MP3s, Musik-Streaming und tausenden Internet-Radiosendern zum Trotz: In vielen Haushalten hat das gute alte Küchenradio immer noch einen Stammplatz. Es berieselt die Bewohner nebenbei mit Musik und Nachrichten - und das nicht nur beim Essen. Wer sich ein neues Radio zulegen möchte, sollte sich nicht nur über den digitalen Empfangsweg, sondern auch über Vernetzung und Ausstattung Gedanken machen.
Eine der wichtigsten Fragen, die es vor dem Kauf zu klären gilt: Soll das Radio ganz klassisch wie bisher die Sender ausschließlich analog über Ultrakurzwelle (UKW) empfangen, oder macht ein Empfänger für Digitalradio (DAB+) bereits Sinn? Für Roland M. Stehle von der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) ist ein Digitalradio auf jeden Fall vorzuziehen. "Denn das Radio sollte ja zukunftssicher sein." Außerdem können nahezu alle DAB+-Empfänger auch weiterhin UKW empfangen. Bei DAB+, das für Digital Audio Broadcasting steht, handelt es sich um einen digitalen Übertragungsstandard für den terrestrischen Empfang.
Bundesweit gingen erstmals im Sommer 2011 entsprechende Programme auf Sendung. Bisher ist das Digitalradio in Deutschland allerdings noch keine Erfolgsgeschichte. Laut aktuellem Digitalisierungsbericht der Medienanstalten steht gerade mal in 7,5 Prozent der Haushalte hierzulande mindestens ein DAB+-Gerät - das UKW-Radio hat mit einer Verbreitung von 93,5 Prozent die Nase noch meilenweit vorne.
Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz rät bei einer Neuanschaffung ebenfalls zum Digitalradio. Eines der Argumente: "Digitales Radio bietet deutlich mehr Programme, einen störungsfreien Empfang und eine verbesserte Wiedergabequalität." Zudem liefert DAB+ Zusatzdienste zum Programm wie Texte, Bilder und einen erweiterten Verkehrsfunk. Die neue Technik ist quasi rauschfrei und macht einen Sendersuchlauf überflüssig. "Alle DAB+-Radiogeräte haben einen UKW-Empfänger integriert. Das heißt, neben den neuen digitalen Radiosendern können die gewohnten UKW-Programme weiterhin empfangen werden", betonen die Verbraucherschützer.
Das digitale Radioangebot nimmt zwar stetig zu, unterscheidet sich jedoch noch von Bundesland zu Bundesland. Während in Bayern bereits 64 DAB+-Programme zu empfangen sind, kommen Thüringen und Sachsen jeweils erst auf 18 Digitalprogramme. Eine exakte Übersicht und eine Empfangsprognose liefert die Internetseite digitalradio.de.
"Die benötigten Funktionen hängen von der gewünschten Nutzung ab. Wenn der Kunde beispielsweise Internetradio in der Küche über WLAN nutzen möchte, muss das Radio dies natürlich bieten", erklärt Roland Stehle. Internetradio ist ein Tor zu tausenden Stationen weltweit. Die Radios erlauben es, anhand programmierter Sender und umfangreicher Filterfunktionen nach unterschiedlichen Genres wie Nachrichten, Sport, Unterhaltung oder Talk beziehungsweise nach diversen musikalischen Stilrichtungen wie Jazz, Pop oder Klassik zu fahnden. Natürlich kann man auch beliebige andere Sender und Streams anhören oder programmieren, die man im Netz gefunden hat. Oft streamen die Geräte sogar Musik aus dem Heimnetzwerk.
Ein USB-Anschluss ist praktisch, um über die eingebauten Lautsprecher die Lieblingssongs von einem Speicherstick wiederzugeben. Wer viel Musik auf Smartphone oder Tablet lagert, freut sich vielleicht über Bluetooth. Kopfhörerbuchse und ein Klinkenstecker-Eingang sollten eigentlich Standard sein. Wichtig ist zudem, darauf zu achten, dass ein WLAN-Modul im Geräte steckt, wenn man fürs Internetradio oder zum Streamen von Musik kein LAN-Kabel anschließen kann oder will.
"Die Preisspanne reicht von rund 30 Euro bis zu mehreren hundert Euro, abhängig vom Funktionsumfang", sagt Stehle. Ab rund 150 bis 200 Euro erhalte man sehr gut ausgestattete Digitalradios mit Equalizer für persönliche Klangeinstellungen, Weckfunktion, Netzwerkanschluss und mitunter der Option, das Programm auf USB-Stick mitzuschneiden.
Besonderen Komfort bieten Modelle mit farbigem Touchscreen. Unterstützt das Digitalradio die DAB+-Funktion Timeshift, kann man wie bei TV-Aufzeichnungen mit einem Festplattenrekorder im Radioprogramm mehrere Minuten zurückspringen. "Es empfiehlt sich, das ausgewählte Modell beim Händler einmal auszuprobieren und den Klang zu prüfen", rät Stehle. "Oft sind kleine Gehäuse im Klang nicht so optimal." Und Radios mit blechernem Klang machen einfach keinen Spaß. (dpa)
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