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Ballhausen: Mit 89 Jahren macht die Wirtin in Ballhausen Schluss

Ballhausen

Mit 89 Jahren macht die Wirtin in Ballhausen Schluss

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    Seit 67 Jahren ist Maria Bunk die Wirtin im Gasthaus Adler in Ballhausen. Zum 31. Oktober wird die mittlerweile 89-Jährige aufhören.
    Seit 67 Jahren ist Maria Bunk die Wirtin im Gasthaus Adler in Ballhausen. Zum 31. Oktober wird die mittlerweile 89-Jährige aufhören. Foto: Schopf (Archiv)

    Maria Bunk hat in diesem Oktober einen Geburtstag gefeiert, den nicht viele erreichen. Die Ballhauserin wurde 89 Jahre alt. Es war nicht das einzig Bemerkenswerte an diesem Ehrentag. Bunk verkündete ihrer Familie eine Entscheidung. Eine, von der man meinen sollte, dass sie eine Frau ihres Alters nicht mehr zu treffen hat. Nicht so bei der rüstigen Seniorin. Sie schmiss bis zuletzt das Gasthaus Adler in Ballhausen. Jetzt, zum 31. Oktober, ist damit Schluss. Maria Bunk wird als Wirtin aufhören.

    Maria Bunk hört auf: In Ballhausen endet eine Ära

    In Ballhausen endet damit eine Ära. Seit 1952 war der Gasthof fest mit ihrem Namen verbunden. 67 Jahre lang empfing sie dort Gäste, schenkte aus und kochte für sie an ihrem „Heiligtum“, wie sie ihren historischen, mit Feuer betriebenen Herd nennt. Jetzt zieht sich die 89-Jährige endgültig aus der Gastronomie zurück. „Ich glaube, ich bin alt genug dafür und habe das lange genug gemacht“, sagt Bunk und lacht. Sie sei sich sicher, dass im Landkreis Dillingen niemand sonst in ihrem Alter noch hinter dem Tresen steht – und das bereits seit fast sieben Jahrzehnten. Zur Veranschaulichung: Als sie in Ballhausen anfing, hat die halbe Maß Bier genau 38 Pfennig gekostet.

    Das Gastgewerbe begleitete Bunk, die ursprünglich aus Frauenriedhausen stammt, ihr ganzes Leben. In der Wirtschaft der Eltern half sie tatkräftig mit. Durch ihren Mann kam sie im Jahr 1952 nach Ballhausen. Das Paar wohnte und arbeitete im Anwesen rund um das Gasthaus Adler, zu dem früher auch ein landwirtschaftlicher Betrieb gehörte. Bunk schuftete Tag und Nacht. Morgens um sechs melkte sie die Kühe, mittags ging es hinaus aufs Feld, und abends bewirtete sie im Wirtshaus die Gäste, die mitunter bis spätnachts sitzen blieben. Am nächsten Morgen ging es für Bunk wieder früh raus – und das jahrzehntelang. Ganz nebenbei zog sie sieben Kinder groß. „Im Nachhinein bin ich selbst verwundert, wie ich das alles geschafft habe“, sagte Bunk Anfang des Jahres im Interview mit der Donau-Zeitung (lesen Sie hier den ganzen Artikel).

    Die Bedingungen wurden immer schwieriger

    Das Gasthaus Adler in Ballhausen wird nicht weiter betrieben werden.
    Das Gasthaus Adler in Ballhausen wird nicht weiter betrieben werden. Foto: Schopf (Archiv)

    Im Gegensatz zu früher, als die Gaststätte noch ein wichtiger Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft war, wurden die Bedingungen für die Wirtin immer schwieriger. Stammtische lösten sich auf, Vereine wie der FC Ballhausen haben ihre eigenen Lokale bekommen, dazu Liefer- und Fertigessen an jeder Ecke: So zählte das Wirtshaus immer weniger Gäste und wurde zuletzt zum Minusgeschäft. Für Bunk kein Grund zum Aufhören, die jahrelang weitermachte – aus Leidenschaft, wie sie betonte. Seit dem Tod ihres Mannes 1992 führte sie das Gasthaus alleine. Auch im hohen Alter bekochte sie ihre Gäste noch selbst. Ihre Spezialitäten: selbst gemachte Spätzle und frittierte Hähnchenschenkel. Kamen einmal größere Gruppen, etwa zu einer Feier oder einem Leichenschmaus, bekam sie Unterstützung durch ihre Töchter. Bunk hat sieben Kinder, 15 Enkel und sechs Urenkel. Nach dem Ende ihrer Tätigkeit als Wirtin möchte sie sich wieder einem Hobby widmen, das in den vergangenen Jahren zu kurz kam: das Stricken.

    Und was passiert nun mit dem Wirtshaus in Ballhausen? Christian Rau, Bunks Enkel, hat die Räumlichkeiten, die neben der Gaststube auch Wohnflächen beinhalten, im Jahr 2004 erworben und wohnt dort mit seiner Großmutter sowie Frau und Kind. Er sagt: „Wir werden das Gasthaus nicht weiter betreiben.“ Dafür wäre eine komplette Sanierung notwendig. „Das kann ich nicht stemmen.“ Was stattdessen mit den Räumlichkeiten passiert, weiß Rau noch nicht. Er möchte einen Architekten hinzuziehen, um sich über mögliche Nutzungsformen zu informieren.

    Das Wirtshaussterben in Syrgenstein setzt sich fort

    Für die Gemeinde Syrgenstein bedeutet das Aus des Adlers, dass sich das Wirtshaussterben im Ort fortsetzt. Bis vor 20 Jahren habe es noch fast zehn Gastwirtschaften gegeben, erinnert sich Bürgermeister Bernd Steiner. Mittlerweile sei nur noch ein Lokal übrig geblieben, in dem man essen gehen könnte: das Gasthaus Schlössle in Staufen. „Wir sind froh über alles, was noch da ist“, sagt Steiner. Ihm ist bewusst: „Die Gewohnheiten der Menschen haben sich verändert.“

    Lesen Sie hier einen ausführlichen Hintergrund zur Wirtin Maria Bunk: Warum sich eine 88-Jährige noch hinter den Tresen stellt

    Lesen Sie auch: Mirjam Steiner will Bürgermeisterin von Syrgenstein werden

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