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Blindheim: Firmenchef Bernhard Miller äußert sich zum Ratsbegehern in Blindheim

Blindheim

Firmenchef Bernhard Miller äußert sich zum Ratsbegehern in Blindheim

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    Um diese Fläche im Gewerbegebiet „An der Bahn“ in Blindheim geht es: Soll ein Supermarkt angesiedelt werden oder kann sich dort die ansässige Firma Miller erweitern? Am Sonntag steht das Ergebnis des Bürgerentscheids fest.
    Um diese Fläche im Gewerbegebiet „An der Bahn“ in Blindheim geht es: Soll ein Supermarkt angesiedelt werden oder kann sich dort die ansässige Firma Miller erweitern? Am Sonntag steht das Ergebnis des Bürgerentscheids fest. Foto: Horst von Weitershausen

    In wenigen Tagen ist es soweit. Dann gibt es Klarheit darüber, wie es weitergeht. Am Sonntag, 31. Januar, findet in Blindheim ein Bürgerentscheid statt. Zur Abstimmung stehen zwei Fragen: Das Ratsbegehren will wissen, ob generell ein Supermarkt für die Gemeinde gewonnen werden soll. Das Bürgerbegehren will konkret wissen, ob ein Supermarkt auf einer Fläche im Gewerbegebiet „An der Bahn“ entstehen soll. Und genau diese Fläche ist Mittelpunkt der Diskussionen, die seit Wochen in der kleinen Gemeinde hoch hergehen. Denn: Es gibt einen Gemeinderatsbeschluss, dass diese Fläche an die ortsansässige Firma Miller verkauft werden soll. Und deren Pläne sorgen bei Anwohnern für mächtig Ärger.

    Herr Miller, Ihre Pläne haben ganz schöne Wellen geschlagen.

    Bernhard Miller: Ehrlich gesagt bin ich sehr froh, dass der Spuk am Sonntag vorbei ist und wieder ein Stück weit Normalität einkehrt. Überrascht bin ich schon von der Schärfe und Aggressivität, die zum Teil von den Befürwortern des Bürgerbegehrens gegen die Mandatsträger der Gemeinde an den Tag gelegt wurden. Um nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen, haben wir uns bewusst aus dem Schlagabtausch herausgehalten.

    In Blindheim soll eine Bodenreinigungsanlage entstehen

    Es soll eine der größten Kieswaschanlagen im Umkreis entstehen. Richtig?

    Miller: Wir wollen an dem Standort keine Kies-, sondern eine Bodenreinigungsanlage bauen. Aus unserer täglichen Praxis wissen wir, wie schwierig es heute ist, Aushubmaterial zu entsorgen. Sollte dieser Boden auch noch verunreinigt sein, ist es schlichtweg unmöglich, ihn ohne Weiteres abzugeben. Bezüglich der Anlagenleistung kann ich beruhigen: Die geplante Anlage hat nicht einmal halb so viel Durchsatz wie zum Beispiel das Kieswerk in Höchstädt.

    Wie funktioniert so eine Anlage?

    Miller: Es ist geplant, Boden aus umliegenden Baustellen aufzubereiten. Dieses Aushubmaterial kann auch belastet sein, ausgeschlossen sind jedoch Industrie-Müll und radioaktiver Abfall, dies wurde uns alles schon unterstellt. Zunächst wird der Boden in den neuen Hallen einer Voranalyse unterzogen. Danach wurde er bisher in unterschiedliche Entsorgungsklassen eingruppiert und deponiert. Mit dem Bau der Bodenaufbereitungsanlage wollen wir, die in der Regel außen anhaftenden Belastungen herausfiltern. Durch Wasserhochdruck in Kombination mit mechanischer Reibung werden die schadstoffhaltigen Ablagerungen und Verkrustungen gelöst und über Kammerfilterpressen ausgeschieden. Die unbelasteten Sande und Kiese werden wieder in den Kreislauf zurückgeführt. Die belastete Feinst-Fraktion wird entweder zur Verwertung in die Zementindustrie abgegeben oder entsorgt.

    Die Menge, die dann noch entsorgt werden muss, wird je nach Ausgangsmaterial um bis zu 80 Prozent reduziert. Dies spart wertvolles Deponievolumen und schont regionale Kies-Ressourcen. Wie man das von uns schon kennt, wird die Anlage mit Solarstrom von den Dächern betrieben. Das Regenwasser wird auf der kompletten Betriebsfläche aufgefangen und so aufbereitet, dass es als Waschwasser innerhalb der Anlage im Kreislauf verwendet wird. Diese Technik ist mittlerweile so ausgereift, dass kein Schmutzwasser über die örtliche Kläranlage abgeleitet werden muss.

    Die Planungen in Blindheim sind bis zum Bürgerentscheid eingestellt

    Wie weit sind die Pläne?

    Miller: Konkret befassen wir uns seit Sommer 2019 mit dem Projekt. Zum Jahresende 2019 haben wir unser Vorhaben im Gemeinderat vorgestellt und am 21.1.2020 den ersten Zuschlag für die Fläche noch vom alten Gemeinderat erhalten. Zwischenzeitlich wurde dieser Beschluss wieder aufgehoben und das Grundstück öffentlich zum Verkauf ausgeschrieben. In der Sitzung vom 17.9.2020 wurden die eingegangenen Angebote ausgewertet und uns erneut der Zuschlag erteilt. Trotz dieser Hängepartien haben wir unsere Planungen intensiviert und auch mehrere Anlagen im Ausland besichtigt. In diesem speziellen Recycling-Bereich sind uns beispielsweise die Schweizer 20 Jahre voraus.

    Liegen Ihre Planungen aktuell brach?

    Miller: Die standortbezogenen Planungen wurden seit Bekanntwerden des Bürgerentscheids eingestellt. Die Anwohner kritisieren vor allem die Gemeinde, dass diese sie nicht mit ins Boot geholt hätte und nicht transparent genug kommuniziert wurde.

    Sehen Sie das auch so?

    Miller: Für die Anlieger ist es ein sehr sensibles Thema. Bei den gemeinsamen Terminen wurde auch immer wieder auf emotionaler Ebene versucht, die Ratsmitglieder zu beeinflussen. Unbestritten ist jedenfalls, dass wir die Anlieger unverzüglich über den Kauf und unsere Planungen informiert haben. Vielleicht sind wir der Gemeinde ein wenig zuvorgekommen. Uns war es jedoch sehr wichtig, transparent in einem offenen Dialog über unser Vorhaben zu sprechen. So wurden bereits bei mehreren Projektvorstellungen vor dem Gemeinderat Verbesserungsvorschläge und Anpassungen zugunsten der Anwohner in unsere Planung mit aufgenommen. Auch Teil-Flächen werden nun von der Gemeinde nicht mehr verkauft, um eine Beschattung von Anlieger-Grundstücken zu vermeiden.

    Das Versprechen eines Supermarkts ist spekulativ

    Angeblich hätten Ihnen einzelne Gemeinderäte eine Alternativ-Fläche in Richtung Höchstädt vorgeschlagen.

    Miller: Das habe ich auch in der Zeitung gelesen. Ich musste wirklich lange nachdenken, was damit gemeint war. Von Herrn Audibert kam während einer Ratssitzung der Vorschlag, meinen Solarpark „An der Bahn“ zurückzubauen und die Bodenwaschanlage dort zu errichten.

    Sie haben abgelehnt, oder?

    Miller: Im Zeitalter der regenerativen Energien kann sich über die Sinnhaftigkeit dieses Vorschlags jeder selbst ein Bild machen. Auf diesen Flächen produzieren wir jährlich rund vier Millionen Kilowattstunden grünen Strom, wir recyceln circa 80000 Tonnen Bauschutt und 6000 Tonnen Gummiabfälle. Wärme beziehen wir aus unserer werkseigenen Biomasse-Heizanlage. Wir haben Fuhrpark und Baumaschinen komplett auf Bio-Hydrauliköl umgerüstet. Die Bodenreinigungsanlage wäre die nächste Innovation in unserem Betrieb. Das ist gelebter Umweltschutz und dafür stehen wir.

    Geschäftsführer Bernhard Miller und Sohn Kevin.
    Geschäftsführer Bernhard Miller und Sohn Kevin. Foto: Horst von Weitershausen

    Was halten Sie davon, einen Supermarkt in Blindheim zu bauen?

    Miller: Einerseits finde ich die Idee einer örtlichen Nahversorgung mit regionalen Produkten und Anbietern gut. Andererseits müssen wir uns auch im Klaren sein, dass dies zulasten des ansässigen Einzelhandels geht und Leerstände im Ortskern zur Folge haben kann. Der Bevölkerung einen Supermarkt zu versprechen, obwohl nur Geldgeber und keine Discounter bereitstehen, halte ich für äußerst spekulativ. Bevor Investoren tief in die Tasche greifen, werden detaillierte Standort- und Marktanalysen erstellt. Falls dann wirklich eine Supermarktkette Interesse zeigt, wird sie das Grundstück südlich der B16 bevorzugen. Diese Einschätzung teilt übrigens auch Bauunternehmer Rudolf Kimmerle aus Höchstädt. Es ist zu befürchten, dass sich dieses Vorhaben in bester Gesellschaft zum gegenüberliegenden Bahnhofsgebäude einreiht, wo die Gemeinde seit Jahren Bau-Aktivitäten herbeisehnt.

    Was, wenn die Mehrheit für das Bürgerbegehren stimmt?

    Miller: Wir fühlen uns sehr wohl in Blindheim und sehen die Fläche aufgrund bestehender Synergien zum jetzigen Betriebsstandort als optimal für unser Vorhaben an. Das Gewerbegebiet „An der Bahn“ ist die einzige freie Gewerbefläche. Über ein Jahr wurden wir hingehalten, weil die Gemeinde auch versuchte, einen Konsens mit den Anliegern zu erreichen. Da kurzfristig keine weiteren Gewerbeflächen verfügbar sind, sehen wir uns gezwungen, zumindest diesen Betriebszweig woanders zu platzieren. Welche Auswirkungen das für die bestehenden Firmen am Standort hat, kann ich heute noch nicht sagen.

    Was, wenn das Ratsbegehren gewinnt?

    Miller: Dann werden wir unsere Planungen umsetzen. Aber auch hier müssen wir die Vorgaben des Bebauungsplans hinsichtlich der Emissionen einhalten. Sollten die Detailplanungen ergeben, dass wir diese Auflagen nicht erfüllen können, werden wir auch keine Bodenreinigungsanlage bauen. Dies habe ich den Anliegern und Gemeinderäten versprochen und dazu stehe ich. Unabhängig davon ist die Gewerbefläche für die Weiterentwicklung unserer sonstigen Betriebe unverzichtbar, auch das wissen alle Beteiligte.

    Wie viel wollen Sie investieren?

    Miller: Die geplanten Investitionskosten für die Bodenwaschanlage belaufen sich auf knapp acht Millionen Euro. Bis zu zehn neue Arbeitsplätze werden geschaffen, darunter in naher Zukunft auch drei Ausbildungsplätze.

    Der Standort wäre gesichert, oder?

    Miller: Mit dem Bekenntnis unseres Sohnes Kevin, den Betrieb weiterführen zu wollen, haben wir den Standort in den letzten fünf Jahren kontinuierlich ausgebaut. Neben dem Neubau unseres Bürogebäudes und mehrerer Hallen wurden weitere Betriebszweige, wie ein Containerdienst mit Entsorgungsfachbetrieb und eine Gummi-Recyclinganlage, in Betrieb genommen. An Gebäuden, Anlagentechnik und Maschinen wurden seitdem über zehn Millionen Euro investiert.

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