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Gülen-Anhänger werden auch in Deutschland bedroht

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Gülen-Anhänger werden auch in Deutschland bedroht

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    Köln Es waren 37 türkischstämmige Schüler in

    Eine Berufsschule in Würzburg machte Ende 2016 als erste dicht. Es folgten weitere. „Aus den einzelnen Einrichtungen sind uns nach dem Putschversuch Verluste von zehn bis 15 Prozent bei den Schülerzahlen genannt worden“, sagt Karakoyun. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hält den im US-Exil lebenden Islam-Prediger Fethullah Gülen verantwortlich für den Umsturzversuch, was dieser bestreitet.

    Der Kölner Schulkomplex war im Internet als „Terroristenheim“ bezeichnet worden. In Stuttgart gab es Polizeischutz für die Gülen-Schule. Auch in der Region gab es mindestens einen Zwischenfall. Unmittelbar nach dem Putschversuch im Juli 2016 wurden in zwei Gebäuden eines Bildungszentrums in Augsburg und Gersthofen, das der Gülen-Bewegung nahesteht, Fensterscheiben mit Steinen eingeworfen.

    Es sei eine „unerträgliche Situation“, wenn Eltern sich aus Angst vor Repressalien genötigt sehen, ihre Kinder abzumelden, findet Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Die neue NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer betont: „Schulen sind Orte, an denen Kinder und Jugendliche frei und unbeschwert lernen sollen. Schulen sind zu politischer Neutralität verpflichtet.“ Die freie Schulwahl sei ein hohes Gut, unterstreicht die FDP-Politikerin.

    Allerdings: Die islamisch-konservative Gülen-Bewegung ist nicht unumstritten in Deutschland. Einige Bildungseinrichtungen werden von den Schulaufsichtsbehörden kritisch beobachtet. Die türkischstämmige frühere Kölner SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Akgün sagt: „Es geht gar nicht, wie man gegen die Gülen-Bewegung vorgeht. Aber man muss auch sehen, dass es sich um eine islamistische Bewegung handelt.“ Und: „Sie sind für Bildung, ja, aber sie sind nicht unpolitisch und sie nutzen die Schulen auch missionarisch.“

    Als muslimischer Akteur sei man oft dem Vorurteil ausgesetzt, „wir hätten den Koran in der Tasche“, sagt Karakoyun und beteuert: „Religion spielt bei uns im Schulalltag keine Rolle.“ Die deutschen Sicherheitsbehörden stufen die Bewegung jedenfalls nicht als suspekt ein. Bruno Kahl, Chef des Bundesnachrichtendienstes (BND), spricht von „einer zivilen Vereinigung zur religiösen und säkularen Weiterbildung“.

    Doch die Einschüchterungen von Erdogan-Kritikern – auch in Deutschland – zeigen Wirkung, beobachtet Islamkennerin Akgün. „Es gibt im Moment nichts Schlimmeres, als wenn man als Gülen-nah eingestuft wird“, erklärt sie. „Es ist bekannt in der türkischen Community, dass Eltern von den Generalkonsulaten und regierungsnahen Institutionen aufgefordert werden, ihr Kind von der Schule zu nehmen, sonst werde es Schwierigkeiten geben.“

    Einige Eltern hätten sich aber wohl auch von den Schulen abgewendet, weil ihnen die Gülen-Nähe vorher nicht klar gewesen sei. „Wir haben seitdem viele Engagierte verloren“, bedauert Karakoyun, der nach eigenen Angaben Morddrohungen und Beleidigungen ausgesetzt ist. (dpa, AZ)

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