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Blindheim: Warum nennt man Blindheimer "Bleede"?

Blindheim

Warum nennt man Blindheimer "Bleede"?

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    Laut einer Sage haben einst trinkfreudige Dillinger Studenten einem Wirt in Blindheim einen Streich gespielt.
    Laut einer Sage haben einst trinkfreudige Dillinger Studenten einem Wirt in Blindheim einen Streich gespielt. Foto: Frank Rumpenhorst, dpa (Symbol)

    Einige sind einem größeren Leserkreis bekannt, andere kennen nur wenige. Deshalb widmen wir uns den Sagen aus unserer Region. In dieser Folge geht es um den „betrogenen Wirt“ - und wie die Blindheimer zu ihrem Necknamen kamen. Entnommen sind die Erzählungen aus dem Buch „Sagen des Landkreises Dillingen“, das Alois Marb, Hans Bäuml und Martin Griffig im Jahr 1971 im Selbstverlag herausgegeben haben.

    In früherer Zeit kehrten Studenten der alten Dillinger Universität gerne beim Großwirt der Blindheimer Taverne ein. Hier wurde fröhlich getrunken und geschmaust. Manchmal machte die Zeche mehr aus, als die lustigen Zechbrüder alle miteinander in den Taschen hatten. Weil der Wirt ein Schalk war und in solchen Fällen fleißig mit der Kreide dick anschrieb, machten sich die Studenten auch kein Gewissen daraus, ihm bei passender Gelegenheit mit gleicher Münze heimzuzahlen.

    Sage: Trinkfeste Studenten wanderten von Dillingen nach Blindheim

    An einem schönen Sommertag zogen wieder einmal einige trinkfeste Kommilitonen aus Dillingen donauabwärts. Durch die weite Wanderung und das warme Wetter durstig geworden, kehrten sie, ohne einen Heller im Sack zu haben, fröhlich schwatzend beim Blindheimer Großwirt ein. Dem Durst hätte zwar auch Wasser geholfen, doch sie sagten sich: „Das Wasser taugt nicht in den Schuhen, geschweige denn im knurrenden Magen.“ Heute wollten sie dem ekelhaften Wirt einen Schabernack spielen, an den er noch lange denken sollte. „He, Wirt, wir sind heute ganz besonders hungrig und durstig; bring Er uns viel und gut zu essen und zu trinken!“, rief einer von ihnen. Der Wirt bediente die Herren auf das Beste, denn solche vornehmen Gäste kamen nicht jeden Tag.

    Als die Studenten nun nach Herzenslust gefuttert und gebechert hatten, rief ihr Wortführer: „He, Wirt, ich habe heute Geburtstag. Da geht die ganze Zeche auf meine Rechnung!“ Der Wirt beeilte sich, die kaum leserlichen Zahlen an der schwarzen Tafel zusammenzuzählen und wollte schon dem großzügigen Spender die Rechnung überreichen. Da erhob ein anderer energisch Einspruch: „Hierher, Herr Wirt, ich habe heute Spendierhosen an!“ Ein dritter und vierter erklärten übermütig: „An mir ist die Reihe, Herr Wirt, mich trifft’s!“ Der schmunzelnde Wirt wusste schließlich nicht, an wen er sich wenden sollte.

    Nun erhob sich feierlich der älteste Student und begann mit mächtigem Bierbass: „Herr Wirt, Ihr seht, es ist heute ein edler Wetteifer in uns entbrannt, Streit soll es aber deshalb unter uns nicht geben. Um uns nicht noch in die Haare zu geraten, schlage ich ein kleines, lustiges Spiel vor. Jeder kennt es, man nennt es Blindekuh. Wen Ihr, Herr Wirt, dabei erwischt, dem soll die Ehre zustehen, die ganze Zechschuld zu begleichen.“

    Heute noch foppt man Blindheimer mit "Bleende" oder "Bleede"

    Der Wirt gab sich damit zufrieden und ließ sich mit einem Tuch die Augen verbinden. Dann ging das Haschen in der großen Wirtsstube an. Die listigen Studenten aber zogen heimlich ihre Stiefel aus und schlichen einer nach dem andern auf Strumpfsocken zur Türe hinaus. Um den Wirt zu foppen, stellten sich einige draußen an die offenen Fenster und riefen ins Zimmer hinein: „Herr Wirt, Ihr seid auf der falschen Seite. Hierher, wenn Ihr einen von uns erwischen wollt!“ Bis der Wirt aber dem Tone nachging, eilten auch die letzten lachend davon. Als der Wirt endlich Argwohn schöpfte und die Binde von den Augen riss, war es zu spät.

    Die Blindheimer aber foppt man heute noch mit dem Necknamen „Bleende“ oder „Bleede“.

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