Zum Beginn der Hightech-Messe Cebit haben Bundesregierung und Wirtschaft um Vertrauen in neue Technologien geworben. Je selbstverständlicher Hochtechnologie im Alltag werde, "desto mehr ist es wichtig, dass man vertrauen kann", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag in Hannover. Verbrauchern allerdings fällt es einer Umfrage zufolge im Internet schwerer als in der realen Welt, Vertrauen zu fassen.
Merkel verglich das Eindringen von Hochtechnologie in den Alltag mit der Elektrizität, die mittlerweile als selbstverständlich wahrgenommen werde - und auf die sich die Menschen verließen. "Wir haben riesige Chancen. Aber wir müssen diese Chancen auch nutzen", sagte die Kanzlerin. Deutschland dürfe es nicht genügen, nur innerhalb der EU gut zu sein: "Unsere Zielmarke müssen immer die Besten der Welt sein."
Vertrauen ist das Leitmotiv der Cebit
Vertrauen in neue Technologien ist dieses Jahr das Leitmotiv der Cebit. Dabei geht es um Sicherheit und Datenschutz beim sogenannten Cloud Computing. Beim Rechnen in der Wolke sind Anwendungen und Daten nicht mehr auf dem PC oder Laptop gespeichert, sondern ins Internet ausgelagert. Beispiele sind etwa Webmail-Angebote oder Dienste zum Speichern von Fotos im Netz.
Eine am Montag zur Cebit präsentierte Umfrage im Auftrag des Branchenverbands Bitkom zeigte, dass deutsche Verbraucher solche Dienste zwar zu großen Teilen nutzen. Zugleich fällt es ihnen demnach im Internet aber schwerer als im realen Leben, die Vertrauenswürdigkeit von Menschen und Unternehmen einzuschätzen. Bitkom-Präsident Dieter Kempf betonte deshalb bei der Eröffnung, beim Leitthema der Cebit gehe es "um die Basis unseres Geschäfts: das Vertrauen".
Google-Präsident Schmidt preist "Verbundenheit" durch das Internet
Der Präsident des Internetriesen Google, Eric Schmidt, hat eine neue "Verbundenheit" durch das Internet gepriesen. Moderne Technologien bewirkten zwar keine Wunder, doch das Verbunden-Sein helfe dem Fortschritt und der Technologie, sagte Schmidt bei der Eröffnung der Cebit am Montagabend. Noch profitiere nur ein kleiner Teil der Menschheit davon, doch das werde sich ändern. Smartphones machten es den Bewohnern vieler Regionen der Welt möglich, das Computer-Zeitalter zu überspringen und sofort Zugang zum Internet zu erhalten.
"Stellen Sie sich vor, wie viel besser die Welt wäre, wenn fünf Milliarden Menschen mehr als jetzt online wären", sagte Schmidt. "Sie brächten bedeutend mehr Innovation, mehr Kreativität." Mit dem Miteinander-Verbunden-Sein gehe auch eine neue Transparenz einher. "Die Daten werden die Art und Weise verändern, wie Regierungen handeln." Dabei verwies er auch auf Syrien, von wo aus täglich neue Berichte aus den Rebellen-Hochburgen die Welt erreichten. "Es wird weniger Orte geben, an denen Diktatoren sich verstecken können", sagte Schmidt.
Technologie werde einen Ausgleich in der Gesellschaft schaffen, sagte der Vorsitzende des Google-Verwaltungsrats. "Wir werden gleicher werden." Gleichwohl müssten Staaten und Unternehmen handeln, "um das Entstehen eines digitalen Kastensystems zu verhindern". "Lasst uns eine Welt bauen, in der jeder die Chance hat, sich zu verbinden", forderte Schmidt.
Partnerland der Cebit ist diesmal Brasilien
Die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff betonte in ihrer Rede zur Eröffnung der Cebit die Bedeutung des Internets für den sozialen Fortschritt. Moderne Technologien seien "Instrumente zur sozialen Integration und zur Ausübung von Bürgerrechten", sagte sie. Deshalb dürften sie nicht die Instrumente von nur wenigen Menschen sein.