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Streaming: Spotify und Co.: Streamingdienste bringen Musikern kaum Geld

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Spotify und Co.: Streamingdienste bringen Musikern kaum Geld

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    24 Millionen User auf der ganzen Welt nutzen Spotify. Doch die Wut bei den Künstlern ist groß.
    24 Millionen User auf der ganzen Welt nutzen Spotify. Doch die Wut bei den Künstlern ist groß. Foto: Rainer Jensen/Archiv (dpa)

    20 Millionen Titel kann man sich auf der Streaming-Plattform Spotify anhören. Gratis. Doch tippt man den Namen „Led Zeppelin“ in das Suchfeld, immerhin eine der berühmtesten Rockbands überhaupt: keine Treffer. Eine Lücke im sonst fast lückenlosen Angebot des Online-Dienstes, der dieses Jahr einen Rekord nach dem anderen bricht.

    Erfolgsgeschichte von Spotify beginnt 2006

    Begonnen hat Spotify im Jahr 2006 als kleines schwedisches Internet-Startup, heute wird die Plattform genutzt von 24 Millionen Menschen auf der ganzen Welt. Kenner halten Streamingdienste für nicht weniger als die Zukunft des Musikkonsums. Und doch ist die Lücke bei Led Zeppelin mehr als ein zu verschmerzendes „Nicht vorhanden“. Denn die Streaminganbieter haben ein Problem. Ausgerechnet diejenigen, die mit ihren Songs die Daseinsberechtigung solcher Dienste erst geschaffen haben, sind nicht zufrieden mit ihnen. Immer mehr Künstler ziehen ihre Musik von Portalen wie Spotify, Napster oder Simfy ab. Oder haben gar nicht erst erlaubt, dass ihre Alben im Internet kostenlos abgespielt werden dürfen, so wie Led Zeppelin oder AC/DC.

    Dabei sollten doch alle zufrieden sein mit der neuen Art des Musikhörens. Die Nutzer, weil sie in den riesigen Musikbibliotheken fast alles finden, den Radiohit wie den Geheimtipp aus der Wohnzimmerkneipe. Marktführer Spotify schlägt zu jedem Song ähnliche Künstler vor, Nutzer können in den Playlisten ihrer Freunde stöbern. Musik entdecken – das funktioniert über Streamingdienste hervorragend.

    Und es wirkt sich auf die Statistik aus: In Schweden bescheren Flatrates der Musikbranche heute 70 Prozent ihrer Umsätze. In Deutschland sind die Erlöse im Vergleich zu 2012 in der ersten Jahreshälfte um 130 Prozent gestiegen. Für drei von vier deutschen Internetnutzern sind Streamingdienste dem Bundesverband Musikindustrie zufolge zwar bislang kein Ersatz dafür, Alben wirklich zu besitzen. Doch 20 Prozent der täglich gehörten Musik laufen auch hierzulande über Streams.

    Streaming-Anbieter zahlen für die Songs Milliarden

    Die Plattenfirmen macht das ebenfalls glücklich. Weil vor allem Spotify ihnen Milliarden dafür zahlt, die Songs bereitstellen zu dürfen. Sogar mit alten Stücken, die im Verkauf nicht mehr viel bringen, erzielen sie auf diese Weise Tantiemen. Spotify selbst bezeichnet sich zudem als „künstlerfreundlichsten Musikdienst überhaupt“. Mit jedem Stream fließe Geld auf das Konto der Musiker – gerade diese also müssten auch zufrieden sein. Gestreamt jedenfalls ist so ein Song schnell. Das Prinzip von Spotify ist so einfach, dass es nicht einmal einer Anleitung bedarf: Der Nutzer lädt sich das kostenlose Programm herunter oder öffnet den Player direkt im Internet. „Check’ mal dieses populäre Album von Eminem“, schlägt der Dienst zur Begrüßung vor. Jetzt nur noch ein Klick und der Künstler kommt zu seinem gerechten Lohn.

    Bei den Künstlern kommt kaum Geld an

    Stop. Genau hier liegt das Problem. Glaubt man prominenten Kritikern wie dem Talking-Heads-Sänger David Byrne oder jüngst Radiohead-Frontmann Thom Yorke, kommt nämlich kaum Geld bei den Musikern an. Man solle sich keine Illusionen machen, twitterte Yorke: Neue Künstler würden bei Spotify so gut wie nichts verdienen. Aus Protest nahm er seine Soloalben und das aktuelle Werk seiner Band Radiohead aus dem Katalog.

    Wie genau das Abrechnungssystem des bekanntesten Streaminganbieters funktioniert, verrät keiner der Verantwortlichen oder Labelchefs. Tatsächlich zahlt Spotify Lizenzgebühren nur an die Plattenfirmen. 500 Millionen Dollar Vorschuss hatte der Streamingdienst allein an die vier größten US-Labels überwiesen, dieses Jahr ist die Rede von noch einmal derselben Summe. Was die Künstler abbekommen, hängt davon ab, wie gut sie mit den Plattenfirmen verhandelt haben. In Deutschland gibt es auch eineinhalb Jahre nach dem Start des Dienstes keinen einheitlichen Vertrag mit der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA), die die Einnahmen für Künstler regelt.

    Populäre Bands aber können mit Streams ihren Finanzspiegel zumindest ein bisschen aufpolieren: Das französische Pop-House-Duo Daft Punk etwa erreichte mit seinem Radio- und Klubhit „Get Lucky“ in wenigen Monaten mehr als 105 Millionen Streams weltweit und dürfte damit Berichten zufolge etwa 26 000 Dollar über Spotify verdient haben. Im Vergleich zu den Einnahmen über Download-Portale wie iTunes oder den Umsätzen bei Live-Auftritten ist das so gut wie nichts.

    Je öfter ein Song läuft, desto mehr verdient der Künstler

    Je öfter ein Song gestreamt wird, desto mehr Geld gibt es für die Künstler: Das ist das Prinzip, mit dem die Netzdienste argumentieren. Noch dazu bekämpfe ihr Angebot die Musikpiraterie: Interne Studien belegen laut Spotify-Deutschland-Chef Stefan Zilch, dass dank des Streamings weniger Stücke illegal heruntergeladen werden. Das Ungleichgewicht zwischen Künstler- und Labelanteilen aber bleibt. Selbst bei einem 50:50-Deal mit der Plattenfirma müssten gerade unbekanntere Bands bei Spotify beinahe Tag und Nacht laufen, um zumindest einigermaßen davon zu profitieren.

    Die Frankfurter Indierock-Band Breitenbach hat für den Hessischen Rundfunk ihren Abrechnungsschlüssel öffentlich gemacht. Die Durchschnittswerte, die man daraus errechnen kann, sind ernüchternd: 0,00164 Euro erhalten Künstler demnach pro gespieltem Song.

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