Nach Windows 8 steht nun auch das neue Office in den Läden - als schlichte Pappschachtel, die eine Codekarte enthält. Schon die äußere Erscheinung zeigt, wohin die Reise geht. Office, mit rund einer Milliarde Nutzern weltweit die weitverbreitetste Bürosoftware überhaupt, soll flexibler sein, leichter zu handhaben und überall verfügbar.
Knapp 100 Euro pro Jahr kostet die Lizenz
Einen Laden braucht man dafür eigentlich nicht mehr. Microsoft will seine Bürosoftware unter dem Namen Office 365 primär als Abonnement vertreiben, das auch online über den Microsoft-Store erhältlich ist. 99 Euro pro Jahr kostet die Lizenz für fünf PCs inklusive 27 Gigabyte Online-Speicher und monatlich 60 Freiminuten beim Webtelefonie-Dienst Skype. Das gewohnte, lokal installierte Office verschmilzt also mit der Online-Version Office 365 und ist fortan auf mehreren Rechnern parallel nutzbar.
Laut Microsoft trägt man damit der Tatsache Rechnung, dass die Anwender heute zumeist mehrere Endgeräte benutzen - vom Büro-PC mit Maus und Tastatur über Notebooks und Tablet-PCs mit berührungsempfindlichen Displays für die Steuerung mittels Finger oder Stift bis hin zum Smartphone. Dem Anwender sollen immer und überall die gewohnten Funktionen und individuellen Einstellungen zur Verfügung stehen, ebenso wie seine im Online-Speicher Skydrive abgelegten Dokumente. Office merkt sich sogar, woran man zuletzt gearbeitet hat, und lässt einen genau dort weitermachen. Auch das gemeinsame Arbeiten an freigegebenen Dokumenten ist möglich.
So geht das in der Praxis
Wie sieht das in der Praxis aus? Nach der Anmeldung über ein Microsoft-Konto startet die Installation des Home-Office-Pakets, zu dem erstmals auch das E-Mail-Programm Outlook gehört. Der Clou: Bereits nach zwei bis drei Minuten kann man anfangen zu arbeiten. Office 365 "streamt" die wichtigsten Funktionen auf den Rechner, der Rest wird unbemerkt im Hintergrund installiert. Nach dem gleichen Prinzip soll das laut Microsoft auch funktionieren, wenn man an einem fremden Rechner arbeitet. "Office on Demand" heißt diese praktische Funktion. Die Programmkomponenten sollen nach der Abmeldung automatisch und restlos wieder gelöscht werden. Der Trick besteht darin, dass die temporäre Installation nicht im Programm-, sondern im Benutzerverzeichnis angelegt wird. Danach meldet man sich mit seinen Benutzerdaten an und kann Office wie gewohnt nutzen.
Im Test lief das nicht ganz so rund wie versprochen. Zunächst muss nämlich eine Browser-Erweiterung installiert werden. Zudem hängte sich "Office on Demand" mehrfach auf, der angelegte Ordner wurde nicht automatisch gelöscht. Hier muss Microsoft noch nacharbeiten. Alternativ kann man Dokumente auch mit Hilfe der sogenannten Office Web-Apps direkt im Browser bearbeiten. Diese funktionell eingeschränkten Online-Versionen der Office-Programme stehen kostenlos auch Nutzern zur Verfügung, die keine Office-Lizenz besitzen.
Auf den fünf über dieselbe Lizenz angemeldeten PCs wird Office dagegen wie gewohnt fest installiert. Der Inhaber des Hauptnutzerkontos kann die fünf Lizenzen wahlweise auf mehrere Geräte oder Personen verteilen. Letztere können sich danach über ihr eigenes Konto anmelden. Wie man die Lizenzen aufteilt und mit wem, überprüft Microsoft nach eigenen Angaben nicht.
Anwender müssen sich nicht groß umgewöhnen
Was aber hat sich innerhalb der Software getan? Im Vergleich zu Windows 2010 auf den ersten Blick wenig. Erfreulich wenig, möchte man sagen, denn eine größere Umgewöhnung mutet Microsoft seinen Kunden diesmal nicht zu. Wer bereits Office 2007 oder 2010 nutzt, findet sich sofort zurecht. Unter der Oberfläche hat sich jedoch eine Menge verändert. Und die Detailverbesserungen an einzelnen Programmbestandteilen und Funktionen haben Office spürbar gutgetan. So sind die Menüleisten nun standardmäßig versteckt und beanspruchen nur dann Platz auf dem Monitor, wenn man sie wirklich braucht. Einzelne Schaltflächen wurden leicht vergrößert, damit sie auch mit dem Finger bedienbar sind.
Die Textbearbeitung Word bietet einen neuen Lesemodus, der Texte automatisch in Spalten anordnet, um sie besonders auf querformatigen Bildschirmen besser lesbar und übersichtlicher zu machen. Das Einbinden von Bildern wurde vereinfacht, dank des neuen "Echtzeitlayouts" erscheinen sie sofort dort im Text, wo man sie platziert hat.
PDF-Dokumente können direkt in Word geöffnet werden
Ein Highlight dürfte für viele Nutzer die PDF-Unterstützung sein: PDF-Dokumente können endlich direkt in Word geöffnet und bearbeitet werden. Die Tabellenkalkulation Excel erkennt selbstständig Muster in den eingegebenen Daten und schlägt passende Analysetools und Diagramme vor. Und die Präsentationssoftware Powerpoint startet mit einer großen Auswahl an Vorlagen, in die man eigene Inhalte nur noch einfließen lassen muss.
Durch seine optische wie funktionelle Anpassung an Windows 8 und Geräte mit Touchscreen zeigt sich das neue Office auf der Höhe der Zeit. Das Abo-Modell mag gewöhnungsbedürftig erscheinen, kommt aber dem veränderten Nutzerverhalten entgegen. Cloud-Skeptiker können weiterhin auf Einzellizenzen zurückgreifen und auf die Verknüpfung mit Microsoft-Konto und Internet-Dienste verzichten. Verzichten würde man damit allerdings auch auf einige der interessantesten Funktionen des neuen Office.