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Sprache: WhatsApp statt Brief: Liebesbotschaften im digitalen Zeitalter

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WhatsApp statt Brief: Liebesbotschaften im digitalen Zeitalter

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    Den anderen immer in der Hosentasche - dank Messenger wie WhatsApp.
    Den anderen immer in der Hosentasche - dank Messenger wie WhatsApp. Foto: Britta Pedersen (dpa), Symbol

    E-Mails und WhatsApps haben Liebesbotschaften nicht den Todesstoß versetzt, sondern laut der Hüterin des Koblenzer Liebesbriefarchivs zu einer neuen Lust am Schreiben geführt. "In den sechziger Jahren hat das bequeme Telefon der Briefkorrespondenz große Konkurrenz gemacht", sagte Eva Wyss vor einer Tagung des Gesellschaft für Angewandte Linguistik (GAL) in Koblenz. "Jetzt haben viele Partnerschaften mit ihren Handys einen permanenten Kommunikationsstrom", ergänzte die Professorin. "Sie haben eigentlich den anderen immer in der Hosentasche." Bei der GAL-Tagung bis diesen Freitag werden rund 350 Experten erwartet.

    1997 gründete Wyss ihr Liebesbriefarchiv in Zürich - heute ist es in Koblenz nach ihren Worten das einzige seiner Art in Deutschland. Fast 15 000 Liebesbotschaften aus nahezu zwei Jahrhunderten hat sie in schmucklosen Pappschachteln in vier Schränken gesammelt, darunter auch ausgedruckte E-Mails und andere moderne Liebesbezeugungen. 

    Vieles hat sich geändert. Vor mehr als 100 Jahren schrieben Verlobte sogenannte Brautbriefe, mit oft leidenschaftlichen Worten des Mannes und einem züchtigen Antwortschreiben der Frau, wie Wyss erklärte. Im 20. Jahrhundert wurden Liebesbriefe freier und schwärmerischer. "In den siebziger Jahren wurde dann seltener geschrieben", sagte die gebürtige Schweizerin. "Es gab stundenlange Gespräche von Verliebten an Wandtelefonen und die Post rief dazu auf: "Schreib doch mal wieder!" Es wurden auch viele Beziehungsprobleme ausdiskutiert."

    Erst die Liebesbotschaft, dann der Einkaufszettel via WhatsApp

    Sprachwissenschaftlerin Eva Wyss an der Universität in Koblenz mit einen Brief aus ihrem Liebesbriefarchiv.
    Sprachwissenschaftlerin Eva Wyss an der Universität in Koblenz mit einen Brief aus ihrem Liebesbriefarchiv. Foto: Thomas Frey, dpa

    Heute sei die Liebeskommunikation lockerer und teilweise auch verspielter. "Sie ist kein immer wieder unterbrochener Monolog wie beim Briefeschreiben, sondern findet bei WhatsApp und anderen Kurznachrichtendiensten nahezu gleichzeitig und permanent statt", erläuterte Wyss. "Die Paare mischen ihre Sätze mit Emojis (Bildsymbolen) und Screenshots (Bildschirmfotos) - und sie wechseln romantische Liebesbezeugungen mit Alltagsinformationen wie zum Beispiel einer Einkaufsliste ab."

    Das ist WhatsApp

    WhatsApp wird 2009 in Santa Clara, Kalifornien, von Jan Koum und Brian Acton gegründet.

    WhatsApp ist eine Anwendung (App) für Smartphones. Mit dem Messenger können Nutzer Nachrichten austauschen.

    Zusätzlich zum normalen Nachrichtendienst können WhatsApp-Nutzer Gruppen erstellen und sich Bilder, Video- und Audiodateien zuschicken. Auch eine Anruf-Funktion gibt es.

    WhatsApp Messenger ist für iPhone, BlackBerry, Windows Phone, Android und Nokia erhältlich.

    Anfang 2014 übernimmt Facebook WhatsApp für 19 Milliarden US-Dollar.

    Seit Januar 2015 gibt es eine browsergestützte Version von WhatsApp, mit der auf bestehende Nachrichten zugegriffen werden kann.

    Anfang 2016 teilte das Unternehmen mit, über eine Milliarde aktive Nutzer zu haben.

    Nachdem zwischenzeitlich Gebühren von 89 Cent pro Jahr für WhatsApp eingeführt wurden, ist der Messenger seit 2016 wieder kostenlos.

    Zugleich bemühten sich viele, sich wieder elegant und poetisch auszudrücken. "Sie wollen ihre Partner auch sprachlich beeindrucken", erklärte die Sprachwissenschaftlerin. Selbst zwei junge Liebende, die nebeneinander sitzend mit ihren Handys kommunizieren, mochte sie nicht verdammen: "Das könnte ja durchaus ein humorvoller Austausch sein, wenn sie einander Botschaften schicken sollten. Das würde auch in der Wissenschaft mit einem Augenzwinkern gesehen werden." dpa

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