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1. September 2020: Der Landkreis Dillingen setzt auch in der Corona-Krise auf Azubis

1. September 2020

Der Landkreis Dillingen setzt auch in der Corona-Krise auf Azubis

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    Heute ist Dienstag, der 1. September – und damit beginnt für viele junge Menschen ein neuer Lebensabschnitt. Auch bei uns im Landkreis Dillingen starten viele Auszubildende.
    Heute ist Dienstag, der 1. September – und damit beginnt für viele junge Menschen ein neuer Lebensabschnitt. Auch bei uns im Landkreis Dillingen starten viele Auszubildende.

    Die Reisebüros kämpfen ums Überleben, die Friseure haben Einbußen, Bar- und Kneipen-Besitzer wissen nicht, wie es überhaupt weitergehen soll. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie gibt es Verlierer und Gewinner in der Wirtschaft – auch bei uns im Landkreis Dillingen. Viele Unternehmer und Einzelhändler müssen sich neu aufstellen oder gar Personal kündigen. Viele Betriebe haben seit Monaten Kurzarbeit angemeldet. Und trotzdem, das betont Bernd Brenner, Bezirksvorsitzender des Handelsverbands Schwaben und Dillinger Unternehmer, deutlich: „Die Zahlen beweisen, dass es aktuell besser läuft als vielleicht vermutet.“ Er bezieht sich dabei vor allem auf den heutigen 1. September. Es ist Ausbildungsstart, auch in der Corona-Krise.

    Mehr Ausbildungsplätze als Bewerber

    Brenner erklärt, dass die schwabenweiten Zahlen zeigen, dass viele Einzelhändler Ausbildungsplätze anbieten. Zwar herrschten lokal durchaus Unterschiede, es gebe aber genügend Angebote. Brenner: „Es ist teils sogar so, dass es zwar Ausbildungsplätze gibt, aber keine Bewerber.“ Das liege seiner Meinung nach auch daran, dass es die jungen Menschen immer mehr in die Großstädte ziehe und viele konkrete Vorstellungen haben. Es fehle manchmal an Flexibilität. „Trotzdem: Für mich ist es erfreulich, dass viele Einzelhändler den Mut haben, Auszubildende einzustellen. Das ist für mich der Silberstreifen am Horizont“, so Brenner weiter. Hinzu komme, dass sich die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr – trotz Corona – die Waage halten. Brenner: „Ich habe befürchtet, dass es größere Einbrüche gibt.“ Dabei betont er aber, dass Branchen wie Tourismus, Gastronomie und nach wie vor Metzgereien und Bäckereien es schwer haben, Nachwuchs zu finden. Schon vor Ausbruch der Pandemie.

    Idealisten im Buchhandel

    Und auch, wenn es zum heutigen Ausbildungsstart im Einzelhandel gut ausschaue, so haben Bernd Brenner und seine Kollegen Angst vor einer zweiten Ausgangssperre. „Sie ist sehr groß“, so der Bezirksvorsitzende. Er schließe deshalb nicht aus, dass sich unter Umständen auch noch in diesem Jahr – nach der Probezeit der neuen Azubis – wirtschaftliche Probleme ergeben. Dennoch, das ist Brenner wichtig: „Wir starten positiv.“ Auch bei ihm in der Dillinger Buchhandlung fängt ab Dienstag eine neue Auszubildende an. Sie macht eine Lehre als Kauffrau im Einzelhandel. „Die Bewerberzahlen im Buchhandel sind deutlich zurückgegangen, aber das ist auch sehr speziell. Wir sind nicht unbedingt die auflebende Branche, das kann ich schon verstehen“, sagt er lachend. Umso größer sei die Freude über Idealisten, wie es Brenner formuliert. Zwar nicht idealistisch, aber dennoch interessiert an außergewöhnlichen Ausbildungsberufen muss man auch bei den Donau-Stadtwerken Dillingen Lauingen (DSDL) sein. Heute fängt aber kein Azubi an. „Wir hätten schon dieses Jahr eine Fachkraft für Abwassertechnik und eine für Wasserversorgungstechnik ausgebildet“, sagt Werkleiter Wolfgang Behringer. Doch niemand hatte sich dafür beworben. Umso glücklicher ist Behringer, dass es zum 1. September 2021 klappt. Insgesamt vier Auszubildende fangen dann bei der DSDL in Dillingen an.

    Gastronomie und Tourismus leiden

    Auch der bayerische IHK-Ausbildungsexperte Wolfgang Haschner betont, dass Bewerber aktuell gute Chancen haben – erst recht in der Corona-Krise. In einer Pressemitteilung steht: „Wir haben in Bayerisch-Schwaben nach wie vor mehrere hundert offene Stellen.“

    Nach wie vor gesucht werden vor allem Auszubildende in IT-Berufen oder in der Logistik. Auch im Handel gibt es noch viele offene Stellen. Selbst im kaufmännischen Bereich, in dem die Nachfrage der Bewerber traditionell besonders hoch ist, sind in diesem Jahr in einzelnen Regionen noch Ausbildungsplätze zu bekommen. „Es lohnt sich auf jeden Fall, auch in diesem Bereich nachzufragen oder gezielt in der Lehrstellenbörse zu suchen“, sagt Haschner. Das gilt ebenfalls für Gastronomie und Tourismus. Die Branche, die in den vergangenen Jahren unter einem massiven Bewerbermangel gelitten hat, hat die Corona-Krise besonders getroffen. Trotzdem haben sich zuletzt viele Betriebe gemeldet, die doch noch ausbilden wollen. „Wir bekommen immer wieder offene Stellen gemeldet“, sagt Haschner.

    Das freut auch Gregor Ludley, Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Dillingen und Firmenchef bei Nosta in Höchstädt. Er geht noch einen Schritt weiter und sagt: „Den Kopf in den Sand stecken, empfinde ich als einen Fehler. Wir sollten erst recht in schlechten Zeiten oder in Krisen an der Ausbildung festhalten.“

    Investition in die Zukunft

    Auch wenn bei Unternehmern die Geldmittel nicht üppig vorhanden seien, so würde er persönlich, wenn irgendwie möglich immer neue Lehrlinge einstellen. „Für mich ist die Ausbildung ein wichtiger Meilenstein. Das sind Fachkräfte aus eigener Hand und sie sichern unsere Zukunft“, sagt Ludley. Bei ihm in Höchstädt starten heute vier neue Azubis.

    Der Regionalvorsitzende erinnert zudem daran, wie schnell sich die Wirtschaft vor mehr als zehn Jahren auch aus der Rezession wieder herausgearbeitet habe. Das habe gezeigt, wie wichtig eigene Fachkräfte sind. In seiner Funktion bei der IHK habe er bislang von Kollegen, mit denen er in direktem Kontakt stehe, nicht mitbekommen, dass jemand auf Azubis aufgrund der Corona-Krise verzichte. Im Gegenteil. (mit corh)

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