Startseite
Icon Pfeil nach unten
Geld & Leben
Icon Pfeil nach unten

Netznamen: FrHolle und John Porno: unterwegs empfangen

Netznamen

FrHolle und John Porno: unterwegs empfangen

    • |
    Ein Mann schaut auf seinem Computer die Internet-Seite des Auktionshauses eBay an. dpa
    Ein Mann schaut auf seinem Computer die Internet-Seite des Auktionshauses eBay an. dpa

    Menschen haben Macht über die Welt, indem sie Wesen und Dingen Namen geben können. Das Kind Kevin taufen, die Katze Mogli nennen, den Stoffhasen Cesar, das Wochenendhaus im Donaumoos Villa del Sol und das Auto Ottokar. Waschmittel, dein Name sei Persil, Fischstäbchen, dein Name sei Iglo.

    Und so weiter und so fort. Doch nichts ist so schön wie die neuen Möglichkeiten, die das Internetzeitalter offeriert. All die schönen Passwörter und Benutzernamen! Nicht jeder heißt in echt so originell wie Leutheusser-Schnarrenberger oder Oda-Gebbine Holze-Stäblein. In Foren geben sich die Leute deshalb neue Kampfnamen wie Dr. Hollywood, fleischwurstfachvorleger, Deutscher Michel, alterknacker, rennflosse oder singularität. Und weil Tarnen und Versteckspiel zum Zeitalter gehören, geben die Menschen inzwischen auch Netzwerken wie dem heimischen WLAN eigene Namen.

    Sie machen das einerseits sicher, um so stereotype Werksnamen wie Fritzbox oder Wlan oder Alice zu personalisieren und sich zuzuordnen. Aber, und da kommt der Faktor fleischwurstfachvorleger ins Spiel, es geht natürlich auch um Selbstdarstellung und Außenwirkung. Schließlich werden heute jedermann, der mit internetfähigem Mobiltelefon oder Laptop durch die Gegend irrt, auf Schritt und Tritt empfangbare Netze angezeigt.

    Wir haben auf einem kleinen Spaziergang durch Augsburg so einiges geortet. Da gibt es die Wehrhaften, die ihre Netze go away oder NOHEAVEN nennen. Andere protzen mit Alias-Identitäten wie John Porno, FrHolle oder OttovonBismarck. Und natürlich gibt es die Scherzbolde, die ihren Senderadius mit Codenamen wie Guddi, daisdasding, RazzFazz oder Bestes Netz betiteln. Was richtig Böses haben wir nicht empfangen, obgleich wir beispielsweise in Domnähe auf Luzifer und in Friedhofsnähe auf stay alive gefasst gewesen wären.

    Weit häufiger sind dagegen eher die Braven, die ihr Netz ordentlich so nennen, wie sie im Telefonbuch stehen. Vorm Kino Savoy meldet das iPhone das Netz savoy, in der Tram empfangen wir karstadt, baguette-company oder schlicht Telekom. Eine Stichprobe in Nürnberg ergab ganz ähnliche Ergebnisse, sieht man einmal von Janine–PC und Lisa-PC im Rotlichtbarviertel ab. In dem Milieu waren Namen ja sowieso immer schon schöner Schein. Nichts für ungut, OttovonBismarck.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden