Startseite
Icon Pfeil nach unten
Geld & Leben
Icon Pfeil nach unten

Social TV: Auf zwei Kanälen: TV-Sendungen werden live im Netz diskutiert

Social TV

Auf zwei Kanälen: TV-Sendungen werden live im Netz diskutiert

    • |
    Unter den Sozialen Netzwerken im Internet sind besonders private Communities wie Facebook beliebt. Foto: Rolf Vennenbernd dpa
    Unter den Sozialen Netzwerken im Internet sind besonders private Communities wie Facebook beliebt. Foto: Rolf Vennenbernd dpa

    Die Internet-Gemeinde kennt keine Gnade. „Na, das war mal ein Grottenkick“, fasst einer das Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zusammen. Auch Moderator Markus Lanz und seine Talkshow-Gäste bekommen ihr Fett weg: „Gesamt-IQ der heutigen Sendung: 25“, lästert ein anderer Twitterer. Und jeder darf mitlesen.

    Über TV-Sendung wird im Internet diskutiert

    Vorbei die Zeiten, in denen es sich die Familie vor dem Fernseher gemütlich gemacht und gemeinsam über die skurrilen Anzüge von Thomas Gottschalk hergezogen hat. Diskutiert, geschimpft und mitgefiebert wird stattdessen zunehmend im Netz, vor allem in sogenannten sozialen Medien wie Facebook und Twitter.

    „Zugespitzt kann man sagen: Social Media ist das neue Lagerfeuer“, sagt Soziologe Benedikt Köhler, der an der Social-Media-Akademie in Mannheim lehrt. Anders als bei der abendlichen Familien-Fernsehrunde müssten keine Kompromisse in der Programmwahl mehr ausgehandelt werden. „Egal, für welche Formate man sich interessiert, man findet in Social Media immer eine Bezugsgruppe, die sich ebenfalls für genau dieses Thema interessiert“, erklärt Köhler. Das gemeinsame Fernsehen im Netz liegt vor allem bei den Jüngeren im Trend, der Trend dazu geht Köhler zufolge aber mittlerweile quer durch die Bevölkerung.

    In vielen Wohnzimmern sei es mittlerweile Standard, Internet und Fernsehen gleichzeitig zu nutzen, sagt Köhler. Aktuelle Zahlen bestätigen das: Ein gutes Drittel der Zuschauer in Deutschland (34 Prozent) nutzt Fernsehen und Internet zumindest gelegentlich parallel. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid unter 895 TV-Nutzern zwischen 14 und 49. Als zweiter Bildschirm („Second Screen“) dienen Smartphones (32 Prozent) und Tablets (8 Prozent), vor allem aber das Notebook (71 Prozent). Schließlich lassen sich Kommentare zum aktuellen Geschehen mit der klassischen Tastatur oft schneller verfassen als am Touchscreen.

    Internet verschmilzt mit Fernsehen: Spezielle Portale helfen

    Noch konzentrieren sich die virtuellen Diskussionen rund um das TV-Programm vor allem auf den Kurznachrichtendienst Twitter. Den Trend, der aus Amerika langsam über den großen Teich nach Deutschland schwappt, haben einige Unternehmer jedoch bereits erkannt und bieten eigene Portale wie www.couchfunk.de oder www.zapitano.de an, oft auch mit eigener App. Die Benutzerführung ist auf den ersten Blick etwas übersichtlicher als bei Twitter: Während man Diskussionen über eine bestimmte Sendung hier meist über die sogenannten Hashtags mit dem Zeichen „#“ findet, können Nutzer der Plattformen das gewünschte Programm einfach aus einer Liste auswählen.

    „Die Plattformen versuchen, diejenigen zu gewinnen, die an Twitter kein Interesse haben oder es vielleicht nicht kennen“, sagt Christopher Buschow vom Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung in Hannover. Damit das gelingt, bieten sie Mehrwerte wie das aktuelle TV-Programm, einen eigenen Bundesliga-Ticker oder Promi-News. Darüber hinaus können Schauspieler aus Filmen oder Serien bewertet werden – von „mies“ bis „super“. Die Plattformen haben jedoch einen Nachteil. „Dort ist es sehr viel schwieriger, meinen Freundeskreis wiederzufinden“, erklärt Soziologe Benedikt Köhler. Momentan hätten die allgemeinen sozialen Netzwerke deshalb noch die Nase vorn, sagt der Social-Media-Experte.

    Live-Ereignisse eignen sich besonders gut

    Genutzt werden die Angebote aufgrund völlig unterschiedlicher Motive, wie Studien zeigen. „Zum einen verlagern Menschen ihre Aktivität ins Internet, wenn ihre Aufmerksamkeit für den TV-Bildschirm nachlässt“, sagt Benedikt Köhler. Zum anderen sei genau das Gegenteil der Fall. „Sendungen, die Zuschauer besonders stark involvieren und emotionalisieren, werden mit Informationen und Unterhaltungen aus dem Web angereichert.“

    Die Internetnutzer haben für bestimmte Sendungen besondere Vorlieben. „Es eignen sich vor allem Formate, die live übertragen werden, zum Beispiel Sport oder politische Debatten in Talkshows“, sagt Christopher Buschow. Viel Gesprächsstoff böten auch Formate, die konstant stattfinden, wie tägliche Serien oder der sonntägliche Tatort. dpa

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden