Herr Schneider, vielleicht können ja Sie als Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien diese Frage beantworten: Welches neue Medium wird in fünf Jahren unser Leben verändern und prägen?
Siegfried Schneider: Ein ganz neues Medium wird es nicht geben. Aber die Nutzung der bisherigen wird sich weiter verändern. Dank Breitband-Ausbau wird es möglich sein, Medieninhalte überall und in allen Lebenssituationen personalisiert auszuspielen. Sprachassistenten wie Alexa, Google Home oder Siri werden dabei immer wichtiger werden.
Was bedeutet diese Entwicklung für Radiosender?
Schneider: Für Radiosender ist diese Entwicklung vor allem eine Chance: Radioinhalte werden als Stream oder on demand immer verfügbar sein. Die Sender müssen sich aber darauf einstellen, ihre Inhalte mit Daten so anzureichern, dass die einzelnen Programmelemente von Ausspiel-Algorithmen gefunden werden.
Nutzen Sie selbst neue technologische Möglichkeiten wie Smart Speaker?
Schneider: Selbstverständlich probiere ich alles aus! Nicht nur daheim, auch in meinem Auto hat die Technik schon Einzug gehalten.
Streamingdienste, Podcasts, DAB+: Hat denn da das klassische UKW-Radio noch eine Zukunft?
Schneider: Im Moment funktioniert UKW noch sehr gut. Aber meine Prognose ist, dass die Nutzung weiter zurückgehen wird. So sind wir in Sachen DAB+ in Bayern Vorreiter und werden bis Ende 2019 alle Privatradios auch digital anbieten können. Die digitale Terrestrik ist ja nicht nur kostengünstiger, sondern bietet auch rauschfreie Klangqualität und mehr Vielfalt. Zudem wird Online-Audio immer wichtiger.
Bei den Medientagen München ist Künstliche Intelligenz, KI, eines der ganz großen Themen. Wie wird sie den Hörfunk-Journalismus verändern?
Schneider: KI spielt jetzt schon eine Rolle bei der Ausspielung von Inhalten: Das neue KI-Internet ist wie ein Service, der aufgrund bestimmter Muster entscheidet, was ich empfohlen bekomme. KI kann außerdem die Produktion unterstützen: Zwar ist es im Radiobereich im Moment noch etwas schwierig, die menschliche Stimme mit ihren vielen Ausdrucksmöglichkeiten zu ersetzen. Aber wir können uns bei den Medientagen schon ein Bild davon machen, wie weit die künstlichen Stimmen bereits sind.
Sehen Sie das mit Sorge?
Schneider: Künstliche Intelligenz kann Redaktionen entlasten. Journalisten haben dank neuer technischer Möglichkeiten die Chance, sich wieder mehr auf Recherche und Inhalte zu konzentrieren. Vielleicht werden der Börsenbericht oder das Wetter eines Tages von der Maschine vorgetragen. Aber ich bin sicher: In der Morningshow oder dem Nachmittagsprogramm werden es auch in Zukunft echte Menschen mit Emotionen, Witz und Charme sein, die die Hörer an ihren Lieblingssender vor Ort binden.