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Gefährliche Spuren: Das Internet vergisst nichts

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Gefährliche Spuren: Das Internet vergisst nichts

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    Gefährliche Spuren: Das Internet vergisst nichts
    Gefährliche Spuren: Das Internet vergisst nichts Foto: DPA

    Nach einer Weile bemerkte Anna, dass ihr Foto zweimal unter den Mitgliedern der Gruppe auf dem Portal SchülerVZ erschien. Was war passiert? Ein Junge aus ihrer Klasse hatte Annas Zugang kopiert und ihn gefälscht, berichtet die Schülerin. Schlimmer noch: Er habe ihren Freundinnen Botschaften geschickt, in denen er schrieb, in wen sie gerade verliebt sei. Dieser Fall ging gut aus: "Dann habe ich gesehen, wie er das gelöscht hat."

    Anna ist eine von mehr als 20 Millionen Jugendlichen in Deutschland, die sich in sozialen Netzwerken wie SchülerVZ, StudiVZ, Facebook, Wer-kennt-wen oder Lokalisten tummeln. "Das Internet ist der Schulhof des 21. Jahrhunderts", sagt Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU), die Jugendliche mit der Kampagne "Watch your web" vor Gefahren im Internet warnt. Sie hat wie Anna bereits negative Erfahrungen im Netz gemacht. "Ich wundere mich auch manchmal über Bilder, die wieder auftauchen." Moderator und Schauspieler Ole Tillmann hat ähnliches beobachtet und warnt: "Es gibt diese Risiken".

    "Es bleibt nichts anonym", warnt die Fachstelle für Internationale Jugendarbeit. Eine Studie der Universität Texas habe ergeben, dass ein Nutzer in einem Netzwerk zwar anonym sein kann, durch Querverweise auf anderen Seiten aber möglicherweise erkannt wird. So kursierten beispielsweise kurz nach dem Amoklauf von Winnenden Fotos von Opfern, die aus Profilen sozialer Netzwerke stammten.

    Drei Viertel der 12- bis 19-Jährigen stellen vor allem Informationen zu Hobbys und Vorlieben online, ergab eine Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest aus dem Jahr 2008. 60 Prozent zeigen Fotos von sich, Freunden oder der Familie. Ein Drittel erlaubt dabei, dass die Daten für alle einsehbar sind, 61 Prozent lassen nur Freunde zu. Mädchen geben zudem bereitwilliger Persönliches von sich in Communities preis als Jungen.

    Und auch Mobbing ist verbreitet: Jeder vierte Jugendliche berichtet, dass ein Freund bereits im Netz gemobbt wurde. Außerdem tummeln sich im Internet Erwachsene, die unter falschem Namen sexuellen Kontakt über soziale Netzwerke suchen. Dieser Trend ("Cybergrooming") nimmt nach Angaben der Bundesregierung zu.

    Die Kampagne "Watch your web" der Bundesverbraucherministerin soll deswegen mit Videoclips helfen, dass Jugendliche sensibler für Risiken werden. Die Comic-Figur "Webman" kämpft dabei gegen Bösewicht "Data Devil". StudiVZ-Manager Malte Cherdron betont: Die Nutzer sollten sich in sozialen Netzwerken sicher fühlen.

    Der Kinderpornografie im Internet will die Koalition einen Riegel vorschieben. Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) plant, dass das Bundeskriminalamt (BKA) Seiten bei Verdacht auf kinderpornografischen Inhalt auf eine Liste setzt und Internet- Provider die Seiten sperren. Kritiker haben allerdings zahlreiche rechtliche Bedenken gegen das Verfahren. Außerdem warnen sie, dass mögliche Sperren umgangen werden können. Von der Leyen will nun auf die Kritiker zugehen.

    Anna ist inzwischen vorsichtiger beim Surfen. Auch ihre Mutter ist Mitglied einer "Online-Community". Das stört Anna nicht: "Ich schreib' da aber jetzt nichts Schlimmes", sagt sie.

    www.watchyourweb.de

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