Es ist schon eine recht abenteuerliche Geschichte, die das Ehepaar Irene (92) und Alfons (93) van den Woldenberg aus Bachhagel erlebt hat. Doch letztendlich hat das dazu geführt, dass die beiden am 6. Januar, an Heilige Drei Könige, ihren 70. Hochzeitstag feiern konnten.
Wie der Krieg die beiden Bachhagler zusammenbrachte
Dabei spielte auch der Krieg eine tragende Rolle, doch anschließend schwang der Fasching sein Liebeszepter für das Jubelpaar. Wie so häufig in den Kriegsjahren wurden wegen der Bombenangriffe Familien aus ihren Städten evakuiert und auf dem Land, meist bei Bauern, einquartiert. So wurde auch eine Familie Kissmann aus Essen auf dem Bauernhof der Familie Kienle in Bachhagel einquartiert.
Auf dem Bauernhof arbeitete auch Tochter Irene, die, wie es damals üblich war, nach dem Besuch der Schule in Bachhagel auf dem elterlichen Hof mithelfen musste. „Als im Jahr 1943 die Familie Kissmann nach Essen fuhr, um Verwandte zu treffen, war ich auch dabei“, erzählt Ehefrau Irene. Denn eine Großstadt habe sie schon auch einmal kennenlernen wollen. „Hier haben wir uns dann auch zum ersten Mal getroffen“, berichtete Alfons van den Woldenberg, doch Irene habe wieder zurück nach Hause fahren müssen. „Und so haben wir uns zwar aus den Augen, jedoch nicht aus dem Sinn verloren.“
Von Giengen nah Bachhagel zu Fuß für die Liebe
Im Februar 1945 musste Alfons van den Woldenberg, der nach der Schule eine Ausbildung zum Maler und Lackierer absolviert hatte, noch in den Krieg ziehen. Er geriet in amerikanische Gefangenschaft, aus der er jedoch noch im gleichen Jahr entlassen wurde. In der Karnevalszeit 1948 kam es zu einem neuerlichen Treffen des Jubelpaares, denn Irene war mit Bruder Theo zu Familie Kissmann gereist, die mittlerweile wieder in Essen wohnte.
Alfons hatte inzwischen bei der Bahn angeheuert, wodurch es ihm möglich war, die Freifahrten für Bahnangehörige zu nutzen. „Bis Giengen fuhr die Eisenbahn“, sagt der „Gnaden-Hochzeiter“ Alfons. Von dort sei er dann nach Bachhagel gelaufen, um endlich seine Irene zu sehen und in den Arm zu nehmen. Geheiratet wurde standesamtlich am 6. Januar 1951 in Essen-Borbeck, die kirchliche Trauung erfolgte am 19. Mai in Günzburg. Ein Jahr nach der Hochzeit wurde Sohn Walter geboren, dem bis zum Jahr 1966 noch vier Brüder und eine Schwester folgen sollten. Bis Ende Oktober 1957 lebte die Familie noch auf dem Hof der Eltern Kienle in Bachhagel. Dann konnte sie in das eigene Haus einziehen, welches unter tatkräftiger Mithilfe der Schwiegereltern innerhalb eines Jahres gebaut wurde, berichtet das Jubelpaar.
Was für das Paar eine glückliche Ehe ausmacht
Bereits im Mai 1952 hatte sich Alfons beruflich verändert. Er war von der Bahn zur Firma Ziegler nach Giengen gewechselt, wo er 38 Jahre bis zu seinem Ruhestand gearbeitet hatte. „Wichtig für den Bestand einer solch langen Ehe ist die tiefe innere Zuneigung, sprich Liebe“, sagt das Gnadenhochzeitspaar.
Hinzu komme ein intaktes Familienleben sowie bei ihnen das gemeinsame Hobby der Ahnenforschung. „Aber auch ein gewisser Freiraum für jeden Partner ist äußerst wichtig“, betonen die beiden. Groß gefeiert wird der 70. Hochzeitstag coronabedingt nicht, berichten die Eheleute. Nach einer Messe in Syrgenstein kommen die Kinder nach und nach zum Gratulieren. Das sei dann auch genug.
Lesen Sie dazu auch:
- So beschäftigte der Landkreis Dillingen 2020 die Justiz
- Wohin mit dem Christbaum?
- Naturschutzbehörde Dillingen: Piepmätze sind bedroht