Fast jeder vierte Mensch in Deutschland mit Interesse an Büchern hat einer aktuellen Umfrage zufolge schon einmal ein elektronisches Buch genutzt. 14 Prozent der Menschen, die ab und an ein Buch kaufen oder lesen, zahlten im vergangenen Jahr für mindestens ein belletristisches E-Book, heißt es in einer Studie der Universität Hamburg. Weitere 9 Prozent nutzten kostenfreie E-Books und Leseproben.
Käufer geben 57 Euro für E-Books aus
Einer der Studienleiter, Professor Michel Clement, glaubt an eine rasante Entwicklung ähnlich wie in den USA. "Wir gehen davon aus, dass E-Books in den kommenden fünf Jahren auch in Deutschland im Weihnachtsgeschäft einen Anteil von 50 Prozent der Buchumsätze ausmachen werden." In Deutschland habe das gedruckte Buch eine hohe Bedeutung als Kulturgut - zumindest jetzt noch.
Rund 57 Euro haben E-Book-Käufer im Durchschnitt in den vergangenen zwölf Monaten bereits für das digitale Lesevergnügen ausgegeben. Auch schätzten die Käufer mit durchschnittlich 15,84 Euro den Preis eines E-Books realistisch ein, heißt es in der Studie. Ganz anders die E-Book-Nicht-Leser: Für sie waren die vermeintlich zu hohen Preise der Hauptgrund, warum sie nicht zugriffen.
E-Books bieten einige Zusatzfunktionen
Gerne erhalten die Leser dabei Zusatzinhalte. Besonders wichtig sind ihnen die Suchfunktion sowie Bilder, Karten und Übersichten zum Inhalt des Buches. Auch vertiefende Informationen zum Thema des Buches und zum Autor halten die Leser für relevant - übrigens E-Book-Leser genauso wie diejenigen, die noch keine E-Books nutzen. Weniger wichtig sind den Nutzern Videos, Audios und Interaktivität.
E-Books nicht immer praktischer
Wer sich dem E-Books nicht zuwendet, ist laut der Hamburger Studie mit den Papier-Büchern zufrieden und möchte das Leseerlebnis nicht missen. "Es sind vor allem haptische Aspekte, wie die Möglichkeit, Bücher beim Lesen in die Hand zu nehmen oder sie ins Regal zu stellen. Zudem sind gedruckte Bücher auch praktisch - zum Beispiel am Strand", meint Studienautor Tim Prostka. Außerdem gaben viele der Befragten an, nicht auf einem Bildschirm lesen zu wollen.
Bisherige E-Book-Käufer planen meist auch weitere Einkäufe - Nicht-Leser hingegen werden voraussichtlich auch in naher Zukunft nicht online Bücher kaufen. Interessanter Nebenaspekt: Ein Drittel gab an, die Bücher über Freunde zu bekommen - wobei nicht erhoben wurde, ob es sich dabei um legales Mitlesen handelte.
E-Books: Amazon vor iTunes
Die häufigste offizielle Bezugsquelle ist der Online-Einzelhändler Amazon. 57 Prozent der Leser bezogen in den vergangenen zwölf Monaten ein E-Book von Amazon, 27 Prozent bekamen es über iTunes von Apple. Die großen Finalisten liegen dahinter: 18 Prozent bezogen ihr E-Book über Thalia, 14 Prozent über Weltbild/Hugendubel und 9 Prozent über Libri.
E-Books werden Handel verändern
Michel Clement meint, dass sich mit der steigenden E-Book-Nutzung die Händlerstrukturen dramatisch verändern und dem traditionellen Buchhandel starke Einbußen bescheren werden. "Es steht außer Frage, dass der Handel vor einer massiven Umverteilung der Marktmacht steht." Allerdings falle die Kannibalisierung gedruckter Bücher geringer aus als befürchtet. "Wir beobachten, dass E-Book-Käufer bisher nicht signifikant weniger gedruckte Bücher nachfragen als Nicht-Käufer." dpa