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Test FIFA 12: Eine erstklassige Verteidigung gewinnt das Spiel

Test FIFA 12

Eine erstklassige Verteidigung gewinnt das Spiel

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    Das neue FIFA 12 glänzt mit einer überarbeiteten Verteidigung.
    Das neue FIFA 12 glänzt mit einer überarbeiteten Verteidigung. Foto: EA Sports

    Die Emotionalität, die in einer Partie FIFA liegt, ist schier unermesslich. Leicht können Freunde während der meist rund viertelstündigen Spielzeit zu erbitterten Feinden werden – jedenfalls bis die anschließende Revanche geglückt ist – oder PlayStation-Controller nach einer Niederlage zertrümmert in der Ecke liegen. Diese Tatsache wird sich auch bei

    Ansonsten hat sich viel getan im Hause EA Sport. War FIFA 11 noch ein seichter Abklatsch der Vorgänger, setzen die Entwickler in der Neuauflage vor allem in der Defensive auf Erneuerung. In der Offensive halten sich die Modifikationen äußerst moderat. Bei Menü wäre allerdings das Motto „manchmal ist weniger mehr“ sinnvoll gewesen.

    Starke Defensive - mehr Kopf und Geschick ist nötig

    Vergessen Sie bitte alles, was sie als FIFA-Spieler zuvor gelernt haben. EA hat das komplette Abwehrverhalten im Spiel verändert. Wundern Sie sich allerdings auch nicht, wenn sie die ersten Spiele selbst auf Halbprofi mit dem FC Barcelona fünf Tore vom FCA eingeschenkt bekommen. So einfach und so bitter: Es heißt üben, üben, üben, um zu gewohnter Stärke zurückzufinden. Denn das Doppel-Tackling, das noch in der 11-Version so beliebt war, ist mittlerweile stark entschärft worden.

    Dafür gibt es die Option „sauberes Tackling“, mit der der Verteidiger den Angreifer im richtigen Augenblick mit einer gezielten Fußabwehr stellen kann. Das Timing ist wichtig. Hat man das nicht oder einen ausgebufften Gegenspieler, dann läuft man oft ins Leere – ganz so wie Holger Badstuber im Champions-League-Viertelfinale gegen den Portugiesen Nani. Allerdings stimmt beim Verteidiger die Balance noch nicht so ganz.

    Es gibt bei FIFA 12 immer die genaue Übersicht über die Aktivitäten seiner Freunde und des Supporters Club.
    Es gibt bei FIFA 12 immer die genaue Übersicht über die Aktivitäten seiner Freunde und des Supporters Club. Foto: EA Sports

    Eine offene Stick-Verteidigung nach dem Vorbild NHL wäre vielleicht für FIFA eine Überlegung. Deswegen zeigt vor allem die zweite Neuerung „Das Annähern mit Sidesteps“ kaum Wirkung. Nur wenn man den Gegner tatsächlich halb umläuft, angelt man sich den Ball. Dass es sich dabei zumeist um ein Foul handelt, interessiert den virtuellen Schiedsrichter in den meisten Fällen nicht. Oft fliegt der Ball allerdings weit weg und wird sofort wieder vom Kollegen des Gegners angenommen. Das ist nervig und zermürbend. Die Schimpftiraden werden lauter.

    Witzig ist, dass die Programmierer nun das unsägliche Halten in der Verteidigung hinzugefügt haben. Ist man also zufällig in ein Sprintduell mit Daniel van Buyten gegen Lionel Messi geraten, dann bleibt die Möglichkeit, den flinken Weltfußballer mit der Hand unerlaubt aus dem Gleichgewicht zu bringen. Doch Vorsicht: Betreibt man dieses Spiel zu offensichtlich, greift der Schiedsrichter sofort ein. Das ist wirklich gut gelungen.

    Offensive für Dribbler und Ego-Zocker - Konter hängt

    FIFA 12 ist für Dribbler und Künstler. Das Spiel für Konterfußballern, die noch bei FIFA 11 mit Chelsea und den Kopfball-Hühnen Drogba/Anelka ihre Spiele ohne Glanz und Gloria gewonnen haben, ist zumindest etwas entschärft.

    Einige mögen diese Entscheidung von EA etwas bedauern, aber dadurch entsteht wieder ein Kampf im 16er, den es in der letzten Version kaum gab. Mit Spielern wie Lionel Messi oder Juan Mata lässt sich nun wunderbar durch die gegnerischen Abwehrreihen dribbeln und anschließend die goldenen Tore schießen.

    Doch dabei gibt es ein Hindernis: die Torhüter. Die sind in FIFA 12 noch einen guten Tick schneller bei den Reflexen, was die Dribbel-Stärke der kleinen Wusler wieder etwas relativiert. EA ist hier ebenfalls eine gute Mischung gelungen. Sehr angenehm ist, dass die Stürmer wohl etwas schneller auf Abpraller etc. reagieren und zwischendurch einen gewagten Fallrückzieher ansetzen. Per Flair-Schuss lässt sich diese Kunst sogar ständig vollbringen – allerdings leidet darunter natürlich die Genauigkeit im Abschluss.

    Neue Animationen - oft hübsch, manchmal kurios

    „Impact Engine“ ist das neue Zauberwort bei FIFA 12. EA Sports hat sich dabei mächtig ins Zeug gelegt, um die Fußball-Simulation noch realistischer werden zu lassen. Und dieses Vorhaben ist geglückt. Die Spieler fallen noch realistischer in Zweikämpfen als bei den Vorgängern. Das trägt zu einem sehr guten Spielgefühl bei.

    In FIFA 12 stehen immer neue Herausforderungen zur Verfügung, die man in einer gewissen Zeit erledigen muss, um Punkte zu sammeln.
    In FIFA 12 stehen immer neue Herausforderungen zur Verfügung, die man in einer gewissen Zeit erledigen muss, um Punkte zu sammeln. Foto: EA Sports

    Nur manchmal sieht die Animation ziemlich unglücklich aus, wenn die Spieler über ihre eigenen Füße oder die der Mitspieler stolpern. Das erheitert den Spieler, auch wenn er dadurch so manchen Tempogegenstoß ertragen muss. Bei der „Impact Engine“ sind die Entwickler also auf dem richtigen Weg. Es fehlt vielleicht noch wie bei der Balance in der Verteidigung etwas das Gefühl. Doch irgendwas muss ja auch bei FIFA 13 noch zu verbessern sein.

    Die Fehler - etwas Schatten ist wieder im Spiel

    Hier sind wir auch schon bei den Fehlern von FIFA 12. Denn wie jedes Jahr ist auch in dieser Version nicht alles nur positiv zu bewerten. Gerade in der Verteidigung gibt es neben der bereits erwähnten fehlenden Aggressivität beim Doppeln das Problem, dass die Spieler manchmal generell zu wenig verteidigen. Da läuft der Verteidiger gern mal im Begleitschutz über das halbe Feld oder er ist vorübergehend nicht anwählbar, was wertvolle Sekunden gegen Spieler wie Lionel Messi kostet.

    Wenn ein guter Dribbler von der Grundlinie in den Strafraum einbricht, ist es mit der neuen Verteidigung schwierig, an den Mann zu kommen. Oftmals muss man sich dann auf die Reflexe des Torhüters verlassen.

    In der Offensive gibt es wieder das ein oder andere zu bemängeln. Da spielt man zum Beispiel auf Konter, doch der eigene Stürmer hält es nicht für nötig, mit Zug in die Spitze zu sprinten. Offensives Kreuzen oder ähnliche Verwirrungen in der Hintermannschaft des Gegners sind ebenfalls nicht häufig. Viel lieber steht der KI-Spieler versteckt hinter dem Verteidiger, anstelle sich frei zu laufen. Nervig ist auch, dass man manchmal freien Weg zum Tor hätte, wenn der eigene Mitspieler nicht exakt im Laufweg stünde. In der Offensive wirkt das Spiel also etwas statisch und könnte nochmals eine Feinjustierung vertragen.

    Es ist auch schwierig, Flanken an den Mann zu bringen. Sie sind oft zu langsam oder segeln irgendwo in die Pampa. Sicherlich, selbst Bundesliga-Profis donnern die Bälle von außen des Öfteren meilenweit in die Binsen, doch die Häufigkeit mit der Flanken bei FIFA 12 nicht annähernd den eigenen Stürmer finden, ist schon bedauerlich hoch.

    Die Tricks - mit Scoop Turn und Elastico-Chop zum Tor

    Selbstverständlich hat EA Sports es nicht verpasst, in FIFA 12 wieder alle altbekannten Tricks einzubauen. So kann man sich dank der neuen Verteidigung noch besser durch die Abwehrreihen des Gegners schlängeln - vorausgesetzt die Übertragung des Tricks gelingt rechtzeitig, denn oft scheitert es einfach an der Reaktion.

    Bei FIFA 12 gibt es nun auch zwei neue Tricks: den Elastico-Chop und den Scoop Turn. In der Arena hat man auch genug Zeit, die einzelnen Kunststücke zu erlernen. Eine große Veränderung zu FIFA 11 ist es allerdings nicht.

    Das Menü - unsäglich unübersichtlich

    Nun kommen wir zu einem Punkt, an dem man EA Sports nicht wirklich verstehen kann. Das Menü bei FIFA 11 war zwar nicht überragend übersichtlich, aber was in FIFA 12 veranstaltet wurde, entbehrt jeglicher Logik.

    Es ist dermaßen unübersichtlich geworden, dass man schon nach kurzer Zeit genervt von der Einteilung ist und sich die alte Übersicht zurückwünscht. Geht man während des Spiels in den Pausemodus, bleibt das Menü stets an diesem Punkt stehen, an dem man vorher war. Das verwirrt und ist unnötig. Hier muss bei FIFA 13 schnell wieder nachgebessert werden.

    Wo ist der Lounge-Modus!?

    Wert wird auch auf die Statistiken gelegt. Hier kann man sein Ranking betrachten und den Stand seines Klubs in der Tabelle.
    Wert wird auch auf die Statistiken gelegt. Hier kann man sein Ranking betrachten und den Stand seines Klubs in der Tabelle. Foto: EA Sports

    Es ist ein Skandal. Der Lounge-Modus ist in FIFA 12 wegrationalisiert. Warum nur? Wer kann einem das bitte beantworten? Ein Grund, der diesen Schritt erklären würde, ist, dass EA davon ausgeht, dass ihre Kunden keine richtigen Freunde mehr haben, die auch mal auf Besuch kommen. Denn anders ist diese Maßnahme nicht zu erklären.

    War es schon bei FIFA 11 der Fall, dass die individuellen Einstellungen nicht mehr gespeichert werden konnten, ist dieses Feature nun ganz passé. Es ist ein Witz! Es macht einfach keinen Spaß, mit Freunden den ganzen Tag zu zocken und immer wieder die Teams neu auszuwählen. Anders ist es allerdings nicht möglich, individuelle Spiele zu gestalten. Zudem fehlt der direkte Vergleich mit Punkten und Platzierungen. Es machte zwar nach einer Niederlagen-Serie keinen Spaß, diese Zahlen auch noch Schwarz auf Weiß zu sehen, doch wendete sich das Blatt, baute einen das umso mehr auf.

    Es ist wirklich ein Appell: Liebe Entwickler bitte sorgt so schnell wie möglich mittels Update dafür, dass der Lounge-Modus in FIFA 12 seine Auferstehung feiern darf. Denn es gibt tatsächlich noch genügend Menschen, die sich nicht nur über die Online-Funktion mit anderen Spielern messen wollen.

    Der Schwerpunkt liegt auf Online

    Der Wegfall des Lounge-Modus offenbart die Maßgabe der Entwickler, den Online-Bereich in FIFA 12 massiv auszubauen. So gibt es nun einen direkten Vergleich mit seinen Online-Freunden. Auch können in virtuellen Ligen Meisterschaften und Pokal-Runden ausgespielt werden. Es gibt sogar spezielle Herausforderungen, die nur eine gewisse Zeit online sind. Das ist witzig und hebt die Attraktivität der Simulation, weil der Spieler immer wieder neue Anreize bekommt.

    Ein neues Feature ist auch, dass man für eine bestimmte Lieblingsmannschaft Punkte sammeln kann, obwohl man sie überhaupt nicht spielt. Alles, was man in FIFA 12 macht, wird für diese Mannschaft verrechnet und mit allen Spielern in der EA-Welt, die diese Mannschaft ebenfalls als ihr Lieblingsteam haben, addiert. Daraus errechnet sich eine Tabelle mit allen Teams, die ins Verhältnis gesetzt wird. Das bedeutet, dass es keine Ungerechtigkeit von Fans des FC Bayern München im Vergleich zu Fans des FC Augsburg gibt, obwohl die Bayern wesentlich mehr Anhänger haben dürften.

    Im Offline-Modus gibt es selbstverständlich auch wieder den Karriere-Modus oder Be a Pro.

    Das leidige Thema mit den Kommentatoren - lieblos in deutsch

    FIFA ist seit jeher dafür bekannte, dass beim Thema Kommentatoren sich die Geister scheiden. Manni Breuckmann und Buschi Buschmann beglücken uns seit FIFA 11 mit ihren Stimmen. Unabhängig davon, wie sehr oder wie wenig man die Beiden mag, ist es keine gelungene Entscheidung von EA Sports gewesen.

    Die Umsetzung mit den Beiden ist mehr als dürftig. Bei FIFA 12 stellt sich keinerlei Besserung ein. Zu statisch ist die Sprache, zu unsinnig manchmal die Auswahl der Phrasen. Es wirkt bisweilen lieblos zusammengeschustert. Hier hätten die Entwickler besonders auf Deutsch einmal mehr Wert auf Qualität legen sollen.

    Deswegen gibt es nur eine richtige Entscheidung: Die Kommentatoren sofort auf Englisch umstellen. Hier wird man sogar mit Teams zum Auswählen überrascht. Doch leider ist dieses Gimmick nur für Menschen mit einer PS3-Version verfügbar. Wer eine Xbox 360 sein Eignen nennt, muss sich wohl oder übel wieder mit Italienisch begnügen oder den Kommentar gänzlich ausschalten.

    Wo trainieren eigentlich die FIFA-Stars?

    Die Arena ist auch seit einigen Jahren Bestandteil der FIFA-Reihe. Es ist auch wirklich nett, mit seinen Spielern auf der Übungsfläche umher zu rasen und den ein oder anderen Trick einzuüben. Doch ein richtiges Training ersetzt dieses Gimmick bei Weitem nicht. Hier sollte EA mal die Überlegung anstrengen, ein ordentliches Training in das Spiel zu integrieren, damit sich der Fußball-Fan daheim auch individuell verbessern kann.

    Es wäre schön, wenn man so zum Beispiel Freistoß oder Ecken besser erlernen oder auch Finten und Tricks mittels Pylonen einstudieren könnte. Hier herrscht noch ein großes Defizit, das schnell ausgeglichen werden sollte.

    Fazit

    FIFA 12 ist sehr gut - an gewissen Stellen sogar überragend. Die Modifikation der Verteidigung war nötig. Sie ist bis auf kleine Fehler hervorragend gelungen. Deswegen wirkt die Simulation noch realer als bei den Vorgängern. Gelingt es EA bis zur nächsten Version die Balance noch etwas zu verfeinern, könnte der Schritt bis hin zur gefühlten Realität weiter verkleinert werden. Es wäre auf jeden Fall der falsche Weg, diesen guten Ansatz nicht konsequent weiterzuentwickeln.

    In der Offensive wünscht man sich ähnlichen Mut. Hier ist der Unterschied zu FIFA 11 bei Weitem nicht so zu sehen. Zu viel Statik hängt noch im Angriffsspiel. Die Stürmer kleben auf sinnlosen Positionen, anstelle sich frei zu laufen oder in die Nahtstellen der Viererkette einzudringen. Hier muss EA handeln und endlich das alte Spielsystem aufbrechen. Dennoch ist es mittlerweile auf Grund der neuen Verteidigung wieder möglich, mit Dribblern in der Abwehr des Gegners ordentlich Rabatz zu veranstalten. Wäre die Balance bei den Flanken noch etwas besser gestaltet, dann könnte man für richtig Druck über die Außen sorgen.

    Ein Eklat ist jedoch, dass EA die Menüführung derart verunstaltet hat, dass man schon manchmal gar keine Lust mehr hat, überhaupt noch irgendwas zu suchen. Fortschritt ist gut, wenn er zuvor ordentlich durchdacht wurde.

    Hinzu kommt , dass der Lounge-Modus in FIFA 12 fehlt. Der Grund, warum die beliebte Einstellung aus dem Spiel flog, ist nicht unbedingt nachvollziehbar. Zwar legt EA bei FIFA 12 mehr Wert auf den Online-Modus, aber gleichzeitig erschließt sich nicht, warum auf perfekte Offline-Gimmicks deswegen verzichtet wird. FIFA ist seit jeher das beste Spiel, um abends mit ein paar Freunden unzählige Matches zu spielen. Und diese Freunde sitzen meist auf derselben Couch. Sich also mit eindeutigen Statistiken foppen zu können, war in den letzten beiden Jahren ein äußerst beliebtes Unterfangen. Es ist einfach nur traurig, dass diese Duelle nun in FIFA 12 fehlen.

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