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Bundestagswahl: Zwei Frauen aus der Region.

Nordschwaben

Wahl: Nur zwei Frauen aus der Region schafften es bisher in den Bundestag

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    Im Landsberger Bürgerbüro gibt es einen Infostand. Dort sitzt Rüdiger Munk und kümmert sich auch um die Briefwahl, die von den Landsbergerinnen und Landsbergern dieses Jahr sehr gut angenommen wird.
    Im Landsberger Bürgerbüro gibt es einen Infostand. Dort sitzt Rüdiger Munk und kümmert sich auch um die Briefwahl, die von den Landsbergerinnen und Landsbergern dieses Jahr sehr gut angenommen wird.

    Bei den Direktkandidaten war die Bundestagswahl 2017 in unserem Wahlkreis 254 eine reine Männersache. Unter den acht Erststimmenbewerbern fand sich keine einzige Frau. Dies hat sich dieses Mal verändert. Mit Edeltraud Schwarz (AfD), Kristin Burger (V-Partei3) und Barbara Riesner (Die Basis) bewerben sich drei Frauen um die Erststimme – bei zwölf Kandidaten und Kandidatinnen.

    SPD

    und Meyer (CSU) haben es über die Liste geschafft

    Im Bundestag ist der Frauenanteil in der Wahlperiode 2017 bis 2021 von 37,3 auf 31,4 Prozent gesunken. Aus dem Wahlkreis Donau-Ries schafften es bisher nur zwei Frauen in den

    Doris Meyer (1957–2012) wurde 2002 über die CSU-Liste in den Bundestag gewählt.
    Doris Meyer (1957–2012) wurde 2002 über die CSU-Liste in den Bundestag gewählt.

    Viele Leserinnen und Leser unserer Zeitung dürften sich noch an die Turbulenzen erinnern, die Fograschers Nominierung einst bei Genossen im Landkreis Dillingen auslöste. „Da ging’s richtig zur Sache, es war schon eine harte Auseinandersetzung“, erinnert sich die Nördlingerin. Denn sie hatte vor der Bundestagswahl 1994 mit dem Gundelfinger Stadtrat und SPD-Fraktionsvorsitzendem im Kreistag Walter Hartshauser einen männlichen Konkurrenten, der sich auch als Gewerkschafter bei den Sozialdemokraten im Kreis Dillingen einen guten Namen gemacht hatte.

    Die damalige SPD-Landesvorsitzende Renate Schmidt habe aber, wie Fograscher erläutert, darauf gedrängt, dass die bayerische SPD-Kandidatenliste im Reißverschlussverfahren paritätisch mit Männern und Frauen besetzt werden soll. Und der damalige Donau-Rieser Unterbezirksvorsitzende Johannes Strasser setzte auf Fograscher, weil er dadurch bessere Chancen für die Platzierung auf dieser Liste prophezeite. Die damalige Erzieherin musste sich einiges anhören. „Das Argument der älteren Herren war, dass ich als junge Frau ungeeignet wäre für den Bundestag“, sagt Fograscher. In der entscheidenden Nominierungsversammlung setzte sich die Nördlingerin knapp gegen Walter Hartshauser durch und wurde schließlich mit 37 Jahren – als Nachfolgerin von Axel Wernitz (SPD) – in den Bundestag gewählt.

    Von 79 Abgeordneten sind nur 9 Frauen

    Dass der Frauenanteil im Parlament gesunken ist, liege nicht an SPD, Grünen und Linken. Bei den Sozialdemokraten sind die Mandatsträgerinnen im Bundestag (67 Frauen, 85 Männer) nur leicht in der Unterzahl. Bei den Grünen (38 Frauen, 29 Männer) und der Linkspartei (37 Frauen, 32 Männer) haben die Frauen die Männer überholt. An CSU, FDP und vor allem AfD (unter deren 79 Abgeordneten sind nur neun Frauen) gerichtet, sagt Fograscher: „Außer Lippenbekenntnissen, dass alle mehr Frauen im Parlament wollen, hat sich nichts getan.“ Im Übrigen stagniere der Frauenanteil auch im Nördlinger Stadtrat und Donau-Rieser Kreistag, wo sich Fograscher nach ihrem freiwilligen Ausscheiden aus dem Bundestag (2017) heute noch engagiert.

    Gabriele Fograscher setzte sich 1994 vor ihrer ersten Wahl SPD-intern gegen Walter Hartshauser durch.
    Gabriele Fograscher setzte sich 1994 vor ihrer ersten Wahl SPD-intern gegen Walter Hartshauser durch.

    Die SPD-Politikerin sagt: „Die Quote war nur der Türöffner.“ Die anschließenden fünf Nominierungen aber nicht. Eine Bundestagsabgeordnete müsse gut vernetzt sein, ihren eigenen Weg gehen und ihr Thema finden. Fograscher engagierte sich in der Innenpolitik und war auch Sprecherin der Arbeitsgruppe gegen Rechtsextremismus. Für die Gleichberechtigung der Frauen sei „gesellschaftlich noch einiges zu tun“.

    Die zweite Frau aus der Region, die 2002 den Sprung in den Bundestag geschafft hat, war Müllermeisterin Doris Meyer (1957 bis 2012) aus dem Tapfheimer Gemeindeteil Oppertshofen. Kanzlerkandidat Edmund Stoiber triumphierte bei der Bundestagswahl 2002 zumindest in seiner Heimat Bayern, die Christsozialen holten 58,6 Prozent und 58 Mandate –

    Auf Ulrich Lange fielen 85 Stimmen

    Der langjährige Abgeordnete Hans Raidel war als Erststimmenkandidat gewählt worden. Als die Christsozialen 2005 Federn ließen und nur noch 46 Sitze bekamen, war Meyer draußen. Sie machte gegenüber unserer Zeitung keinen Hehl aus ihrer bitteren Enttäuschung. Ihrer Partei warf sie vor, „Lügen“ verbreitet zu haben, indem der Landesvorstand vor der Wahl versichert hatte, alle Listenkandidaten seien bestens abgesichert. 2009 wollte es Meyer dann noch einmal wissen und warf bei der CSU-Nominierungsversammlung in Bäumenheim ihren Hut in den Ring. Für den Bundestag wurde damals aber Ulrich Lange mit 85 Stimmen nominiert, auf Doris Meyer entfielen in der Stichwahl 68 Stimmen.

    Wofür stehen Ihre Kandidaten? Hier erfahren Sie es im Video

    Eine Politikerin aus der Region, die im Wahlkreis Augsburg-Stadt in den Bundestag gewählt wurde, ist Miriam Gruß. Die FDP-

    „Wir müssen versuchen, Frauen für die Politik zu begeistern“, sagt Gruß. Die Bedingungen dafür hätten sich aber in den vergangenen Jahren nicht verbessert. „Der Ton in der politischen Auseinandersetzung ist rauer geworden“, stellt Gruß fest. Am besten wirken ihren Worten zufolge Frauen, die sich als Vorbilder in der Politik engagieren.

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