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Ratgeber: Mit dem Smartphone in die Schulden: Haften Eltern für ihre Kinder?

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Mit dem Smartphone in die Schulden: Haften Eltern für ihre Kinder?

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    Im App-Store kaufen Kinder ungeplant Apps. Das wird jetzt für das Unternehmen Apple teuer.
    Im App-Store kaufen Kinder ungeplant Apps. Das wird jetzt für das Unternehmen Apple teuer. Foto: Jan-Philipp Strobel/dpa

    2.600 Dollar gab ein kleines Mädchen für ihr virtuelles Tierhotel aus - ohne das Wissen der Eltern. Nachdem die Rechnung bei den Eltern eintraf, gaben sie den Anstoß für eine Sammelklage gegen das Unternehmen Apple. Es kam zu einem Vergleich mit dem US-Konzern. Das Ergebnis: Apple muss Eltern 32,5 Millionen Dollar für unbeaufsichtigte App-Einkäufe ihrer Kinder erstatten.

    Die US-Aufsichtsbehörde FTC warf dem Unternehmen vor, dass es den Kindern zu leicht gemacht wird, Geld im App-Store auszugeben. "Du kannst Verbraucher nicht für Einkäufe zur Kasse bitten, die sie nicht gebilligt haben", erklärte FTC-Chefin Edith Ramirez.

    Wer trägt die Verantwortung, wenn Kinder unerlaubt Apps kaufen?

    Der Kauf von Apps ohne die Erlaubnis der Eltern muss als Einzelfall betrachtet werden. "Die Rechtslage ist hier etwas schwammig", erklärt Carola Elbrecht vom Bundesverband der Verbraucherzentrale. Haben die Eltern ihr Kind nach dem Kauf eines Smartphones darauf hingewiesen, das Gerät nur für Telefonate oder SMS zu verwenden, könne man den Eltern nur schwer vorwerfen, etwas falsch gemacht zu haben. "Eltern sind nicht verpflichtet, ihre Kinder rund um die Uhr zu überwachen und zu bespitzeln", sagt Elbrecht.

    Trotzdem können Eltern technische Hürden an den Geräten einstellen. Beispielsweise gibt es Apps, die Kindersicherungseinstellung am Smartphone erlauben. Hier können die Eltern kontrollieren, welche Freiheiten der Nachwuchs am Telefon hat. Auch der Kauf von Prepaid-Verträgen könne vorbeugen, da hier das Kauflimit der Kinder bereits festgelegt sei.

    Ab wann tragen die Kinder selbst die Verantwortung?

    Käufe von Kindern sind fast nie geplant. "Kinder sind meist vom Spieltrieb gesteuert. Da kann es während des Spielens einer App schon einmal dazu kommen, dass ein Kind mit einem Klick etwas kauft", sagt Elbrecht. Ein Klick ist schnell gemacht. So können die Summen der spontanen App-Käufe rasant steigen.

    Das sei allerdings das Risiko der App-Anbieter, denn Kinder unter sieben Jahren sind nicht geschäftsfähig - ab sieben aber auch nur beschränkt geschäftsfähig. Das bedeutet, wenn die Eltern von dem Kauf nichts wussten, ist der Kaufvertrag unwirksam. Die Eltern müssen nicht für ihre Kinder haften. Anbieter sollten den Eltern die Möglichkeit der Kostenkontrolle bei ihren Kindern bieten.

    Warum kommt es zu ungeplanten App-Käufen von Kindern?

    "Apps mit Spielen für Kinder sind meistens kostenslos. Aber das bedeutet nicht, dass diese auch kostenlos bleiben müssen", wirft Elbrecht ein. Kinder würden während des Spielens einer App auch unter Druck gesetzt: Spiele sind schnell durchgespielt, dann steigt der psychologische Druck. So ist der Klick auf eine Spielererweiterung schnell gemacht. Die Verbraucherzentrale setzt sich jetzt dafür ein, dass In-App-Käufe sich preislich am Alter der spielenden Zielgruppe orientieren.

    Apple habe sich nach der Sammelklage bereit erklärt, die Kindersicherung für Einkäufe in seinem Store zu verbessern. Mit der Eingabe des Passworts wird der Einkauf im App-Store für 15 Minuten freigeschaltet. Während dieses Zeitfensters haben auch Kinder die Möglichkeit etwas herunterzuladen. "Es wäre sinnvoller, einen Logout nach jedem Bezahlvorgang vorzunehmen und eine erneute Passwortabfrage zu integrieren. Das wäre vorbildlich und würde solchen Fällen vorbeugen", so Carola Elbricht.

    Jetzt muss Apple den Familien das Geld erstatten. Eine Obergrenze der Entschädigung gibt es nicht. Das hängt davon ab, wie viele Beschwerden nun bei Apple eintreffen. Ingesamt wurden 28 Millionen App-Store-Kunden per E-Mail über die Erstattungsmöglichkeit informiert. Mittlerweile seien schon etwas 37.000 Beschwerden bei dem Konzern eingegangen, so Apple-Chef Tim Cook auf der Webseite 9to5mac in einem veröffentlichten Brief an seine Mitarbeiter. (mit dpa)

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