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Test "Top Spin 4": Spiel, Satz und Sieg mit Boris Becker, Roger Federer und Co.

Test "Top Spin 4"

Spiel, Satz und Sieg mit Boris Becker, Roger Federer und Co.

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    Gespannt wie ein Flitzebogen wartet Boris Becker auf den Schlag des Gegners in "Top Spin 4"
    Gespannt wie ein Flitzebogen wartet Boris Becker auf den Schlag des Gegners in "Top Spin 4" Foto: 2K Sports

    Es ist die heiße Phase, ein Fehler noch und der Traum vom großen Finaltriumph ist passé. Der Aufschlag muss sitzen. Tiebreak im dritten Satz, es steht 5:6. Die ersten beiden Sätze sind schon mit 7:6 und 6:4 verloren gegangen. Anspannung, Konzentration. Andy Roddick wirft die kleine gelbe Filzkugel nach oben, drischt drauf, trifft ihn perfekt; 226 Stundenkilometer stehen auf der Anzeigetafel. Doch was ist das? Der Ball schlägt bereits wieder auf seiner Seite im rechten Eck ein. Reaktion: Fehlanzeige. Game, Set and Match André Agassi. Der Traum ist vorbei, die US Open in „Top Spin 4“ gehen an den Landsmann. Langsam beruhigt sich der Körper wieder, die Anspannung entweicht, die Enttäuschung über die Niederlage folgt auf dem Fuß.

    Doch nach dem Spiel ist vor dem Spiel, wie es so schön heißt. Es wird nicht die letzte Partie sein, die an diesem Abend vor dem Fernseher ausgetragen wird. Denn besonders mit einem Freund vor der Glotze macht es Spaß, sich die Bälle um die Ohren zu knallen. Es entsteht ein fast lebensechter Wettkampf – ohne sich körperlich verausgaben zu müssen; geistig allerdings zweifellos. Bis zu vier Spielen dürfen an einem Match teilnehmen - sei es alle zusammen vor einem Fernseher oder über das Internet.

    Einzelkampagne treibt zu Höchstleistungen

    In der Einzelkampagne ist es möglich, seinen eigenen Spieler zu gestalten und ihn mit viel Schweiß an die Weltspitze zu führen. Über Minor-Turniere erarbeitet sich der Neuling die Ranglistenpunkte, um an den Major-Turnieren teilnehmen zu können. Dabei verbessert er sich stets in seinen unterschiedlichsten Attributen.

    Erst nach vielen Siegen auf der offiziellen Tour wird es dem aufstrebenden Tennisass erlaubt, auf den vier traditionsreichen Grand-Slam-Turnieren der Welt antreten. Allerdings fehlt leider das Rasenturnier in Wimbledon.

    Überragende Realitätsnähe

    „Top Spin 4“ gelingt es tatsächlich, nahe an die Wirklichkeit eines Tennisspiels heranzukommen. Die Entwickler haben erstklassige Arbeit bei der Umsetzung vom echten Tennisplatz auf die Konsole geleistet. Wie sich allein Roger Federer, Rafael Nadal oder Andy Roddick auf den Courts bewegen, ist sensationell. Man könnte fast glauben, es sei keine Simulation, sondern die Live-Übertragung eines Weltklasse-Matches.

    Dieser beeindruckenden Detailgenauigkeit ist allerdings geschuldet, dass die Auswahl der Spieler nicht so umfassend ist, wie man es bei anderen Sportsimulationen wie beispielsweise der „FIFA“- oder „NHL“-Reihe gewohnt ist. Der einzige deutsche Spieler, der es in die Reihen des auserwählten Zirkels geschafft hat, ist Tennis-Legende Boris „Bumm Bumm“ Becker. Ansonsten treffen sich ehemalige Ausnahmesportler wie Bjorn Borg, Jim Courier oder Ivan Lendl mit aktuellen Spitzenspielern wie Novak Djokovic oder eben Roger Federer. John McEnroe oder Stefan Edberg sucht man in der Rentnerauswahl bedauerlicherweise vergeblich.

    Die Steuerung in „Top Spin 4“ ist das Prunkstück

    Unnachahmlich zerlegte André Agassi aka. "The Punisher" die Gegner mit seinen unglaublichen Reflexen.
    Unnachahmlich zerlegte André Agassi aka. "The Punisher" die Gegner mit seinen unglaublichen Reflexen. Foto: 2K Sports

    Doch egal, welchen Charakter der Spieler bedient, die Steuerung in der neuen Tennis-Simulation „Top Spin 4“ ist phantastisch. Alle wichtigen Schlagarten wie Top Spin oder Slice sind vorhanden.

    Es gibt zwei Möglichkeiten, auf einen Ball des Gegners zu antworten. Entweder man entscheidet sich für einen Powerschlag. Dazu braucht man jedoch eine gewisse Zeit für den Ausholvorgang. Der Schlag muss sich aufladen. Oder man versucht es mit einem Präzisionsschlag. Hierfür muss man den Knopf auf dem Gamepad nur zur richtigen Zeit kurz antippen und schon führt der Spieler einen gefühlvollen Schlag in die gewünschte Richtung aus.

    Doch Vorsicht: Bei allen Schlagarten ist das richtige Timing entscheidend. Gelingt einem der Schlag zu spät, dann nimmt das äußerst viel Schwung und Präzision aus dem Spiel. Man wird eine leichte Beute für den Gegner. Deswegen ist es stets besser, den Ball zu früh zu treffen. Dann wird er zwar keine Granate. Die Möglichkeit, eine Antwort auf den folgenden Schlag des Gegners zu haben, ist jedoch höher. Am besten ist es selbstverständlich, jeden Schlag mit dem perfekten Timing zu retournieren. Dies gelingt mit viel Übung auch immer leichter, einfach ist es jedoch wie im wahren Leben nie. Doch genau dieser Fakt an „Top Spin 4“ macht den Reiz des Spiels aus. Das Streben nach einer Reihe von perfekten oder guten Schlägen kann zur Sucht werden. Das Spiel unterstützt dabei auf dem Weg zur Perfektion, indem es nach jedem Schlag eine Rückmeldung gibt, wie der Ball getroffen wurde (also spät, früh, gut, perfekt).

    Witziges Gimmick in „Top Spin 4“

    Eine nette Idee ist auch die Academy, an der ungeübte „Top-Spin“-Spieler teilnehmen können. Das Trainingscamp erklärt in einzelnen Missionen die Schlagsteuerung. Man muss gewisse Aufgaben erfüllen, dann wird die nächste Stufe freigeschaltet. Das ist ein netter Zusatz, der dem Neuling den Schlagrhythmus von „Top Spin 4“ tatsächlich näher bringt. Auch die Grundregeln im Tennis - das es zum Beispiel sinnvoll ist, nach jedem Ball wieder in die Mittel zu laufen - werden in dem Tutorial sehr anschaulich erklärt. Wer jedoch ohne diese Hilfe schon gute Schläge in den Turnieren abliefert, kann sich dieses Beiwerk auch sparen.

    Mehr als schlichtes Beiwerk in „Top Spin 4“ ist (leider) auch die Move-Steuerung nicht. Die neuartige Bewegungssteuerung von Sony ist mit dem Spiel aus dem Hause 2K kompatibel. Die Verknüpfung gelingt leicht, das Spielen jedoch nicht auf Anhieb. Zu ungewohnt ist es, dass man mit dem Navigationscontroller den Spieler bewegen muss, während man „normale“ Tennisschläge mit dem Move-Controller ausführt. Hier ertappt man sich oft dabei, selbst nach dem Ball laufen zu wollen, anstatt im Wohnzimmer stehend den Spieler mittels Steuerung zur kleinen Filzkugel hinzubewegen. Zusätzlich dazu spendierte 2K seiner neuen Tennis-Simulation auch den 3-D-Effekt, den die Sony PlayStation 3 unterstützt. Ob es jedoch für die Augen so angenehm ist, ein solch schnelles Spiel wie Tennis in 3-D zu betrachten, darf bezweifelt werden.

    Fazit:

    „Top Spin 4“ ist das, wofür das Tennisspiel von Roger Federer steht: Virtuosität in Reinkultur. Dem Publisher 2K Sports ist mit der Tennis-Simulation ein grandioses Sportspiel gelungen. Die Bewegungssteuerung ist so direkt und durchdacht, dass man - mit etwas Übung - ein tatsächliches Spitzenspiel nach dem Vorbild Pete Sampras gegen André Agassi auf den Bildschirm zaubern kann. Die Kampfeslust wird schon nach wenigen Spielen geschürt, so dass es schwer fällt, nicht noch stets eine kleine Partie dranzuhängen. Stundenlange Matches sind also keine Seltenheit.

    Wenn jemand auf Tennis steht oder gerne Sportspiele in seine Konsole legt, für den ist „Top Spin 4“ ein Muss im Spieleschrank. Für alle Konkurrenten, die ebenfalls im Tennis-Segment auf Käufer hoffen, dürfte es in nächster Zeit schwer werden, an dem Branchenprimus vorbeizukommen.

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