kaltner hat deshalb angekündigt, die Gemeinde werde in der Nähe der Denzel-Kapelle bei der Bartlstockschwaige zwei kleinere Parkplätze schaffen (wir berichteten). Dazu sollen Schotterflächen befestigt werden. Aber nicht nur das. An der sogenannten „Brecht-Linie“ soll ein Denkmal entstehen, das an den berühmten Schriftsteller Bert Brecht (1898 bis 1956) und dessen Bruder Walter erinnert.
Walter Brecht leistete Kriegshilfsdienst auf der Bartlstockschwaige
Walter Brecht (1900 bis 1986) musste 1917 während des Ersten Weltkriegs Kriegshilfsdienst auf der Bartlstockschwaige ableisten. In dem Buch „Walter Brecht. Unser Leben in Augsburg, damals“ (Insel-Verlag) hat er seine Erinnerungen an das Arbeiten auf der Einöde im Donauried aufgeschrieben. „In diesem Sommer strömte aus Hof, Haus und Landschaft so viel auf mich ein, dass mir das Leben trotz des kurzen nächtlichen Schlafs und der Überanstrengung, noch dazu bei knappster Ernährung, nicht nur erträglich, sondern farbenreich und reizvoll erschien“, schreibt der jüngere Bruder Bertolt Brechts. Der spätere Dramatiker und Lyriker, der auf Eugen Berthold Friedrich Brecht getauft worden war, besuchte seinen Bruder auf der Bartlstockschwaige. Walter Brecht erinnert sich in dem Buch: „Auch Eugen mochte ein Gefühl für das ganz Andere dieses Landlebens haben. Er besuchte mich, wohnte ein paar Tage bei uns, machte Spaziergänge oder saß auf der Bank unter den drei Linden, sann nach und machte sich Notizen.“ In dieser Zeit soll das Gedicht „Kuh beim Fressen“ entstanden sein, das Bert Brecht zugeschrieben wird:
„Sie wiegt die breite Brust an holziger Krippe/Und frißt. Seht, sie zermalmt ein Hälmchen jetzt./Es schaut noch eine Zeitlang spitz aus ihrer Lippe/Sie malmt es sorgsam, daß sie’s nicht zerfetzt …
Ihr Leib ist dick, ihr trauriges Aug bejahrt/Gewöhnt des Bösen, zaudert sie beim Kauen/Seit Jahren mit emporgezogenen Brauen/Die wundert’s nicht mehr, wenn ihr dazwischenfahrt.
Und während sie sich noch mit Heu versieht/Entnimmt ihr einer Milch, sie duldet’s stumm/Daß seine Hand an ihrem Euter reißt./Sie kennt die Hand, sie schaut nicht einmal um/Sie will nicht wissen, was mit ihr geschieht/Und nützt die Abendstimmung aus und scheißt.“
Zurück zum geplanten Denkmal: Es soll beim Torso der Brecht-Linde entstehen. Dort wurden drei junge Linden nachgepflanzt. Der Entwurf stammt von Urban Design in Augsburg, er ist mit dem früheren Bezirksheimatpfleger Peter Fassl abgestimmt, erläutert Bürgermeister Kaltner. Dem Gemeinderat seien die Pläne ebenfalls vorgelegt worden, das Gremium habe sie wohlwollend zur Kenntnis genommen. Der Entwurf sieht vor, dass etwa zwei Meter lange Buchstaben, auf dem Boden liegend, das Wort Brecht bilden. Um das Projekt verwirklichen zu können, hat sich Kaltner auf die Suche nach Sponsoren gemacht. Das Denkmal werde etwa 30.000 Euro kosten, informiert der Bürgermeister. Kaltners Idee ist es, dass Sponsoren für jeweils einen Buchstaben des Namens Brecht aufkommen. Das Denkmal könne, wenn es nach Plan läuft, noch in diesem Jahr aufgestellt werden.
Lesen Sie außerdem:
- Auch sonntags wird nun in Wertingen getestet
- Von Prettelshofen fließt bald noch mehr Gas weg
- Ab ins Wasser – das Freibad in Wertingen will bald öffnen