Wer keinen Facebook-Account hat verpasst etwas. Das finden nicht nur viele Jugendliche und Erwachsene. Auch Kinder unter 13 Jahren hegen den Wunsch, im sozialen Netzwerk aktiv zu sein. Doch sie dürfen sich frühestens mit 13 Jahren anmelden. Offiziell. Das ist aber wohl auch heikelste Problem von Facebook: Millionen Kinder sind heimlich bei dem weltgrößten Online-Netzwerk aktiv. Sie geben ein falsches Alter ein. Aber der soziale Druck in der Klasse oder unter Freunden sorgt dafür, dass zum Teil auch Kinder unter zehn Jahren den Weg ins Facebook-Netz suchen. Wer sich nicht ganz schusselig anstellt, kommt bei der Schummelei um das Mindestalter bei Facebook auch mühelos durch.
Facebook-Gründer Zuckerberg plant Zugang für unter 13-Jährige
Facebook-Chef Mark Zuckerberg sucht nun nach einer Lösung, die genauso kontrovers ausfallen könnte, wie viele andere Vorstöße des weltgrößten Online-Netzwerks. Der Facebook-Gründer überlege, das Mindestalter von 13 Jahren zu kippen. Stattdessen würden spezielle Kinder-Accounts ausprobiert, berichtete das gewöhnlich sehr gut informierte "Wall Street Journal". Bei diesen Konten könnten die Eltern bestimmen, mit wem die Kinder Kontakt haben dürfen bei Facebook und welche Apps und Spiele sie nutzen können. In diesen Szenarien ist von einem Mindestalter gar nicht mehr die Rede.
10 Fakten zu Facebook
Facebook ist ein soziales Netzwerk mit Sitz in Palo Alto, Kalifornien.
Das Projekt war im Jahr 2004 zum ersten Mal öffentlich zugänglich.
Der Gründer des Kontaktnetzwerkes ist Mark Zuckerberg.
Mitglied kann jeder werden, der nach eigenen Angaben mindestens 13 Jahre alt ist.
Im Jahr 2010 soll Facebook bereits zwei Milliarden Dollar eingenommen haben.
Die Nutzung ist kostenlos. Einnahmen werden nur über das (personalisierte) Werbegeschäft erwirtschaftet.
2011 bekam das Unternehmen zusammen mit Apple den Negativpreis Big Brother Award.
Der Name von Mark Zuckerbergs Unternehmen orientiert sich an Büchern, die es an US-Unis teilweise gibt. Sie sollen eine Orientierung auf dem Campus erleichtern.
Im Herbst 2012 hatte Facebook über eine Milliarde Nutzer.
Facebook ging am 18. Mai 2012 an die Börse. Es war der größte Börsengang eines Internet-Unternehmens in der Geschichte.
Es wäre nicht das erste Mal, dass Mark Zuckerberg die Grenzen austesten würde. Unvergessen ist der kurzlebige Dienst "Beacon", der in Verbindung mit dem Kreditkarten-Konto die Einkäufe eines Nutzers automatisch an seine Freunde durchtickerte. Oder eine Änderung der Datenschutz-Einstellungen, bei der die Schalter standardmäßig auf "Alles Öffentlich" umgelegt waren. Doch jetzt geht es mit dem Jugendschutz um ein noch viel sensibleres Thema.
Es gibt Pro un Contra
Bei der bisherigen Diskussion um den Zugang jüngerer Kinder zu Facebook konnte man zwei gegensätzliche Meinungen ausmachen. Die eine Fraktion fordert, das Online-Netzwerk müsse noch viel mehr tun, um zu verhindern, dass sich Kinder unter 13 einschleichen. Die Verfechter der Gegenposition argumentieren, eine Alterskontrolle wäre technisch ohnehin nicht ordentlich machbar. Daher sollte Facebook sich eher darauf konzentrieren, den Kindern eine möglichst sichere Umgebung zu bieten.
Eine einfache Antwort auf die Frage nach dem besten Kinderschutz gibt es nicht. Längst ist bekannt, wie schwer es ist, jemanden im Internet ohne ein offizielles Dokument wie etwa den neuen elektronischen Personalausweis eindeutig zu identifizieren. Selbst wenn Facebook auf die schräge Idee kommen würde, eine Anmeldung mit Ausweispapieren einzuführen, wäre das Kinderschutz-Problem nicht gelöst. Für Kinder gibt es in Deutschland kein elektronisches ID-Dokument, wie Jutta Croll, Vorstandsmitglied der Stiftung Digitale Chancen, betont. "Technisch haben wir im Moment keine Möglichkeit für einen Altersnachweis." Belgien baut mit der "Kids-ID"-Karte dagegen an einer solchen Infrastruktur.
Kinder-Facebook-Accounts, die von Erwachsenen betreut werden
Aber auch die vom "Wall Street Journal" kolportierte Idee der Kinder-Accounts, die von den Erwachsenen betreut werden, stößt bei deutschen Experten auf Skepsis. "Da besteht ein Interessenkonflikt: Eltern haben die Verantwortung für ihre Kinder, müssen aber auch ihre Privatsphäre wahren", sagt Croll. Auch Ekkehard Mutschlar, der Jugendmedienschutzbeauftragte beim Deutschen Kinderschutzbund, hält das Konzept deshalb für bedenklich.
Zugleich ist sich Mutschlar nicht sicher über die Motivation hinter dem Vorstoß: "Ich weiß nicht, was die Triebfeder bei Facebook dabei ist. Es wäre sehr verwerflich, wenn Facebook Kindern den Zugang zu Apps und Spielen eröffnet, um damit Geschäfte zu machen." Mit diesem Verdacht dürfte Facebook noch häufiger zu tun haben: Viele Experten haben schon lange vorhergesagt, das Netzwerk würde nach dem Börsengang unter stärkerem Druck stehen, mehr Geld zu verdienen. Jetzt ist die Aktie nach zwei Wochen tief im Keller - und schon das Beispiel vom Smartphone-Apps zeigt, wie schnell Kinder bereit sind, Geld für Apps wie vor allem Spiele auszugeben. AZ/dpa