App-Entwickler können wohl die Nachrichten von Gmail-Nutzern lesen. Das legt ein Bericht des Wall Street Journalsnahe. Demnach erlaubt Google externen Softwareentwicklern den Zugriff auf die E-Mails seiner Nutzer. Und das obwohl der Konzern vor einem Jahr noch versprochen hatte, private Nachrichten nicht mehr für Werbezwecke zu analysieren.
Google-Konto: Drittanbieter haben Zugriff auf Gmail-Nachrichten
Tatsächlich hatte Google damit aufgehört, die Mails von Nutzern selbst zu scannen. Bis zum vergangenen Jahr wurden in der Gratis-Version die Inhalte seit dem Start im April 2004 von Maschinen durchforstet (hier der Blog-Eintrag von Google), um die Anzeigen zu personalisieren. Doch Drittanbieter haben wohl Apps entwickelt, die weiterhin auf Google-Accounts zugreifen und die Mail entsprechend scannen können - ähnlich wie beim Skandal um Facebook und Cambridge Analytica.
Wörtlich heißt es im Bericht des Wall Street Journal. "Der Internetgigant erlaubt es hunderten externen Entwicklerfirmen, die Inboxen von Millionen von Gmail-Nutzern zu scannen, die sich für E-Mail-basierte Dienstleistungen wie Onlineshopping-Preisvergleiche, automatisierte Reiseplaner und andere Tools angemeldet haben. Google tut wenig, um deren Vorgehen zu kontrollieren."
Außerdem berichtet das Magazin, dass in einigen Fällen die Mails nicht nur maschinell ausgewertet wurden. Die Mitarbeiter selbst hatten wohl Zugriff auf die Daten der Nutzer. Eine Übersicht über Dienste und Apps mit Zugriffen auf das eigene Konto erhalten Google-Nutzer unter https://myaccount.google.com/permissions nach Eingabe der Anmeldedaten. An dieser Stelle können einzelnen Angeboten ihre Zugriffsrechte auch wieder entzogen werden, falls man es sich anders überlegt hat oder einen Dienst nicht mehr benötigt.
Google und Datenschutz: Ermittler nehmen Facebook ins Visier
Indes nehmen amerikanische Ermittler nun verstärkt Facebook ins Visier. Justizministerium und FBI hätten ihre Ermittlungen auch auf Facebook ausgeweitet und die Börsenaufsicht SEC prüfe die öffentlichen Stellungnahmen des Online-Netzwerks, wie das Unternehmen der Washington Post und der New York Times bestätigte. Die auf Verbraucherschutz ausgerichtete Handelsbehörde FTC prüft bereits seit einiger Zeit, ob Facebook eine Verpflichtung zu strikterem Datenschutz aus dem Jahr 2011 verletzt hat.
(AZ/dpa)