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"Cyberwar": Die Kriege der Zukunft werden auch digital gefochten

"Cyberwar"

Die Kriege der Zukunft werden auch digital gefochten

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    Die Kriege der Zukunft werden auch digital gefochten.
    Die Kriege der Zukunft werden auch digital gefochten.

    Im Krieg der Zukunft wird nicht nur geschossen, sondern auch gehackt: Weil unsere Gesellschaft von Informationstechnik abhängig ist, könnten Cyberangriffe immense Schäden anrichten, warnt Forscher Sandro Gaycken im Buch "Cyberwar".

    Digitales Wettrüsten: Buchautor warnt vor dem "Cyberwar"

    Stichwort: Hacker, Cracker, Hacktivisten

    Ursprünglich bezeichnete der Begriff "Hacker" einen Technik-Enthusiasten, der ein Gerät oder eine Software begreifen will und dabei neue, nicht selten ungewöhnliche Nutzungsmöglichkeiten erschließt.

    Im allgemeinen Sprachgebrauch werden darunter jedoch vor allem Kriminelle und Spione verstanden, die Sicherheitslücken ausnutzen, um in fremde Computer einzudringen, um diese lahmzulegen oder Informationen zu stehlen.

    In der Szene gibt es für die kriminellen Hacker einen eigenen Begriff: Cracker.

    Als Script-Kiddies bezeichnet man abfällig junge Hacker, die mit wenig eigenem Fachwissen Sicherheitslücken an fremden Systemen ausnutzen, um Schaden anzurichten - oder schlicht zu beweisen, wie gut sie sind.

    Eine weitere Untergattung des Hackers hat in den vergangenen Jahren immer wieder Schlagzeilen gemacht: Der Hacktivist, der seine Fachkenntnisse einsetzt, um für politische Ziele zu kämpfen.

    Die lose organisierte Gruppe Anonymous legte beispielsweise die Websites von Firmen lahm, die das Whistleblowing-Portal Wikileaks boykottiert hatten.

    Der Chaos Computer Club (CCC) betont, zur guten Seite zu gehören.

    Der Verein hat sich selbst eine Hackerethik gegeben. Und mit ihrer Expertise treiben die Computerexperten die politische Debatten zu Themen wie Vorratsdatenspeicherung oder Überwachungssoftware voran.

    Man stelle sich vor, die Cyberkrieger einer feindlichen Macht hätten sich in die Computer-Netzwerke deutscher Kraftwerke eingeschleust. Erst manipulieren sie einige Meiler, bis diese explodieren, dann erpressen sie die Bundesregierung: Wenn Deutschland sich nicht aus der Nato zurückzieht, werde man weitere Kraftwerke in die Luft jagen.

    Dieses drastische Szenario ist erfunden. Doch der IT-Spezialist Sandro Gaycken hält es nicht für abwegig: Unsere moderne Gesellschaft sei auf unsicherer Informationstechnik aufgebaut, warnt der Forscher von der Freien Universität Berlin im Buch "Cyberwar. Das Wettrüsten hat längst begonnen". Hochgerüstete Angreifer wie Geheimdienste oder Hacker-Einheiten von verfeindeten Staaten könnten mit gezielten Attacken immense Schäden anrichten, etwa mit der Sabotage von wichtiger Infrastruktur.

    Cyberkrieger in "Selbstfindungsphase"

    Derzeit seien die Cyberkrieger noch in einer "Selbstfindungsphase", schreibt Gaycken. Trotz schwieriger Quellenlage geht er aber davon aus, dass mehrere Staaten derzeit schlagkräftige Einheiten aufbauen, neben den USA etwa auch China. "Für den Preis eines einzelnen Eurofighters kann man bereits eine Hackertruppe aufstellen, die Angriffe in einer erheblichen Stärke und auf eine ganze Bandbreite von Zielen durchführen könnte."

    Das Problem sieht Gaycken in der hohen Komplexität der IT-Systeme: Diese werden immer umfangreicher, Fehler sind daher nicht zu vermeiden - schnell tun sich Einfallstore für Hacker auf. Viele Programmierer hätten zudem nur eine rudimentäre Ausbildung in Sachen IT-Sicherheit: Sie war bislang immer "ein zeitaufwendiges, ungewolltes und zu vernachlässigendes Feature".

    Krieg der Zukunft: Wirtschaftsspionage, Propaganda und Cyberwars

    Auf 256 Seiten beschreibt Gaycken, welche Gefahren modernen Gesellschaften drohen: Wirtschaftsspionage, die vor allem die in Deutschland so aktiven und bei IT-Sicherheit oft arglosen Mittelständler treffe; Sabotage von wichtigen Systemen wie Kraftwerken oder Börsen; Propaganda; und nicht zuletzt Angriffe, die ähnlich verheerend sein können wie militärische Aktionen.

    Die Lösung, die Gaycken vorschlägt, ist unbequem und ziemlich teuer: Zum Schutz gegen Cyberkrieger fordert er die Entwicklung einer "hochsicheren IT". Diese ist weitaus weniger komplex als die heutigen kommerziellen Systeme und damit leichter zu beherrschen und zu kontrollieren. Allerdings ist sie auch weitaus weniger komfortabel. Zudem fordert der Forscher eine "Entnetzung": die Abtrennung kritischer Strukturen vom Internet.

    Hacker, Anonymous und Co.

    Das Buch lenkt den Blick auf ein wichtiges Thema, das neben den Hackerangriffen von öffentlich viel beachteten Gruppen wie Anonymous schnell in Vergessenheit gerät. Zumal weder die Angreifer noch die Opfer die Öffentlichkeit suchen - welches Unternehmen, welche Behörde will schon zugeben, dass Hacker eindringen konnten? dpa/AZ

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