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Hacker drohen IS: Kann Anonymous der IS-Terrormiliz wirklich gefährlich werden?

Hacker drohen IS

Kann Anonymous der IS-Terrormiliz wirklich gefährlich werden?

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    Anonymous droht den Terroristen der IS-Miliz mit Krieg. Aber: Wie gefährlich können die Haktivisten dem sogenannten "Islamischen Staat" wirklich werden?
    Anonymous droht den Terroristen der IS-Miliz mit Krieg. Aber: Wie gefährlich können die Haktivisten dem sogenannten "Islamischen Staat" wirklich werden?

    Anonymous ist eine Vereinigung ohne feste Strukturen, die erstmals Anfang 2008 mit Aktionen gegen Scientology hervortrat. Anhänger der Szene schließen sich jeweils zu einzelnen Operationen ("OPs") zusammen, die zum Teil nur von einzelnen Gruppen mitgetragen werden.

    Im Herbst 2010 etwa unterstützten Anonymous-Aktivisten die Enthüllungsplattform WikiLeaks mit Attacken gegen Webseiten von Kreditkartenunternehmen. 2011 gingen Anhänger des Kollektivs nach eigenen Angaben gegen einen Tauschring von Kinderpornos vor und veröffentlichte die Daten mutmaßlicher Nutzer ("Operation Darknet"). Auch Nazi-Webseiten, iranische Portale, der Ku-Klux Klan, und sogar der Vatikan wurden schon zum Ziel von Cyberattacken, die im Namen von Anonymous verübt wurden.

    Das ist Anonymous

    Anonymous macht seit 2008 immer wieder von sich reden. Was steckt hinter dieser Gruppierung?

    Anonyous ist kein Verein, hat keine festen Strukturen, keine Verwaltung und keine Hierarchieren. Es handelt sich um einen losen Verbund von Internet-Aktivisten, die bei gemeinsamen Aktionen unter dem Sammelnamen Anonymous auftreten.

    Die Wurzeln von Anonymous liegen in der Internetplattform 4chan. Auf diesem sogenannten Imageboard können Nutzer anonym und ohne Anmeldung Bilder und Texte einstellen. Jeder Nutzer, der dort schreibt, bekommt vom System automatisch den Spitznamen Anonymous ("Anonymer") verpasst.

    Etwa ab dem Jahr 2008 verabredeten sich Nutzer von 4chan und ähnlicher Plattformen zu gemeinsamen Online- und Protestaktionen. Dabei kam auch der Begriff "Anonymous" als Begriff für das Kollektiv der Beteiligten auf.

    Die eigentliche Geburtsstunde von Anonymous war der 14. Januar 2008, als ein internes Video der Scientology an die Öffentlichkeit gelangte. Darin schwärmte der US-Schauspieler Tom Cruise über die Organisation. Scientology forderte Youtube auf, das Video zu löschen. Anonymous-Anhänger gingen daraufhin zum Gegenangriff über - und verbreiteten das Video erst recht.

    In den Folgemonaten gab es weltweit Proteste gegen Scientology und deren Versuch der "Zensur" des Internets - über das Netz organisiert von Anonymous-Anhängern.

    Symbol der Anonymous-Bewegung ist seit diesen Tagen die bekannte Maske mit dem Spitzbart, die ursprünglich das Gesicht des britischen Attentäters Guy Fawkes darstellte.

    Ab dem Jahr 2010 wurden unter dem Namen Anonymous mehrfach Cyber-Angriffe auf Firmen, Organisationen, Ermittlungsbehörden und staatliche Einrichtungen durchgeführt.

    Unter dem Namen „Operation Payback“ griffen mutmaßliche Anonymous-Anhänger die Webseiten der Verbände RIAA und IFPI.

    Wenig später wurden über das Internet Visa und Mastercard angegriffen, weil diese den Geldfluss für die Whistleblowing-Plattform WikiLeaks gesperrt hatten.

    Im Februar 2012 wurden in einem international abgestimmten Polizeieinsatz in 15 Städten 25 mutmaßliche Hacker festgenommen, die der Anonymous-Bewegung zugerechnet wurden.

    Aktuell nun hat Anoymous dem IS nach der Terrorserie in Paris mit martialischen Worten den virtuellen Krieg erklärt. "Diese Attentate können nicht ungestraft bleiben", hieß es in einem am Samstag veröffentlichten Video. Darin ist eine Person im schwarzen Kapuzenpulli und mit der typischen Guy-Fawkes-Maske zu sehen. 

    Gesprochen wird die Botschaft von einer Computerstimme: "Wir werden euch finden und wir werden nicht nachlassen. Wir werden die wichtigste Operation gegen euch starten, die je gegen euch geführt wurde. Der Krieg hat begonnen." Die Attentäter werden als Gesindel bezeichnet.

    Anonymous: Hacker-Netzwerk will IS attackieren

    Unterlegt ist das Video, das allein bis Montagabend rund drei Millionen Mal abgerufen wurde, mit dramatischer Musik. Am Ende ist dazu die erste Reaktion von Frankreichs Präsident François Hollande auf die Anschläge zu hören, in der er die "Neutralisierung" der Terroristen ankündigt.

    Wie gefährlich Anonymous den Terroristen des sogenannten Islamischen Staats tatsächlich werden kann, ist dabei alles andere als klar. Denn für die Behörden ist nur schwer feststellbar, wer sich an den einzelnen Operationen beteiligt - und über welche Mittel und Fähigkeiten die Aktivisten dann verfügen. Professionelle Hacker kennen zudem Wege, sich zu tarnen und ihre Spuren im Netz zu verwischen. "Wie effektiv die Angriffe von Anonymous gegen den IS sind, lässt sich daher schwer einschätzen", meinte etwa Ronald Schulze, IT-Experte beim Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK), gegenüber dem Portal web.de.

    Hacker wären wohl durchaus in der Lage, Netzwerke der Islamisten anzugreifen oder durch Attacken zumindest zeitweise lahmzulegen. Auch Datendiebstahl und die Enttarnung von Förderern und Unterstützern des Islamischen Staats wären so theoretisch möglich. Dafür allerdings müsste der IS entsprechende Daten irgendwo gespeichert haben.

    Vor gut einem Jahr hatte Anonymous den IS erstmals zum Ziel erklärt ("Operation Ice ISIS"). Die Hacker griffen seitdem Hunderte Social-Media-Konten an, viele verschwanden vom Netz.

    Ähnlich dürften Anonymous-Angriffe auf IS-Strukturen wohl auch jetzt wieder laufen. Twitter-Accounts, Facebook-Profile und Webseiten der Terroristen wären für Hacker wohl durchaus "machbare" Ziele. Die Folge: Zumindest die Propaganda-Maschinerie des IS im Netz könnte so gestört werden.

    Das ist ganz offensichtlich auch dem "Islamischen Staat" bewusst. Unterstützer der Islamisten riefen deshalb bereits zu Gegenmaßnahmen auf: IS-Anhänger sollten ihre Avatare und Nutzernamen bei Twitter möglichst alle zehn bis 20 Minuten ändern, um eine Sperrung zu vermeiden, heißt es in einem kürzlich veröffentlichten Dokument. mit dpa

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