Laut einer Studie von singleboersen.de beginnen mittlerweile 30 Prozent der Beziehungen in Europa im Internet. Der Markt boomt: Über 2.000 Singlebörsen, Partnervermittlungen, Singlechats, Seitensprung-Dienste und Sextreffs stehen für die Deutschen bereit. Laut der Partnerbörse eDarling sind allein dort 2,5 Millionen Deutsche angemeldet. Der Branchenumsatz lag im Jahr 2011 bei rund 200 Millionen Euro. Doch im privaten Umfeld suchen viele vergebens nach Menschen, die auch online auf der Suche sind. Ist Online-Dating immer noch ein Tabu?
Online-Dating ist nicht mehr verpöhnt
"Die Zeiten sind vorbei, in denen es verpöhnt war, online auf Partnersuche zu sein", sagt Hans-Peter Blossfeld, Professor für Soziologie an der Universität Bamberg. Wieviele Paare sich tatsächlich online finden, könne er jedoch nicht sagen.
"Was ist schon Erfolg? Wenn ich mich mit jemanden treffe? Oder erst dann, wenn ich eine Beziehung eingehe?" Es gibt kaum verläßliche Studien in der Branche. Ein Grund, weshalb dem Online-Dating immernoch ein negatives Image anhaftet. Kriminelle Abzocke, Sextäter und billige Anmache sind Vorurteile, die sich hartnäckig in den Köpfen zu halten scheinen. "Dabei bildet der Online-Datingmarkt eigentlich nur die Realität ab", sagt Blossfeld. Er hat in den letzten fünf Jahren anonymisierte Protokolle von angemeldeten Usern einer großen Online-Partnerbörse untersucht. Mit überraschenden Ergebnissen. "Die Muster nach denen die Suche verläuft ist relativ traditionell", sagt der Soziologe. Frauen würden sich erfolgreiche Männer mit einem hohen Bildungsniveau suchen. Männer dagegen suchen nach hübschen Frauen".
Bewusster Flirten im Internet
Lässt uns der Online-Heiratsmarkt also zu alten Beziehungstraditionen zurückkehren? "In Wirklichkeit verläuft das Flirten online, genauso wie auch im Alltag. Im Internet passiert es nur bewusster", sagt Blossfeld. Auch im Umfeld würden wir nur mit einer bestimmten Zielgruppe in Kontakt kommen, die wir uns aussuchen. Selektion geschehe automatisch. In seiner Studie hat er auch herausgefunden, dass sozialkulturelle Ähnlichkeiten eine Rolle spielen. Der Beruf, die soziale Herkunft und die Bildung seien ausschlaggebend dafür, dass ein Profil angeklickt werde.
Der Weg zum Klick ist bei den verschiedenen Partnerbörsen dabei ganz unterschiedlich. In Blossfelds Studie machte die Partnerbörse keine Vorschläge. eDarling dagegen bietet seinen Kunden jeden Monat eine Erfolgsarantie mit Profilvorschlägen. "Ein Algorithmus berechnet die Schwelle, ab der wir einen Partnervorschlag machen", sagt Jan-Pierre Richter von eDarling. Vor allem über 30-Jährige würden sich in dem Portal tummeln. Der Anteil an Männern und Frauen sei gleich. "Wir matchen Grundsätzlich nach dem Prinzip der Ähnlichkeit. Prozentzahlen oder Matchingpunkte haben wir jedoch nicht. Unseren Erfahrungen nach, ist eine solche Vorgehensweise nicht zielführend." Insgesamt sei die Online-Partnersuche in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
Also ist es nicht mehr nur der "Rest", der online sucht und sich im Internet besser macht, als er ist? "Es sind immer mehr Leute, wie du und ich, die online auf Partnersuche gehen", bestätigt auch Blossfeld. "Im Internet würde nur manchmal geschummelt. "Aber das passiert auch in der Offline-Welt." Immer dann, wenn Frauen sich schminken oder hohe Schuhe anziehen würden. "Frauen machen sich gerne dünner, Männer eher größer", sagt Blossfeld. Wer sich in sein Online-Profil einloggt, begebe sich auf eine virtuelle Party. Eine große Auswahl, mit den einen redet man, mit den anderen eben nicht. Und dann hat das Flirten vom Sessel aus doch noch einen Unterschied: "Es ist bequemer".