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Verbraucherministerin: Ilse Aigner wird zum Opfer eines Twitter-Fakes

Verbraucherministerin

Ilse Aigner wird zum Opfer eines Twitter-Fakes

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    Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) twittert nicht - auch wenn es so aussieht.
    Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) twittert nicht - auch wenn es so aussieht. Foto: dpa

    Ilse Aigner ist bekanntlich keine große Freundin moderner Datendienste. Die CSU-Ministerin ist eine scharfe Kritikerin von Facebook, nahm Apple wegen Datenspeicherungen in die Pflicht, schoss gegen Google Streetview, weil der Straßendienst ein Eingriff in die Privatsphäre der Bürger sei, und forderte ein Verfallsdatum für persönliche Daten im Internet.

    Umso erstaunlicher war es, dass Aigner am Dienstag unter die aktiven Twitter-Nutzer ging - scheinbar. Unter dem Account @ilseaigner, der bereits im April 2010 angelegt worden war, wurden plötzlich jede Menge Kurznachrichten ins Netz gestellt. "Ich halte Twitter datenschutzrechlich für unbedenklicher als Facebook, da es hier um öffentliche und weniger um private Informationen geht", hieß es da etwa. Oder auch "Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner trifft amerikanischen Landwirtschafsminister Vilsack". "Mein erster Retweet", verkündete die Ministerin scheinbar stolz.

    Die Meldungen stießen offensichtlich auf großes Interesse in der Netzgemeinde. Fast tausend Menschen folgten zuletzt den Nachrichten, die unter dem Namen @ilseaigner bei Twitter veröffentlicht wurden - "natürlich" mit Bild der Ministerin und Link zu ihrer offiziellen Internetseite. "Aus Facebook hatte sie sich öffentlichkeitswirksam abgemeldet, nun versucht sie sich bei Twitter", vermeldete eine Regionalzeitung.

    Ministerium: Frau Aigner twittert nicht

    Dumm nur: In Wirklichkeit war es überhaupt nicht die Ministerin, die dort schrieb. "Frau Aigner twittert nicht", betonte am Mittwoch ein Sprecher des Bundesverbraucherministeriums gegenüber Augsburger Allgemeine Online. Es handle sich um einen Fake, eine Fälschung.

    Soziale Netzwerke im Internet

    Soziale Netzwerke sind mittlerweile aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Sie bieten ihren Mitgliedern unter anderem die Möglichkeit, persönliche Profile zu erstellen (mit Fotos, Videoclips, etc.), private Netzwerke zu schaffen und Informationen auszutauschen.

    Facebook: Facebook ist mit über 750 Millionen Mitgliedern im Moment das größte Online-Netzwerk der Welt. Im Februar 2004 gründete der Harvard-Student Mark Zuckerberg zusammen mit drei anderen Pionieren das Portal zunächst als uni-internes Netzwerk. Mittlerweile hat sich daraus eine weltumspannende Community entwickelt.

    Twitter: Seit März 2006 haben Privatpersonen, Unternehmen, Organisationen und Medien die Möglichkeit, kurze Textnachrichten (maximal 140 Zeichen) zu veröffentlichen ("twittern"). Die Leser können zu einem bestimmtes Thema in Echtzeit auf dem Laufenden gehalten werden und einzelne Beiträge kommentieren.

    Google plus ist die Antwort von Google auf den Erfolg von Facebook. Im Frühsommer 2011 gestartet, schoss die Mitgliederzahl bereits in der Testphase binnen zwei Wochen auf über 20 Millionen. Gelobt wurden vor allem die Datenschutzeinstellungen, die bei Google plus besser als bei Facebook seien. Seit Ende September ist Google plus für jedermann offen.

    XING: Die deutsche Kontakt-Plattform XING wurde 2003 unter dem Namen OpenBC ins Leben gerufen. Jeder registrierte Benutzer kann dort sein eigenes Profil erstellen und vorrangig geschäftliche, aber auch private Kontakte knüpfen und verwalten.

    Myspace: Die Community gibt es seit Juli 2003. Das Portal bietet seinen Mitgliedern die Möglichkeit, Benutzerprofile zu erstellen, verschiedenen Gruppen beizutreten und Blogs anzulegen. Einige Jahre konnte Myspace sich als populärstes Soziales Netzwerk behaupten, bis ihm schließlich 2008 Facebook den Rang ablief.

    studiVZ/schülerVZ/meinVZ: StudiVz (Studiverzeichnis) wurde im November 2005 gegründet und inhaltlich sowie optisch an die englischsprachige Version von Facebook angelehnt. Anfangs war das Portal sehr beliebt, kann inzwischen aber nicht mehr mit Facebook konkurrieren.

    LinkedIn: Ähnlich wie XING ist auch LinkedIn dafür vorgesehen, Geschäftskontakte zu knüpfen und zu pflegen. Die Plattform wurde 2003 in Kalifornien gegründet und zählt inzwischen mehr als 100 Millionen Mitglieder. Damit ist LinkedIn das international erfolgreichste Netzwerk dieser Art.

    wer-kennt-wen: Die wer-kennt-wen-Betreiber (mittlerweile RTL interactive) möchten alle erreichen, die ein Mindestalter von 14 Jahren erreicht haben. Die Plattform wurde 2006 ins Leben gerufen und konnte sich bislang vor allem in Rheinland-Pfalz, Hessen und im Saarland etablieren. In einigen anderen deutschen Bundesländern sowie in Österreich und der Schweiz verzeichnet das Netzwerk steigende Mitgliederzahlen.

    Wer sich bei Twitter als Ilse Aigner ausgibt, ist bislang unklar. Fest steht: Auch, nachdem der Schwindel aufflog, hat derjenige oder haben diejenigen offensichtlich Spaß. "Ob ihr echt seid oder nicht, sagt euch gleich das Licht", hieß es dort am Mittwochmittag.

    Wie lange der gefälschte Account noch besteht, bleibt offen. Das Verbraucherministerium hat sich nach eigenen Angaben bei Twitter beschwert und die Löschung verlangt.

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