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Twitters Erfolg: Von #aufschrei bis #papst

Twitters Erfolg

Von #aufschrei bis #papst

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    Jetzt wird gezwitschert: Das Twitter-Logo ist weltweit bekannt.
    Jetzt wird gezwitschert: Das Twitter-Logo ist weltweit bekannt. Foto: dpa-infocom

    In Deutschland ist er zwar noch lange nicht so weit verbreitet wie das soziale Netzwerk Facebook, er konnte aber deutlich zulegen. Und das, nachdem Twitter hierzulande jahrelang eher in einer Nische beheimatet war.

    Offizielle Zahlen zu Deutschland gibt das Unternehmen mit Sitz in San Francisco nicht heraus. Den Marktforschern von Global Web Index zufolge dürften zum Jahreswechsel jedoch mehr als 2,5 Millionen Deutsche bei Twitter aktiv gewesen sein und den Dienst mindestens einmal im Monat besucht haben. Weltweit ist Twitter nach dieser Statistik das derzeit am schnellsten wachsende soziale Netzwerk.

    Und so werden Diskussionen im Netz zunehmend mit dem „Hashtag“, dem Rautensymbol, geführt. Bekanntestes Beispiel ist bislang wohl die Sexismus-Debatte, die sich an Äußerungen von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle gegenüber einer jungen Journalistin entzündete. #aufschrei führte zu einem deutschsprachigen Twitter-Rekord: Rund 15 000 Nutzer verwendeten den

    In 61 000 deutschen Tweets kam das Wort „Papst“ vor

    Das ist Twitter

    Zahlen, Fakten, Funktionen: Was Sie über Twitter wissen sollten:

    Twitter gibt es seit März 2006. Es handelt sich dabei um eine Anwendung, über den Privatpersonen, Unternehmen, Organisationen und Medien kurze Textmeldungen veröffentlichen können.

    Twitter kann über das Internet, aber auch über Handys genutzt werden.

    Der Name ist von der englischen Bezeichnung für "zwitschern" abgeleitet.

    Textnachrichten bei Twitter sind auf 140 Zeichen begrenzt. Einzelne Beiträge heißen "Tweeds" oder "Updates". Die Autoren werden als "Twitterer" bezeichnet, Leser nennt man "Follower".

    Nutzer verwenden Twitter, um beispielsweise ihre Erlebnisse zu dokumentieren oder Kontakte zu pflegen. Deshalb gilt Twitter auch als soziales Netzwerk. Die Leser werden auf dem Laufenden gehalten und können einzelne Beiträge kommentieren.

    Binnen kurzer Zeit hat sich Twitter zu einem sehr beliebten Kommunikationsmedium entwickelt. Anfangs war es ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt, um einfache Möglichkeiten der internen Kommunikation zwischen Odeo-Mitarbeitern zu finden. Odeo ist eine Podcasting-Firma in San Francisco.

    Die Köpfe hinter Twitter waren Jack Dorsey, Biz Stone, Evan Williams und Noah Glass. Ursprünglich hatte das Projekt den etwas sperrigen Namen "Twttr".

    Seit April 2007 ist Twitter ein selbstständiges Unternehmen. Zuvor war es lediglich ein Produkt von Obvious. Ende 2010 hat Dick Costolo die Betriebsleitung übernommen. Mittlerweile ist Twitter an die Börse gegangen.

    Twitter hat im März 2007 den South by Southwest Web Award in der Kategorie "Blogs" verliehen bekommen. Bei der Preisverleihung amüsierte Jack Dorsey das Publikum mit folgender Danksagung: "Wir würden uns gern mit 140 Zeichen oder weniger bedanken. Was wir hiermit getan haben!"

    Heute wird weltweit getwittert. Allerdings gibt es nur eine brenzte Anzahl an Sprachversionen. Am häufigsten kommen die englische und die japanische Version zum Einsatz. Twitter ist außerdem auf Deutsch, Spanisch, Italienisch und Französisch verfügbar.

    Die Datenschutzfrage ist ähnlich problematisch wie bei Facebook. Der Konzern erhebt Anspruch auf personenbezogene Daten der User und gibt sie an Dritte weiter.

    Im Januar 2013 hatte Twitter rund 850 Millionen angemeldete Nutzer. Davon sind allerdings längst nicht alle wirklich aktiv.

    Getoppt wurde das noch, als Papst Benedikt XVI. seinen Rücktritt ankündigte. In den ersten 24 Stunden nach seiner Erklärung kamen in 61 000 deutschen Tweets das Wort „Papst“ oder #papst vor, berichtete das Internetportal meedia.de. Auch die Wahl von Papst Franziskus habe weltweit zu einem „Twitter-Wahn“ geführt. Einer der jüngsten Kommentare: „,Ich bin zufrieden‘ – Gott äußert sich erstmals zum neuen

    Getwittert wird auch parallel zu laufenden Fernsehsendungen. Während die Zuschauer das Geschehen auf einem Bildschirm verfolgen, kommentieren sie es auf einem zweiten: dem sogenannten „Second Screen“. „Weil ich nebenbei im Internet surfe: Gab’s denn eigentlich schon einen Toten, der nicht von Til Schweiger selbst getötet wurde? #tatort“, zwitscherte zum Beispiel Sue Reindke, als der neue Tatort mit

    Fernsehsendungen integrieren Zitate aus der Twitter-Welt

    Das Rückrundenspiel in der Bundesliga zwischen dem FC Augsburg und dem 1. FC Nürnberg war ebenfalls Thema bei Twitter: Unter dem Hashtag #horchamol lieferten sich die Online-Redaktion der Augsburger Allgemeinen und nordbayern.de ein „Twitter-Gefecht“, an dem sich auch viele Fans beteiligten.

    Im Gegenzug integrieren mittlerweile auch Fernsehsendungen Zitate aus der Twitter-Welt. Ein neues Berufsbild sei gar daraus hervorgegangen, spöttelte meedia.de: das der „Twitter-Tussi“. Ihre Aufgabe bestehe darin, bei Großereignissen „Reaktionen aus dem Netz“ vorzulesen. Jeannine Michaelsen macht das zum Beispiel. Für das ZDF war sie während der US-Präsidentschaftswahlen im Einsatz. Auch das „Morgenmagazin“ hat mit Sonja Schünemann seine eigene Twitter-Frau. Der nach eigenen Angaben erste „Netzreporter“ im deutschen Fernsehen aber war ein Mann: Moritz Wedel bei ntv.

    Viele Nutzer betrachten Twitter dabei nicht einmal als soziales Netzwerk, sagt Tobias Arns von Bitkom, dem Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien. Für sie sei der Kurznachrichtendienst ein persönlicher Kanal, über den sie Neuigkeiten verbreiten und sich auf dem Laufenden halten können: „Das Ziel der Vernetzung steht nicht so sehr im Vordergrund.“ Deshalb habe Twitter nicht die Breitenwirkung wie Facebook oder Google++. Dennoch konnte sich der Dienst in Deutschland etablieren.

    Das erkennt man Arns zufolge auch daran, dass große Unternehmen wie die Deutsche Bahn oder die Telekom sogenannte Service-Accounts anbieten. Über Twitter können Kunden Anfragen stellen und sich beschweren – in Echtzeit. „Das ist bereits gut etabliert“, sagt Arns. Aber auch Politiker nutzten das Medium – nur die Kanzlerin zwitschert bislang nicht. Peer Steinbrück, ihr SPD-Kontrahent im Bundestagswahlkampf, und sein Team schon.

    Barack Obamas Siegestweet brach Rekorde

    Adden, posten, Shitstorm: Was hinter Internet-Ausdrücken steckt

    Adden, posten, Shitstorm: Das Internet hat seine eigene Sprache. Viele dieser Fachbegriffe und Ausdrücke haben längst Einzug in den normalen Sprachgebrauch gerade jüngerer Leute gefunden. Hier einige der wichtigsten Begriffe und ihre Erklärungen:

    Adden: Schließt jemand bei Facebook eine neue Freundschaft mit einem anderen Mitglied, dann spricht man gemäß der englischen Wortbedeutung von „adden“ (hinzufügen). „Ich habe Michael geaddet“ heißt: „Ich habe Michael zu meiner Kontaktliste hinzugefügt“.

    Posten: Von „Posten“ ist die Rede, wenn jemand eine neue Nachricht, ein Video oder eine andere Information in einem Forum, einem Chat, oder n einem sozialen Netzwerk wie Facebook oder Twitter veröffentlicht.

    Liken: Der von Facebook eingeführte Knopf „Gefällt mir“ (englisch: like) gilt als kleine Revolution im Internet. Der Facebook-Knopf findet sich beim sozialen Netzwerk selbst, inzwischen aber auch auf vielen anderen Internetseiten. Wird er angeklickt, erscheint bei Facebook die Information, dass dem Nutzer der entsprechende Inhalt gefällt. „Ich habe den FC Augsburg geliked“ bedeutet, dass ich auf der Seite des FC Augsburg den „Gefällt mir“-Button angeklickt habe.

    Share: Informationen können geteilt werden (englisch: share). In diesem Fall verbreitet der Nutzer eine Nachricht oder ein Video eines anderen Facebook-Mitglieds und übernimmt es auf seine Pinnwand.

    Shitstorm: So wie Meinungen, Bilder und Kommentare im Internet rasend schnell verbreitet werden können, so schnell und gewaltig bilden sich auch Wellen der Empörung im Netz. Geht eine solche Welle von Beschimpfungen und Beleidigungen über einen nieder, spricht man von einem "Shitstorm" - unschön übersetzt mit Sturm aus Scheiße. Das Wort wurde von Sprachforschern zum Anglizismus 2011 gewählt.

    Fail: Möchte man im Internet sein Missfallen über einen Sachverhalt ausdrücken, kennzeichnet man ihn gerne mit dem Wort "fail" (englisch: Versagen). Vor allem im Kurznachrichtendienst Twitter wird das Wort "Fail" verwendet, dann in Verbindung mit dem Rautezeichen als Kennzeichnung. Beispiel: "Die TV-Sendung gestern war furchtbar #fail".

    lol: Die Abkürzung steht für Laughing out loud (englisch: laut herauslachen) und kennzeichnet einen amüsanten Sachverhalt. Lol wird gerne in Foren und Chats, aber auch bei Facebook und Twitter verwendet um zu zeigen, dass man sich über Etwas amüsiert.

    Googeln: Das Kunstwort leitet sich vom Namen der weltgrößten Internet-Suchmaschine Google ab. Es heißt übersetzt nichts anderes als "im Internet suchen". Beispiel: "Ich google mal das Wort Y".

    Twittern: Über den Kurznachrichtendienst Twitter lassen sich Meldungen von bis zu 140 Zeichen Länge verschicken, über das Internet oder das Handy. "Twittern" (englisch: zwitschern) nennt man die Benutzung dieses Dienstes.

    Mailen: "Ich mail' dir mal eben ein Foto." Das bedeutet nichts anders, als jemandem per eMail ein Bild zu schicken. Mailen heißt also verschicken.

    Bloggen: Blogs sind so etwas wie Internet-Tagebücher, in denen man Texte, Bilder, Videos und andere Inhalte veröffentlichen kann. Bloggen heißt, ein solches Online-Tagebuch zu führen.

    Surfen: Natürlich, surfen kann man auf einer Welle oder einem windigen Gewässer. Neudeutsch steht surfen aber schlicht für die Benutzung des Internets. Beispiel: "Ich surfe mal auf deine Seite" heißt, dass man den Internetauftritt eines anderen besucht.

    Social Media oder deutsch Soziale Medien: Darunter versteht man Online-Netzwerke, in denen sich die Nutzer interaktiv verhalten (können). Ein Beispiel ist Facebook, in dem rund 850 Millionen Menschen Statusmeldungen, Bilder und Videos verbreiten - und diese dann gegenseitig kommentieren, für gut befinden, teilen und weiterverbreiten.

    Eine ungleich größere Bedeutung hat Twitter allerdings nach wie vor in den USA. Politiker aller Parteien nutzen es, um Wähler zu gewinnen. Barack Obamas Siegestweet brach im vergangenen Jahr Rekorde: „Four more years“, hatte der wiedergewählte US-Präsident geschrieben – „vier weitere Jahre“. Das Foto, das er hinzugefügt hatte, zeigte ihn in inniger Umarmung mit seiner Frau Michelle. Hunderttausende Male verbreiteten es seine Anhänger weiter.

    Doch auch im Alltag nutzten viele Menschen in den USA den Dienst intensiver als in Deutschland, sagt Tobias Arns: „Dort wird Twitter stärker als Kommunikationsmedium verwendet – für kurze Nachrichten, die aber öffentlich sind.“ Es schließe die Lücke zwischen einer privaten Nachricht über SMS oder Whatsapp und Facebook.

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