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Medientage München 2015: Deutsche Medienbranche diskutiert über die digitale Zukunft

Medientage München 2015

Deutsche Medienbranche diskutiert über die digitale Zukunft

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    Auf den Medientagen in München wird über die digitale Zukunft diskutiert.
    Auf den Medientagen in München wird über die digitale Zukunft diskutiert. Foto: Marc Müller (dpa)

    Dieses Geständnis überraschte dann doch das Publikum in dem voll besetzten Saal des Internationalen Congress Centers in München: „Ich habe als Feind des Fernsehens angefangen“, sagte Entertainer Thomas Gottschalk am Mittwoch zum Auftakt der Medientage

    Die Diskussion, die sich dem anschloss und die Gottschalk moderierte, brachte dagegen viel Erwartbares – zumindest für das Fachpublikum. Von ZDF-Programmchef Norbert Himmler bis zu Wolfgang Link von „ProSiebenSat.1 TV“ waren sich die Teilnehmer dieses „

    Medientage München: Fernsehen im Umbruch?

    Und das, obwohl den etablierten Sendern die jungen Zuschauer regelrecht wegbrechen, weil sie lieber im Internet surfen als fernzusehen. Und das, obwohl das „klassische Fernsehen“ bereits für tot erklärt wird. Wer nun meint, dies seien Fach-Diskussionen, der irrt. Denn es geht auch darum, wie wir künftig Fernsehen schauen: Was wir sehen, wie viel, wo, wann und wie. Das Fernsehen befindet sich in einer Umbruchphase – für Mediennutzer seien das rosige Zeiten, meinten die „Medienmacher“ in der Diskussionsrunde. Schließlich sei das Angebot so groß wie nie.

    Das wiederum stelle eine Riesen-Chance für die Branche dar. TV- und Filmproduzent Fred Kogel von Constantin Medien („Fack ju Göhte 2“, „Er ist wieder da“) schwärmte gar von einem „hervorragenden Ausblick“. Man müsse nur möglichst gute und kreative Programminhalte auf allen Kanälen anbieten und „maximal schnell sein“.

    Alles ist gut? Das Fernsehen ist tot, lang lebe das Fernsehen? Das wollte Thomas Gottschalk nicht so recht glauben. Kein Wunder: Fast 21 Millionen Menschen sahen ihn 1990 im ZDF, als er „Wetten, dass ..?“ präsentierte. Später musste er die Einstellung der Show unter Moderator Markus Lanz miterleiden. Eines der letzten TV-Lagerfeuer war erloschen. Nur noch bei Fußball-Spielen oder dem „Tatort“ versammeln sich Millionen Menschen vor den Fernsehgeräten.

    Der Optimismus auf dem Podium wollte auch nicht zu dem passen, worüber Siegfried Schneider, der Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, oder die bayerische Wirtschafts- und Medienministerin Ilse Aigner (CSU) zuvor in ihren Reden sprachen – von „radikalen Veränderungen“ (Schneider) nämlich und „einem historischen Umbruch“, bei dem „kein Stein auf dem anderen“ bleibe (Aigner). „Wer zu lange zögert, wird von der Entwicklung überrollt“, sagte Aigner.

    Sie vertrat, wie schon beim „Zeitungskongress 2015“ in Regensburg vor einem Monat, den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, der offensichtlich mit der Flüchtlingskrise beschäftigt ist. Aus Sicht Aigners müsse die Branche jetzt neue Marktchancen flexibler nutzen als bisher, die Politik müsse die Vielfalt der Medien in Bayern wie in Deutschland stärken. Dies will sie mit der Förderung von Gründern erreichen sowie gleichen rechtlichen Rahmenbedingungen für alle Mediengattungen.

    Neue Chancen für Mediennutzer und -macher

    Der Optimismus auf dem Podium wollte auch nicht zum sperrigen Motto der Medientage München passen: „Digitale Disruption“. Damit ist gemeint, dass eine innovative Technologie wie das Internet oder eine App bestehende Technologien oder Angebote vollständig ablösen könnte. Bislang zeigte die Geschichte, dass Bestehendes blieb: Die CD etwa verdrängte zwar die Schallplatte als Massenmedium, ersetzte sie aber nicht komplett. Auch die Tageszeitung starb mit der Einführung des Fernsehens nicht aus.

    Ist das Glas also halb voll oder halb leer? Miriam Meckel, Chefredakteurin der WirtschaftsWoche, wies darauf hin, dass der digitale Wandel die Branche vor gewaltige Herausforderungen und Probleme stelle, ihr aber teils völlig unvorhergesehene Chancen biete – wenn sie Risiken nicht scheue und Mediennutzern bessere Angebote mache: bessere Inhalte und eine bessere Werbung. Mediennutzer müssten unaufdringlicher und passgenauer angesprochen werden. Nur so könne sich guter Journalismus im Netz durch Werbung finanzieren.

    Medientage München: Das Internet verdrängt nicht das Fernsehen 

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