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Bissingen/Buggenhofen: Als Buggenhofen das größte Fest feierte, das das Kesseltal je erlebt hat

Bissingen/Buggenhofen

Als Buggenhofen das größte Fest feierte, das das Kesseltal je erlebt hat

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    So sah Buggenhofen im Jahr 1967 aus.
    So sah Buggenhofen im Jahr 1967 aus.

    Im Jahre 1771 konnte die Wallfahrt Mariä Himmelfahrt in Buggenhofen ihr 300-jähriges Jubiläum feiern. Im Gegensatz zum aktuellen Jahr, in dem das 550-jährige Bestehen nur eingeschränkt gefeiert werden kann, fand damals ein Fest statt, dessen Dimensionen man sich heute kaum mehr vorstellen kann. Und dass, obwohl es die Menschen auch vor 250 Jahren alles andere als leicht hatten. Trotzdem wurde zu Ehren der Gottesmutter Maria und zur Feier der auf das Jahr 1471 zurückgehenden Wallfahrt eine komplette Festwoche geplant und umgesetzt. In den Jahren zuvor schon war die Kirche innen restauriert und mit den Stuckverzierungen sowie Wand- und Deckengemälden so ausgestaltet worden, wie sie heute noch zu sehen ist. Die Künstlernamen Laurentin Hieber und Johann Baptist Enderle sind seither mit Buggenhofen verbunden. Die Feierwoche 1771 wurde auf den 1. bis 8. September festgelegt, damit die Pilgerinnen und Pilger aus der bäuerlich geprägten Region nach der Haupterntezeit besser verköstigt werden konnten. Am 12. August kam bereits aus Rom die Botschaft, dass ihnen ein vollkommener Ablass ihrer Sünden gewährt werden könne.

    10.000 Kommunionen wurden damals in Buggenhofen gespendet

    Im Rahmen der sogenannten „Festoktav“ wurden mehr als 10.000 Kommunionen gespendet und es fanden 130 heilige Messen statt, also mehr als 15 pro Tag. Im Rahmen der Haupt-Festwoche waren zahlreiche hochrangige Festprediger anwesend, die unter anderem von St. Ulrich und Afra in Augsburg, Heilig Kreuz in Donauwörth, den Klöstern und Wallfahrtskirchen in Wemding, Mönchsdeggingen und Unterliezheim kamen. Äbte, Priore, Pröbste und Dekane gaben sich gleichsam die Klinke in die Hand, und Pfarrer aus dem Ries (Munningen, Hoppingen), dem Donautal (Tapfheim) oder vom Härtsfeld (Dunstelkingen) unterstützten die Geistlichen vor Ort ebenfalls.

    Bis heute ist die Wallfahrtskirche Buggenhofen, das Ziel vieler Pilgerreisen.
    Bis heute ist die Wallfahrtskirche Buggenhofen, das Ziel vieler Pilgerreisen.

    Die seelsorgerische und organisatorische Betreuung der Wallfahrt Mariä Himmelfahrt lag damals nicht wie heute in den Händen des Pfarrers im nahen Bissingen, sondern von 1566 bis 1817 in jenen der Benediktiner des fast zehn Kilometer entfernten Klosters Mönchsdeggingen. Ungeachtet dessen gehörte Buggenhofen aber seit der Gründung der Wallfahrt zur Pfarrei Bissingen.

    Die Festfeier 1771 begann schon am Vortag der Festoktav mit dreimaligem Festgeläute und Geschützfeuer, mit der Aussetzung des Allerheiligsten und der Lauretanischen Litanei, begleitet von Pauken und Trompeten.

    Auch heute noch hat Buggenhofen als Wallfahrtsort Bedeutung

    Tags darauf, am 1. September, begann um 5 Uhr morgens die erste Messfeier in dieser Woche. Alle drei Eingänge der Kirche waren festlich geschmückt und mit eigens für diesen Anlass gemalten Bildern der Gottesmutter Maria und ihrer Bedeutung für Buggenhofen geschmückt. Am letzten Festtag, dem 8. September, erschienen aus der langen Reihe der Pfarreien, die jedes Jahr mit ihren Gläubigen ihre traditionelle Wallfahrt nach Buggenhofen durchführten, die Pfarrgemeinden aus Wörnitzstein, Mertingen, Amerdingen und Bissingen. Letztere zog mit Musik, mit 36 Mann Bürgerwehr sowie mit allen Zünften des Marktortes mit ihren Fahnen und Abzeichen in die Kirche ein. Die geplante Schlussprozession musste allerdings wegen des Regenwetters ausfallen.

    Der Hochaltar, errichtet im Jahre 1725. So sahen ihn auch schon die vielen Pilgerinnen und Pilger im Jahre 1771.
    Der Hochaltar, errichtet im Jahre 1725. So sahen ihn auch schon die vielen Pilgerinnen und Pilger im Jahre 1771.

    Aber auch ohne diesen Schlussakt blieb der Zustrom nach Buggenhofen in dem Festjahr 1771 ungebrochen. Niedergeschrieben steht, dass in jenem Jahr insgesamt 953 heilige Messen gefeiert wurden. Auch im restlichen 18. Jahrhundert und im 19. Jahrhundert erlebte die Wallfahrt Mariä Himmelfahrt eine Blütezeit, welche die vielen Votivtafeln und andere Relikte bezeugen. Heute noch kommen die Gläubigen aus den schon genannten Gemeinden, aus dem Donautal und dem angrenzenden Augsburger Raum, aus dem gesamten Ries, vom württembergischen Härtsfeld herunter und natürlich aus dem Kesseltal selbst in das oft als „Gnadenort“ bezeichnete Dörfchen im Hahnenbachtal. So hat dieser Wallfahrtsort, der zu den ältesten in Bayern zählt, auch nach 550 Jahren seines Bestehens noch eine Zukunft.

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