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Burghagel: Eine Ära endet: Das Gasthaus „Löwen“ in Burghagel schließt

Burghagel

Eine Ära endet: Das Gasthaus „Löwen“ in Burghagel schließt

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    Der „Löwe“ war ihr Leben: Hildegard und Josef Kling schließen den Gasthof in Burghagel zum 1. Oktober.
    Der „Löwe“ war ihr Leben: Hildegard und Josef Kling schließen den Gasthof in Burghagel zum 1. Oktober. Foto: Andreas Schopf

    Das Gebäude kennen sie schon ihr Leben lang. Früher, als Kind, gingen sie dort zur Schule. Dann, 1966, machten die Eltern von Hildegard Kling aus dem Schulhaus eine Gaststätte. Seitdem gibt es den „Löwen“ in Burghagel – bis jetzt. Hildegard und ihr Mann Josef Kling, die das Lokal vor 24 Jahren übernommen haben, machen zum 1. Oktober Schluss.

    Der "Löwen" in Burghagel schließt

    Mit einer solchen Entscheidung hätten sie schon länger geliebäugelt, berichten die beiden. Nun seien mehrere Faktoren zusammengekommen. Zum einen das Alter: Er ist 71, sie 66 Jahre alt. Zudem plagen Hildegard Kling gesundheitliche Probleme. Ein Faktor, warum sie genau jetzt aufhören, ist auch eine Gesetzesvorgabe. Die würde vorschreiben, dass sie ab dem 1. Oktober ein neues Kassensystem benötigen – dessen Anschaffung würde wohl bis zu 9000 Euro kosten, berichtet Josef Kling. Gleichzeitig würden Renovierungen anstehen. Das einstige Schulgebäude stammt laut Historiker Georg Wörishofer ursprünglich aus dem Jahr 1837.

    Im ehemaligen Schulhaus in Burghagel war seit 1966 der Gasthof „Löwen“ ansässig. Nun soll das historische Gebäude verkauft werden.
    Im ehemaligen Schulhaus in Burghagel war seit 1966 der Gasthof „Löwen“ ansässig. Nun soll das historische Gebäude verkauft werden. Foto: Andreas Schopf

    Dies alles führte dazu, dass die Klings nun einen Schlussstrich ziehen. Schweren Herzens, wie sie betonen. Immerhin hat der „Löwe“ sie seit der Kindheit begleitet. „Er war mein Leben“, sagt Hildegard Kling. Sie half schon als Kind im Betrieb ihres Vaters, dem damaligen Bürgermeister Thomas Steinwinter. Als Teenager kamen Hildegard und Josef Kling – beide aus Burghagel – zusammen, heirateten und bekamen zwei Kinder. Während sie ausschließlich in der Wirtschaft arbeitete, verdiente er in seinem Hauptberuf in der Automobilbranche. Nach Feierabend half Josef Kling dann in der Wirtschaft mit, in der es, getreu dem Namen, nur Bier der Marke Löwenbräu gab. Nachdem die beiden 1996 das Gasthaus komplett übernommen hatten, gab es eine feste Aufteilung: Hildegard Kling war für die Küche und das Organisatorische zuständig, ihr Mann als „Allrounder“ für die beiden Gastsäle.

    Es habe gute, aber auch schlechte Zeiten gegeben, sagen sie rückblickend. Früher, als die Gastwirtschaft noch ein zentraler Treffpunkt im Dorf war, sei die Arbeit anstrengend gewesen. Der Betrieb lief häufig von morgens bis tief in die Nacht. „Es ist oft sehr spät geworden, das war schon hart“, sagt Josef Kling. Der Umgang mit den Menschen hätte aber auch Freude bereitet. Bei der Arbeit sei viel Herzblut dabei gewesen. Nicht nur aus dem Bachtal und dem Kreis Dillingen, sondern vor allem auch aus dem württembergischen Raum seien viele Gäste in den Ortsteil von Bachhagel gekommen. Vor allem für die Hähnchen sei ihr Wirtshaus bekannt gewesen, so die Klings. In ihrer lange Zeit sehr knapp bemessenen Freizeit sind sie häufig nach Augsburg gefahren, ihre Lieblingsstadt, wie sie erzählen.

    Die Gewohnheiten der Gäste haben sich verändert

    Die Gewohnheiten der Gäste haben sich in den vergangenen Jahrzehnten geändert, unter der Woche kamen nur noch wenige, berichten sie. Also haben die Wirte vor rund zehn Jahren ihre Öffnungszeiten verkürzt. Regulär hatten sie nur noch von Freitag bis Sonntag auf, für besondere Anlässe wie Geburtstage oder Beerdigungen auch an anderen Tagen. Die Corona-Krise traf sie zuletzt nicht mit voller Wucht. Das Mitnahmegeschäft sei gut gelaufen, so Josef Kling. Für die Entscheidung, aufzuhören, spielte die Pandemie keine Rolle.

    Ihren letzten Öffnungstag hatten sie am vergangenen Sonntag. Der Musikverein Burghagel spielte dafür auf, Bürgermeister und Gemeinderat waren da, die Kinder und Enkel sind extra zu diesem Tag angereist, zum Teil aus der Bodenseeregion. Auch die Mitarbeiter der VG Syrgenstein waren in der vergangenen Woche noch ein letztes Mal beim Mittagessen im „Löwen“. Die Abschiede seien emotional gewesen, die Gäste hätten das Aus sehr bedauert. „Da sind die einen oder anderen Tränen geflossen“, gesteht Hildegard Kling. Sie betont, dass sie große Dankbarkeit für die jahrzehntelange Treue der Menschen verspüre. Pläne für den Ruhestand haben die beiden nicht – dafür geht es der 66-Jährigen gesundheitlich nicht gut genug. Wie das Leben ohne ihr Gasthaus weitergeht, können sie sich noch gar nicht vorstellen. Das historische Gebäude möchten sie nun verkaufen. Eine Vorstellung oder einen Wunsch, was aus diesem werden könnte, haben sie nicht.

    Der "Adler" in Oberbechingen ist das letzte verbleibende Gasthaus in der Gemeinde Bachhagel

    Mit dem „Löwen“ verliert Bachhagel sein vorletztes Gasthaus. Der „Adler“ im Ortsteil Oberbechingen ist nun das letzte verbleibende Gastronomieangebot in der Bachtalgemeinde. „Das ist eigentlich zu wenig“, sagt Bürgermeister Ingo Hellstern, der das Aus des „Löwen“ sehr bedauert, wie er betont: „Das ist ein absoluter Verlust.“ Die Nachricht darüber habe ihn „schockiert“ – die Entscheidung der Wirtsleute könne er jedoch vollkommen nachvollziehen. „Es wird heutzutage immer schwieriger, Nachfolger zu finden“, so Hellstern.

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