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Bächingen: Die Bächinger Schlossgeschichte ist fernsehreif

Bächingen

Die Bächinger Schlossgeschichte ist fernsehreif

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    Über die Premiere freuen sich (von links) Sabine von Süsskind (Eigentümerin Schloss Dennenlohe), Baron Albrecht von Süßkind-Schwendi, daneben sein Großneffe, der „Gartenbaron“ Robert Freiherr von Süsskind (Eigentümer Schloss Dennenlohe) und Filmemacher Jochen Schaufelberger.
    Über die Premiere freuen sich (von links) Sabine von Süsskind (Eigentümerin Schloss Dennenlohe), Baron Albrecht von Süßkind-Schwendi, daneben sein Großneffe, der „Gartenbaron“ Robert Freiherr von Süsskind (Eigentümer Schloss Dennenlohe) und Filmemacher Jochen Schaufelberger. Foto: Johanna Hofmann

    Verborgen hinter hohen Mauern und Bäumen liegt Schloss Bächingen an der Brenz im Dornröschenschlaf. Die wechselvolle Geschichte des fast 500 Jahre alten Schlosses, den Aufstieg und Niedergang der Adelsfamilien, die dort im Laufe der Jahrhunderte gelebt haben, das konnte man viele Jahre nur erahnen. Jetzt zeigt das der Dokumentarfilm „Bächinger Schlossgeschichten“ von Jochen Schaufelberger. Vor Kurzem feierte der Film Premiere im Dorfgemeinschaftshaus von Bächingen, ganz nahe beim Ort der Handlung. Auch die zweite Premierenvorstellung war ausverkauft, gebannt folgten die Zuhörerinnen und Zuhörer den Erzählungen und Berichten über eine längst vergangene Zeit. Zehn Jahre lang hat der 30-jährige Schaufelberger, der mittlerweile eine Sektkellerei an der Mosel führt, für sein Herzensprojekt nachgeforscht und sein umfangreiches Filmmaterial schließlich zu einem professionellen, fernsehreifen Dokumentarfilm verarbeitet.

    Mithilfe des Nördlinger Archivars Dr. Johannes Moosdiele-Hitzler kamen zahlreiche, bisher unbekannte Details hinzu, die der Fachmann in mehreren Archiven recherchierte. „Ohne seine Hilfe wäre ich gar nicht an all diese Informationen rangekommen“, betont Schaufelberger. Im Stil einer modernen Dokumentation zeigt sein Film die Geschichte des Bächinger Schlosses und der adeligen Besitzer in ihrer Zeit, wie sie auch in einem Historienfilm oder der beliebten TV-Serie „Downton Abbey“ spielen könnte.

    Die Familie Süßkind-Schwendi kam im 19. Jahrhundert nach Bächingen

    Mit Ahnherr Johann Gottlieb von Süßkind begann die Epoche dieser Adelsfamilie als Herrschaft auf Schloss Bächingen. Im frühen 19. Jahrhundert kaufte der reiche Augsburger Bankier sechs Schlösser für seine Kinder – darunter Bächingen, Haunsheim und Dennenlohe. Das Wechsel- und Darlehensgeschäft hatte ihm horrende Renditen eingebracht. Er war einer der Hauptaktionäre der neu gegründeten Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank, führte erfolgreiche Geschäfte in Österreich und der Schweiz. „Johann Gottlieb gilt als reichster Unternehmer Schwabens seit dem Dreißigjährigen Krieg“, erzählt Sabine von Süsskind, die mit ihrem Ehemann, dem „Gartenbaron“ Robert Freiherr von Süsskind, aus Dennenlohe zur Filmpremiere gekommen ist. 

    In den „Bächinger Schlossgeschichten“ kommen Zeitzeugen zu Wort, zeichnen ein Bild ihrer Erinnerungen an eine Kindheit auf dem Schloss, als es noch keinen Mangel an Bediensteten gab. Der Großteil der Landbevölkerung arbeitete in der Landwirtschaft, junge Frauen gingen bei der Schlossherrschaft als Dienstmädchen in Anstellung. Dem strengen Adelsherrn, Baron Albrechts Großvater Richard von Süßkind-Schwendi, habe man versucht, „möglichst wenig zu begegnen“, schildert seine Enkelin Margarete von Bezold (geb. Gräfin von Sponeck). So war es auch strengstens verboten, etwas aus dem Obst- und Gemüsegarten zu naschen. Ob das die Kinder beeindruckt hat? „Ach, da sind wir natürlich mit Begeisterung rein!“, amüsiert sich Margarete von Bezold in der Erinnerung.

    Nazis sprengten die Brücke zum Schloss Bächingen

    „Alle hatten vor ihm Respekt“, betont Baron Albrecht. „Das war damals für uns Kinder ein besonderes Aufwachsen, die Generalität war ja wegen meines Großvaters häufig im Schloss.“ Freiherr Richard stand im Rang eines Generals a. D. und war mit preußischen Tugenden erzogen worden. „Er duldete keine Nachlässigkeiten. Kam jemand zu spät zum Essen, gab es für ihn nichts mehr – keine Ausnahme“, erzählt sein Enkel. In den Interviews berichten die Zeitzeugen aber auch von schweren Zeiten. Trotz seines Einflusses konnte der Schlossherr nicht verhindern, dass die Nazis die Brücke zum Schloss sprengten. Babette Fetzer, eines der Dienstmädchen, erlebte während des Zweiten Weltkriegs einen Fliegerangriff auf Bächingen – „es war unglaublich. Da hat der Boden gebrannt“, wiederholt sie mehrmals unter dem Eindruck ihrer Erinnerung.

    Die Bächinger Schlossanlage verfällt zusehends. Vor Kurzem stürzte das Dach der Gärtnerhaus-Remise ein.
    Die Bächinger Schlossanlage verfällt zusehends. Vor Kurzem stürzte das Dach der Gärtnerhaus-Remise ein. Foto: Johanna Hofmann

    Es scheint, als hätten die Zeitzeugen bei ihren Schilderungen die Kamera ganz vergessen. Für die Interviews hatte Jochen Schaufelberger nur ein grobes Konzept vorbereitet. „Das kann man nicht von vornherein festlegen, welche Erinnerungen da geweckt werden“, sagt der junge Filmemacher. Baron Albrecht ist auch am zweiten Abend der Premiere mit dabei, lässt die Geschichte seines ehemaligen Schlosses auf sich wirken. Schaufelberger vermutet, dass es den Baron auch ein bisschen wehmütig macht.

    Unterhalt des Bächinger Schlosses ist eine große Last

    Fünf Generationen lang war die Herrschaft Bächingen im Besitz derer von Süßkind-Schwendi. 2013, im selben Jahr, als der 30-Jährige für seine Recherche an ihn herantrat, hatte Baron Albrecht von Süßkind-Schwendi das Schloss verkauft und war mit seiner Ehefrau, einer gebürtigen Prinzessin zu Schaumburg-Lippe, ins ehemalige Pfarrhaus gezogen. Der Unterhalt für das große historische Gebäude, in dem sie zuletzt nur noch zu zweit lebten, das sei eine große Last gewesen, sagt der ehemalige Schlossherr. Es war schwierig, einen Käufer zu finden. „Ein Interessent plante, auf dem Gelände eine chemische Fabrik zu bauen“, erinnert sich der 87-Jährige. An ihn wollte er lieber nicht verkaufen, sagt er zurückhaltend. Plötzlich sei aber eine ältere Dame auf ihn zugekommen, deren Traum es wohl schon als Kind war, einmal ein Schloss zu besitzen. Mit dem Verkauf endete fast 500 Jahre nach seiner Erbauung die Ära der Adelsfamilien als Herrschaft von Schloss Bächingen.

    Das Bächinger Schloss soll durch einen Verein erhalten bleiben.
    Das Bächinger Schloss soll durch einen Verein erhalten bleiben. Foto: Johanna Hofmann

    Das Wahrzeichen von Bächingen steht nun bereits seit zehn Jahren leer und verfällt zusehends. Vor einigen Wochen hatten Unbekannte die Einrichtung des Jägerhauses durchwühlt, zerfetzt. „Die haben die Fenster eingeschlagen und die historischen Möbel rausgeschmissen“, sagt Schaufelberger betroffen. „Das war pure Zerstörungswut.“ Kurz vor der Premiere der „Bächinger Schlossgeschichten“ stürzte das Dach der Gärtnerhaus-Remise ein. Das Schloss selbst sei in einem desaströsen Zustand, „wie es innen aussieht, weiß zurzeit keiner“, sagt Schaufelberger. 

    "Freundeskreis Schloss Bächingen" soll Erhalt sichern

    Er bemühe sich, zusammen mit Archivar Moosdiele-Hitzler und dem Denkmalamt Kontakt zur Eigentümerin aufzunehmen. Das gestalte sich als schwierig. Die über 90-Jährige lebt nicht vor Ort, sei mittlerweile im Altenheim. Schaufelberger und Moosdiele-Hitzler haben nun einen neuen Plan. Ein „Freundeskreis Schloss Bächingen“ soll die Pflege der historischen Schlossanlage sicherstellen. „Wir wollen, dass das Schloss als Wahrzeichen von Bächingen erhalten bleibt. Dazu braucht es einen potenziellen Käufer mit der nötigen Ausdauer, Idealismus, einem Nutzungskonzept – und Geld“, sagt der 30-jährige Bächinger.

    Der Dokumentarfilm „Bächinger Schlossgeschichten“ wird am 10. August noch einmal im Dorfgemeinschaftshaus Bächingen gezeigt, einige Karten sind noch unter www.schaufelberger-sekt.de reservierbar. Ab Herbst ist die Ausgabe des Films auf DVD geplant, sie kann bei Jochen Schaufelberger vorbestellt werden. Einen Vorgeschmack bietet die a.tv-Sendung „Heimatzeit“ vom 5. Juni 2024 mit einem Beitrag zum Film sowie ein Trailer auf YouTube. Eine Liste mit Veröffentlichungen von Archivar Dr. Johannes Moosdiele-Hitzler mit Bezug zu Bächingen und Links zu weiteren Medienbeiträgen ist ebenfalls erhältlich.

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