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Bergheim: Landwirte und die Politik: Ein Post mit großer Wirkung

Bergheim

Landwirte und die Politik: Ein Post mit großer Wirkung

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    Zeit für Aussprache: FW-Politiker Fabian Mehring (Mitte links) traf sich mit den Jungbauern Michael Sing, Christoph Rau und Christina Ott (von links).
    Zeit für Aussprache: FW-Politiker Fabian Mehring (Mitte links) traf sich mit den Jungbauern Michael Sing, Christoph Rau und Christina Ott (von links). Foto: Mayer

    Manchmal braucht es nicht viel. Nur eine etwas freche Antwort, ein wenig Geplänkel – und zwei Wochen später steht ein Landespolitiker vor der Tür. So war das zumindest bei Michael Sing, Nachwuchs-Landwirt aus Bergheim.

    Der sieht vor nicht allzu langer Zeit ein Foto auf Instagram und kann sich nicht zurückhalten: Das Bild zeigt den parlamentarischen Geschäftsführer der Freie-Wähler-Fraktion im Landtag, Fabian Mehring, mit einem Vertreter des Bayerischen Bauernverbands. Sing wittert da etwas und fragt provokativ, ob Mehring überhaupt schon einmal einen Stall von innen gesehen habe. „Nur, weil ich meiner Mutter am Sonntag zuschaue, wie sie einen Braten macht, kann ich das nächste Woche nicht selbst machen“, wird er später sagen. Mehring kontert, Sing lädt ihn ein. Wenige Wochen später stehen etwas mehr als ein Dutzend Menschen – Landwirte, ihre Familien und Vertreter des Bauernverbands im Kreis – vor dem Kuhstall des Sing-Hofs in Bergheim und warten auf den hohen Besuch, bereit zu sagen, was längst hätte gesagt werden müssen.

    Die Probleme der Landwirte im Landkreis Dillingen

    Es geht an diesem Vormittag um viele Themen: Konkurrenz aus dem Ausland, der Einsatz von Düngemittel, Anbindehaltung und eine nach Ansicht vieler traditioneller Landwirte übermäßige Ökologisierung des Berufs. Kreisobmann Klaus Beyrer vom Bauernverband diagnostiziert am Beispiel Tierhaltung zwei massive Probleme: Dass da Politiker, die „null Ahnung von der Materie haben“, Vorgaben machen. Und, dass man sich als Landwirt auf einem „komplett volatilen Markt“ bewege. „Wir brauchen Produktionsbedingungen, die es uns ermöglichen, auf dem Markt zu bestehen“, fordert er.

    Vor allem um die jungen Bauern geht es an diesem Vormittag. Sing, der Mehring einlud und dieser Tage die Ausbildung an der Landwirtschaftsschule beendet, hat Klassenkameraden eingeladen: Christoph Rau aus dem Landkreis Heidenheim beklagt etwa die fehlende Planungssicherheit. Gesetze und Richtlinien änderten sich ständig und seien teilweise unüberblickbar. „Manchmal weiß man gar nicht mehr, krieg’ ich jetzt ’ne Anzeige, wenn da einer ein Foto macht?“

    Oft wüssten die Landwirte nicht, ob sich Investitionen überhaupt lohnen, weil sich in wenigen Jahren wieder eine Vorgabe ändern könnte. Das beklagt auch Christina Ott aus dem Donau-Ries. Sie erhalte von vielen Molkereien jetzt weniger Geld pro Liter Milch, weil sie ihre Kühe in Anbindehaltung hält – obwohl es den Tieren ihrer Einschätzung nach genauso gut gehe wie anderen. Um das zu ändern, brauche sie einen größeren Stall – und der koste knapp 1,5 Millionen Euro. „Wenn wir jetzt bauen, gelten die Richtlinien vielleicht in ein paar Jahren nicht mehr“, sagt sie.

    Mehring kritisiert "Insellösungen"

    Mehring hört sich all das an, zeigt Verständnis. Lösungen kann der Landtagsabgeordnete aber nicht präsentieren. Die Vorgaben kämen meist aus der EU oder aus Berlin. Im Bundesrat werde Bayern von den anderen Bundesländern überstimmt.

    Markus Söder, mutmaßt er, taktiere mit grüner Politik, weil er womöglich Kanzler werden könnte und dafür die Grünen brauche. Mit Bezug auf die Anbindehaltung und den Druck von außen, mehr Tierwohl zu ermöglichen, spricht Mehring von „Insellösungen“, die man in Deutschland und Europa forciere. Das bringe dem Tierwohl und der Umwelt insgesamt jedoch wenig, sagt er, wenn andere es anderswo dann nicht auch besser machen würden. Damit mache man nur die lokale Wirtschaft kaputt. Es brauche überregionale Standards, um ebendies zu verhindern.

    Die Frage, ob er überhaupt schon mal in einem Stall war, weist Mehring im Übrigen zurück. Aufgewachsen in einem 800-Seelen-Dorf im Landkreis Augsburg habe er schon viele Ställe von innen gesehen. Den Beweis sicherte sich Sing an dem Vormittag trotzdem noch. Siehe Foto.

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