Fast 14 Jahre hat Windows XP nun schon auf dem Buckel und gehört damit zu den absoluten Oldtimern der Softwareindustrie. Jetzt verabschiedet sich Microsoft von dem dem Produkt. Ab heute wird es keine Sicherheits-Updates mehr für XP geben. Vor allem privaten Nutzer raten Experten dringend davon ab, das System weiter zu betreiben - erst recht, wenn der Rechner ans Internet angeschlossen ist.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik BSI erwartet, dass sich Kriminelle derzeit bewusst zurückhalten, um bereits gefundene Sicherheitslücken zum Stichtag auszunutzen. Nach Schätzungen von Microsoft ist das Risiko, sich mit Schädlingen zu infizieren, unter XP ohnehin 21 Mal höher als etwa unter Windows 7.
Das müssen Nutzer von Windows XP wissen:
Ich haben Windows XP auf meinem Computer. Was passiert heute?
Am heutigen Dienstag stellt Microsoft zum letzten Mal Aktualisierungen für Sicherheitslücken von XP zum Herunterladen zur Verfügung, sofern solche Updates vorliegen. Danach gibt es keine mehr. Wenn später bisher unbekannte Sicherheitslücken entdeckt werden, gibt es dafür von Microsoft keine Abhilfe. Angreifer könnten die Lücken ausnutzen.
Auch abseits von Sicherheitsrisiken stellt Microsoft den Service für XP ein - Kunden können etwa bei technischen Problemen nicht mehr die Hotline befragen. Für die Bürosoftware Office 2003 endet die Unterstützung ebenfalls. Neben Microsoft selbst beenden auch andere Software-Anbieter ihren Support für Programme, die auf Windows XP laufen. So kann es zum Beispiel sein, dass sich die Anti-Viren-Software nicht mehr auf den neusten Stand bringen lässt.
Warum wird XP nicht mehr aufgefrischt?
Das Betriebssystem ist mit mehr als zehn Jahren einfach zu alt. Microsoft selbst spricht von einem "Oldtimer" und räumt ein, irgendwann würden "auch bewährte Produkte von der technischen Entwicklung überholt". Inzwischen hat der US-Konzern mehrere neue Windows-Versionen für Privatnutzer und Firmen auf den Markt gebracht, darunter Windows Vista, Windows 7 und Windows 8.
Kann ich auf ein neueres Windows umsteigen?
Ja. Grundsätzlich kann der Nutzer wählen, ob er auf die neuste Version Windows 8.1 umstellt oder eine etwas ältere Software bevorzugt. Der Hightech-Verband Bitkom empfiehlt mindestens Windows 7. Allerdings ist nicht jeder Rechner für die neuesten Versionen geeignet. Dies muss vor der Entscheidung geprüft werden.
Laptops mit Windows XP könnten zum Beispiel auch durch günstige Tablets mit Android-System ersetzt werden, die in Anschaffung und Service günstiger sind.
Was kostet eine neue Windows-Version?
Das Upgrade auf ein aktuelleres Windows ist leider nicht kostenlos. Wie viel die benötigte Software-Lizenz kostet, hängt davon ab, welches neue Windows aufgespielt werden soll und ob zum Beispiel ein Student, eine Familie mit mehreren Computern oder ein Selbstständiger für seinen Arbeitsrechner ein frisches Betriebssystem braucht. Unter Umständen muss auch neue Software angeschafft werden, wenn die bisher benutzte auf dem neuen Betriebssystem nicht mehr läuft.
Wie lange kann ich die neue Windows-Version benutzen?
Updates für Windows 7 gibt es laut Bitkom noch bis mindestens 2020. Windows 8.1 wird noch bis mindestens Herbst 2023 unterstützt.
Und wenn ich keine Lust mehr auf Windows habe?
Das Ende der Unterstützung für XP bietet die Gelegenheit, gleich ein ganz anderes Betriebssystem auszuwählen, zum Beispiel Linux oder Mac OS. Auch hier muss vorher geprüft werden, ob diese Programme auf dem eigenen Computer laufen können.
Was passiert mit meinen Daten?
Die müssen in jedem Fall vor der Umstellung auf ein neues Betriebssystem gesichert werden, zum Beispiel auf einer externen Festplatte. Nach der Installation des neuen Systems können sie wieder auf den Rechner kopiert werden. Gesichert werden sollten zum Beispiel Dokumente und Fotos, aber auch E-Mail-Adressbücher und Kalendereinträge.
Und wenn ich unbedingt Windows XP behalten will?
Wer sich von dem System partout nicht trennen möchte, sollte mit dem entsprechenden Rechner keinesfalls mehr ins Internet gehen, damit mögliche Angreifer keine Chance haben.
Auf den Geldautomaten meiner Bank läuft noch XP. Ist das gefährlich?
Sorgen um die noch massenhaft mit XP betriebenen Geldautomaten in Deutschland sind nach Einschätzung des Bundesamts für sicherheit in der Informationstechnik (BSI) unbegründet. Microsofts XP gebe es in vielen verschiedenen Varianten, sagt Matthias Gärtner vom BSI. In der Kreditwirtschaft habe man "völlig andere Strukturen und Schutzmechanismen". Das sei mit dem Einsatz etwa in der Bürowirtschaft nicht vergleichbar. afp