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Börsengang: Facebook-Flop war programmiert

Börsengang

Facebook-Flop war programmiert

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    Nach Auffassung von Finanzexperten musste der Börsengang scheitern.
    Nach Auffassung von Finanzexperten musste der Börsengang scheitern. Foto: dpa

    Monatelang hatten Anleger dem Börsengang von Facebook entgegengefiebert, doch statt eines guten Geschäfts gab es ein Desaster: Wenige Tage nach dem Handelsstart der Facebook-Aktie an der US-Technologiebörse Nasadaq hat das Papier fast ein Fünftel zum Ausgabepreis von 38 Dollar verloren. Dem Fiasko war eine Verkettung verhängnisvoller Fehlentscheidungen vorausgegangen.

    Rückblick

    Am ersten Handelstag der Aktie war es noch möglich, mit Stützungskäufen der Banken das Papier über dem Ausgabepreis von 38 US-Dollar zu halten. Danach brachen alle Dämme: Bereits am Montag sackte der Kurs um elf Prozent ab. Auch am Dienstag kannte die Aktie nur eine Richtung: nach unten. Minus 8,9 Prozent war das Ergebnis zum Börsenschluss. Jetzt sind Facebook-Aktien bereits für 31 Dollar zu haben. Vor allem institutionelle Anleger wie Fondsgesellschaften trennten sich kurz nach dem Handelsstart der Aktie von mehr Anteilen als die Facebook-Macher ursprünglich gedacht hatten.

    Ausweitung des Aktienangebots war fataler Fehler

    Drei Tage vor dem Börsengang hatte Facebook-Finanzvorstand David Ebersman beschlossen, die Zahl der ausgegebenen Aktien um ein Viertel aufzustocken. Dadurch wurde der Börsenwert des weltweit größten sozialen Netzwerks auf rund 104 Milliarden Dollar aufgebläht. Laut Wall Street Journal habe diese Aufstockung jede Aussicht auf Erfolg des Börsenganges zunichte gemacht. Zuvor hatte Ebersman ein Berater der Konsortialbank Morgan Stanley versichert, die hohe Nachfrage nach der Aktie würde eine Erhöhung des Emissionsvolumens rechtfertigen. Wie Anleger berichteten, hätten Morgan Stanley und Goldman Sachs kurz vor der Erstnotiz der Aktie ihre Umsatzerwartungen für Facebook revidiert.

    Investmentbank Morgan Stanley und Facebook-Chef Mark Zuckerberg gehören zu den großen Verlierern

    Die US-Investmentbank Morgan Stanley war als "Underwriter" neben den anderen Konsortialbanken Goldman Sachs und JPMorgan federführend bei der Vorbereitung und Begleitung des Börsengangs. Sie sieht sich jetzt dem Vorwurf ausgesetzt, die tatsächliche Nachfrage nach Facebook-Aktien völlig falsch eingeschätzt und viel zu viele Aktien auf den Markt geworfen zu haben. Diese Fehlentscheidung bedeutet einen enormen Reputationsverlust für die Bank, die bereits in der Vergangenheit Börsengänge von Technologieunternehmen begleitet hatte. Wie das Wall Street Journal berichtet, habe Mary Schapiro von der US-Börsenaufsicht SEC am vergangenen Dienstag angekündigt, man werde die Umstände um den Börsengang genauestens untersuchen, um das Vertrauen in den Markt wieder herzustellen.

    Der Verlust trifft nicht nur das Depot von Kleinanlegern. Besonders schmerzhaft bekommt Facebook-Gründer Mark Zuckerberg die Kursverluste zu spüren. Er hält 503,6 Millionen Aktien und ist der größte Facebook-Anteilseigner. Wenn der Wert der Aktie um einen Dollar sinkt, verliert Zuckerberg 500 Millionen Dollar. Damit hat er allein am vergangenen Montag 2,1 Milliarden Dollar an Vermögen verloren.

    Akteure haben Warnsignale ignoriert

    Das Wall Street Journal hatte am 15. Mai berichtet, dass der US-Autobauer General Motors seine Marketingstrategie auf Facebook überdacht und beschlossen habe, die Schaltung von bezahlten Werbeanzeigen auf dem Netzwerk zu stoppen. GM begründete seinen Absprung als Werbekunde mit dem unzureichenden Einfluss, den die Anzeigen auf das Kaufverhalten der Kunden habe. Gleichzeitig wurden Stimmen laut, die Gewinne von Facebook rechtfertigten keine 100 Milliarden Dollar-Bewertung.

    Facebook hat in den USA mit vielen Faktoren zu kämpfen, die eine nachhaltige Gefahr für das Wachstum des Unternehmens darstellen. Diese haben offensichtlich bei den Entscheidungen im Vorfeld des Börsengangs keine Rolle gespielt. Neben der Tatsache, dass sich Facebook ausschließlich über Werbung finanziert, steht das von Mark Zuckerberg geführte Unternehmen im Visier datenschutz- und kartellrechtlicher Ermittlungen.

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