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Blinheim: Ein Bauprojekt, das nicht alle Blindheimer begeistert

Blinheim

Ein Bauprojekt, das nicht alle Blindheimer begeistert

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    Dieses Bild hat uns der betroffene Nachbar, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, geschickt. Es zeigt die deutlich erhöhte Auffüllung des Grundstücks, auf dem mehrere Doppelhäuser entstehen sollen.
    Dieses Bild hat uns der betroffene Nachbar, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, geschickt. Es zeigt die deutlich erhöhte Auffüllung des Grundstücks, auf dem mehrere Doppelhäuser entstehen sollen. Foto: privat

    Der Höhenunterschied ist deutlich erkennbar. Das Grundstück in der Ortsmitte in Wolpertstetten, auf dem ein neues Gebäude entstehen soll, ist höher – zumindest wurde es knapp zwei Meter höher als eines der Nachbargrundstücke aufgefüllt. Der betroffene Nachbar, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, sagt: „Der Sockel des neuen Hauses ist auf Höhe meines Daches. Das ist für mich nicht nachvollziehbar, dass man ein Grundstück so auffüllen darf.“

    Grund für die Auffüllung sei die Entwässerung. Statt wie ursprünglich das Regenwasser über ein Rohr direkt in den hinten gelegenen Bach ablaufen zu lassen, habe der Bauherr eine neue Entwässerungsleitung im vorderen Bereich des Grundstücks verlegt. Das Wasser, so schildert es der Nachbar, laufe nun über Umwege wieder in denselben Bach zurück. „Statt direkt in den Bach, wird das Wasser um die Kurve geleitet und hat einen längeren Weg“, sagt er.

    Drei Wohnungen und fünf Doppelhäuser entstehen

    Durch die Rohrverlegung sei auch die hohe Auffüllung zustande gekommen – und in diesem Zuge die neue Zufahrtsstraße. Die sei ohne Rücksprache mit den Nachbarn gebaut worden. Ebenfalls höher. Auch das Thema Emissionsschutz sei laut dem Nachbarn nicht ausreichend beachtet. Und: „Wenn wir künftig das Fenster öffnen, schauen wir auf eine Betonwand.“ Das wolle er sich alles nicht gefallen lassen, und deshalb habe er rechtliche Schritte eingeleitet. Die Vorwürfe kennt Jürgen Frank. Blindheims Bürgermeister sagt auf Nachfrage: „Es ist meines Wissens rechtlich alles in Ordnung. Zudem ist die zuständige Bau- und Genehmigungsbehörde das Landratsamt.“

    Um was es geht? „Eigentlich um eine gute Sache, die wir als Gemeinde sehr begrüßen“, so der Bürgermeister weiter, „aber wie so oft, ist es auch hier so: Alle wollen die Verdichtung in Ortskern, aber nicht vor der eigenen Haustür.“ Frank erklärt, dass ein altes landwirtschaftliches Anwesen in Wolpertstetten, einem kleinen Ortsteil der Gemeinde, an einen Bauträger verkauft worden ist. Das Grundstück, das ein paar tausend Quadratmeter groß ist, war in privatem Besitz. Ein alter Stadel wurde abgerissen, der alte Zwiestock wurde vom Investor bereits komplett saniert. Die drei entstandenen Wohnungen sind fertig, wie der Bürgermeister sagt. Weitere fünf Doppelhäuser sind auf dem Grundstück geplant, für eines gibt es bereits einen Bauantrag, der beim Landratsamt Dillingen liegt.

    Die Auffüllungen sind dem Gefälle des Geländes geschuldet

    Dass es für diese Pläne Auffüllungen gab und eben auch die Stichstraße entstanden ist, die laut Bürgermeister „in der Tat relativ hoch rauskommt“, sei nicht wegzudiskutieren. Das sei aber dem Gefälle des Geländes geschuldet, es falle nach hinten ab. Die Auffüllung sei notwendig, damit der Investor „vorne das Wasser rausbringt“. Frank betont aber auch, dass die Straße nahezu das Niveau der Wolpertstettener Durchgangsstraße habe und beim Blick auf das Dorf wohl kein Unterschied sichtbar sei. Aber: „In Richtung Dorfrand sind Straße und geplantes Gebäude sicherlich höher. Der Absatz ist sichtbar.“ Vor allem für einen direkten Nachbarn.

    Deshalb habe die Gemeinde bereits versucht, eine Lösung zu finden. Bei einem Vor-Ort-Termin wollte man zwischen Nachbar und Investor vermitteln, schildert der Bürgermeister. Alternative Vorschläge seien besprochen worden, die von „Absatz früher beginnen“ bis hin zu „schräger Gartenanlage“ gereicht haben. „Ob es was geholfen hat, weiß ich nicht. Aber es gibt Möglichkeiten“, sagt Jürgen Frank, und: „Es wird alles im Landratsamt genehmigt. Und mein Stand ist, dass rechtlich alles sauber ist.“

    Es habe zwar zu Beginn des Projektes tatsächlich einen Baustopp gegeben – ein anderer Anlieger sei bezüglich Wasser- und Naturschutzrechten aktiv geworden. Unter anderem sei falsches Auffüllmaterial benutzt worden. „Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt waren vor Ort. Im Wasserschutzgebiet gibt es einige Eigenheiten, aber meines Wissens wurde alles so erledigt wie vorgeschrieben“, so Frank.

    Bauvorhaben in Wolpertstetten seit Längerem Thema beim Landratsamt

    Das bestätigt auch Christa Marx, zuständige Juristin am Landratsamt. Sie erklärt, dass das Bauvorhaben in Wolpertstetten seit Längerem immer wieder Thema in der Baubehörde sei. Zwischenzeitlich habe sich auch der Anwalt des Nachbarn gemeldet. Laut Marx sei unter anderem die Zufahrtsstraße strittig gewesen. Nach einem Ortstermin sei diese aber so verändert worden, dass das Grundstück nun über eine private Erschließungsstraße erreicht werde. „Das passt aus unserer Sicht“, so Marx. Aktuell liege ein Bauantrag für ein Doppelhaus vor. Der Antrag sei noch nicht genehmigt, „aber aus Städtebausicht und auch unserer Sicht ist dieser Antrag genehmigungsfähig. Und wenn das so ist, dann hat der Bauherr auch einen Rechtsanspruch auf die Genehmigung.“ Aus Gesprächen mit dem Investor wisse man aber auch, dass eine Reihe von Mehrfamilienhäusern in Wolpertstetten angedacht sei. „Wir haben versucht, das gegenseitige Verständnis herzustellen. Aber man kann nicht immer alles im Konsens schaffen“, so Marx.

    Für die Gemeinde Blindheim sei solch ein Bauprojekt der richtige Ansatz – immer noch. Bürgermeister Frank: „Wir sollen und wollen Flächen im Außenbereich sparen. Dann kommt ein Investor, der diesen Ansatz betreibt. Klar geht es um Geld, er setzt eine recht enge Bebauung an, aber es ist durchaus noch so, dass es passt.“ Wäre der Kommune das Grundstück zum Kauf angeboten worden, so wären laut Frank vermutlich auch neue Bauplätze entstanden. Dass die geplanten Doppelhäuser nun nicht den kleinen, schwäbischen Bauernhäusern ähneln, daran müsse sich der ein oder andere Wolpertstettener wohl noch gewöhnen. Durchaus würden die Gebäude aber ins Ortsbild passen, so Frank. Und: „Sicherlich ist ein wenig Angst dabei, davor, wer in die Häuser zieht. Aber ich denke, wenn mal zwei Gebäude stehen, dann wird sich alles beruhigen.“

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