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Test "Homefront": Der Kampf gegen die rote Übermacht

Test "Homefront"

Der Kampf gegen die rote Übermacht

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    Der Kampf gegen die rote Übermacht
    Der Kampf gegen die rote Übermacht Foto: THQ

    Es ist ein Szenario des Schreckens: Die USA, die Supermacht der Welt, ist handlungsunfähig. Die Wirtschaftskrise ist unbeschreiblich groß, die Energie geht aus. Der Riese trudelt in einen Abwärtsstrudel, der noch nie erlebte Ausmaße annimmt. Der schlechten Nachrichten noch nicht genug: Eine Epidemie bricht aus, Tausende US-Bürger werden qualvoll dahingerafft.

    In dieser schlimmen Lage senden die Süd- und Nordkoreaner, die sich als neue Weltmacht aus Asiens zusammengeschlossen haben, keine Hilfstruppen, wie wir es seit Ende des 20. Jahrhunderts in der Regel gewohnt sind;im Jahr 2027 nutzen sie die prekäre Lage  gnadenlos aus und überrennen den wankenden Dino. Eine bedrückende Vorstellung, die uns John Milius (Apokalypse Now) mit der Geschichte des neuen Ego-Shooters „Homefront“ von THQ präsentiert.

    Die Anfangssequenzen sind beeindruckend, wenn auch etwas zu schnell. Der Erzähler der Story fliegt nur so davon, so rasch werden die einzelnen Bilder aneinandergeschnitten. Plötzlich wacht man in einem heruntergekommenen Rattenloch als Ex-Army-Pilot Robert Jacobs auf. Er wird brutal von den koreanischen Besatzern geschlagen, weil er sich der Ideologie der Machthaber nicht unterordnen wollte. Anschließend wird er in einem Gefängnisbus deportiert - gefesselt wie ein Schwerverbrecher.

    Langsam fährt der Bus durch heruntergekommene Straßen. An allen Ecken und Enden treiben Soldaten der koreanischen Armee ihr Unwesen. Dann klebt Blut an der Scheibe. Es ist nicht auszuhalten. Hat da gerade ein Soldat einen Aufständischen vor den Augen seines schreienden Kindes ermordet? Einfach schockierend!

    Doch es ist abzusehen: Der Bus kommt nie an seinem Bestimmungsort an. Zuvor wird er mit einer heftigen Explosion von der Straße gerissen. Zwei Guerilla-Kämpfer der Widerstandsbewegung wollen Jacobs herausholen. Der Grund: Er ist Pilot und sie brauchen ihn für eine ihrer Missionen.

    Ab da darf man selbst ins Spiel eingreifen; zuerst nur mit einer Pistole bewaffnet klettert Robert Jacobs aus dem zerstörten Bus. Der Weg führt durch ein Haus. Draußen warten schon koreanischen Soldaten, ins Jenseits befördert zu werden. Und das werden wahrlich nicht die letzten Moorhühner sein…

    „Homefront“ ist ein netter Versuch. Der Umstieg nach dem aufwendig in 3-D produzierten Shooter „Killzone 3“ fällt äußerst schwer. Die Story ist beeindruckend, das Thema beklemmend. Hier hatten die Kaos Studios um John Milius eine sehr gute Idee. Es ist im Jahr 2011 unvorstellbar, dass dieses Szenario tatsächlich Wirklichkeit werden könnte. Die Freiheit zu verlieren, ist wohl für einen demokratisch erzogenen Menschen der größte Horror, der passieren kann.

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    Foto: THQ

    Was danach bei „Homefront“ geboten wird, ist weniger berauschend. Die Story verflacht mit dem Spielverlauf immer stärker. Die Anforderungen an den Spieler werden zu wenig ausgereizt. Schon bald mutiert der Ego-Shooter zu einer Ballerarie nach Vorbild „Call of Duty: Black Ops“. Zynismus ist beim Schreiben oft nicht zu erkennen: „Call of Duty: Black Ops“ ist wahrlich kein Vorbild, an dem sich ein Spiele-Entwickler orientieren sollte - höchstens bei den Absatzzahlen. Copy-Paste-Armeen und Kollegen, die auf wundersame Weise das ewige Leben haben, sind kein Qualitätsmerkmal für ein gutes Spiel. Hier verballern die Entwickler enormes Potential. Denn die Story an sich fesselt. Kaos Studios hätte nur noch gelingen müssen, das Gesamtpaket halbwegs anspruchsvoll zu stricken. Protagonisten ohne jegliches Format bei einem solch mitreißendem Thema ist schwach. Hier wäre es nicht weiter kompliziert gewesen, etwas Tiefe einbauen und es zu einer Art „Full Metal Jacket“ der Neuzeit ummünzen müssen. Dann wäre „Homefront“ wohl ein grandioser Hit geworden.

    Fazit:

    THQ hat es sich auf der Gamescom 2010 bereits zur Aufgabe gemacht, ihr ehrgeiziges Ego-Shooter-Projekt „Homefront“ massiv zu bewerben. Der Publisher sprach damals von einem Spiel, das nicht auf den Schienen herkömmlicher schnell produzierter Produkte läuft. Etwas Bahnbrechendes ist im Anmarsch, war die allgemeine Freude, ja die Hoffnung der Spiele-Community.

    Die bittere Wahrheit: Bereits nach der ersten Stunde mit dem neuen Ego-Shooter ist die Luft raus. Die grandiose Idee, eine fundiertes Horror-Szenario in ein Ballerspiel einzubauen, wurde nicht kompromisslos bis zum Ende durchgezogen. Der Anfang ist genial,  zu schnell verflacht "Homefront" allerdings in einem sinnlosen Ego-Shooter-Allerweltseinerlei. Es erhebt sich nicht aus dem massiv gesättigten Markt, es verschwindet darin kleinlaut in irgendeiner Ecke.

    „Homefront“ hat sicherlich eine gewisse Daseinsberechtigung. Es ist grundsolide aufgebaut, auch im Multi-Player kann man sich getrost einige Stunden oder gar Tage die Zeit vertreiben (wenn denn die Server funktionieren). Doch kann das der Anspruch sein? Gerade im Vergleich zum Ende Februar erst auf den Markt gekommenen „Killzone 3“ von Sony verliert der Ego-Shooter von THQ eklatant an Boden. Und mit "Crysis 2" steht schon der nächste Ego-Edelshooter von Electronic Arts in den Startlöchern.

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