Bei weltweiten Razzien gegen Nutzer der Schadsoftware BlackShades haben Ermittler knapp hundert Verdächtige festgenommen. Die internationalen Ermittlungen in insgesamt 16 Ländern hätten sich gegen "die Entwickler, Verkäufer und Anwender des Programms gerichtet", teilten die europäischen Polizei- und Justizbehörden Europol und Eurojust am Montag mit.
Schadprogramm BlackShades: Tausende Käufer weltweit
Nach ihren Angaben gibt es tausende Käufer des Schadprogramms, über das sich Computer und deren eingebaute Kameras unbemerkt fernsteuern lassen. Hacker können mit Hilfe von BlackShades Internetseiten abstürzen lassen oder den gesamten Inhalt von Computern verschlüsseln - und dann für die Entschlüsselung Geld von deren Besitzern erpressen. Nach Angaben der Behörden liegt eine entsprechendes Erpresser-"Formular" dem Programm gleich bei. Binnen zwei Tagen durchsuchten die Ermittler 359 Wohnungen unter anderem in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und der Schweiz, in den USA, Kanada und Chile. Insgesamt 97 Verdächtige wurden festgenommen und mehr als tausend Computer und Speicherträger beschlagnahmt. Auch "größere Mengen" an Bargeld sowie Drogen und illegale Waffen wurden beschlagnahmt. Für nur 70 Euro soll BlackShades über einschlägige Seiten erhältlich sein.
Stichwort: Hacker, Cracker, Hacktivisten
Ursprünglich bezeichnete der Begriff "Hacker" einen Technik-Enthusiasten, der ein Gerät oder eine Software begreifen will und dabei neue, nicht selten ungewöhnliche Nutzungsmöglichkeiten erschließt.
Im allgemeinen Sprachgebrauch werden darunter jedoch vor allem Kriminelle und Spione verstanden, die Sicherheitslücken ausnutzen, um in fremde Computer einzudringen, um diese lahmzulegen oder Informationen zu stehlen.
In der Szene gibt es für die kriminellen Hacker einen eigenen Begriff: Cracker.
Als Script-Kiddies bezeichnet man abfällig junge Hacker, die mit wenig eigenem Fachwissen Sicherheitslücken an fremden Systemen ausnutzen, um Schaden anzurichten - oder schlicht zu beweisen, wie gut sie sind.
Eine weitere Untergattung des Hackers hat in den vergangenen Jahren immer wieder Schlagzeilen gemacht: Der Hacktivist, der seine Fachkenntnisse einsetzt, um für politische Ziele zu kämpfen.
Die lose organisierte Gruppe Anonymous legte beispielsweise die Websites von Firmen lahm, die das Whistleblowing-Portal Wikileaks boykottiert hatten.
Der Chaos Computer Club (CCC) betont, zur guten Seite zu gehören.
Der Verein hat sich selbst eine Hackerethik gegeben. Und mit ihrer Expertise treiben die Computerexperten die politische Debatten zu Themen wie Vorratsdatenspeicherung oder Überwachungssoftware voran.
Hacker benutzen Schadsoftware zu verschiedenen Zwecken
Einige der Festgenommenen sollen die Software französischen Justizangaben zufolge lediglich zum Hacken von Online-Videospielen genutzt haben. Andere schlichen sich damit in Webcams oder Facebook-Accounts ein. Eurojust berichtete von dem Fall eines 18-jährigen Niederländers, der mit dem Programm mindestens 2000 Computer infizierte, um mit deren Webcams Frauen und Mädchen aufzunehmen. Nach Angaben der US-Justiz wurden mit BlackShades weltweit rund 500.000 Computer infiziert. Zwischen September 2010 und April 2014 sei durch den Verkauf der Schadsoftware ein Umsatz von 350.000 Dollar erzielt worden.
Anklage gegen mutmaßliche Entwickler von BlackShades
Staatsanwalt Preet Bharara sagte in New York, das Programm könne "erschreckend einfach" eingesetzt werden. Gegen zwei mutmaßliche Entwickler von BlackShades sei Anklage erhoben worden, verkündete Bharara. Einer der Verdächtigen habe sich bereits im Januar 2013 schuldig bekannt und arbeite mit der US-Justiz zusammen. Der zweite Angeklagte sei im November 2013 in Moldawien festgenommen worden, derzeit bemühten sich die USA um die Auslieferung. AFP/AZ