"Wir sind dabei, über 200 Lehrkräfte einzustellen, 30 haben wir schon vertraglich gebunden", sagte Bildung-Staatssekretär Alexander Slotty (SPD) beim Besuch einer Willkommensklasse am Willi-Graf-Gymnasium in Berlin-Lichterfelde. Einige dieser 30 Lehrkräfte lebten schon vorher in Berlin und haben deutsche und ukrainische Sprachkenntnisse, andere sind Geflüchtete mit guten Deutschkenntnissen, wie Slotty sagte.
Einer von den geflüchteten Lehrkräften ist Andrii Tsybukh. Vor dem Kriegsausbruch war er Deutschlehrer in Charkiw, wie er sagte. "Als eine Bombe vor unserem Haus landete, haben wir endgültig beschlossen zu gehen", erzählte er. Drei Tage sei er mit seiner Familie unterwegs gewesen, bis er in Berlin ankam.
Seit rund vier Wochen lebt er nun mit seiner Frau und seinen drei Kindern bei Bekannten. Zunächst habe er als Dolmetscher beim Sozialamt ausgeholfen, bis er am Dienstag mit dem Unterricht in einer Willkommensklasse am Max-Planck-Gymnasium in Berlin-Mitte als Lehrer begann. "In meiner Klasse sind 14 Schülerinnen und Schüler. Sie freuen sich alle, hier zu sein, die meisten wollen aber schnell wieder nach Hause. Wann das möglich ist, weiß aber niemand", sagte er.
Und weil das niemand abschätzen könne, habe die Verwaltung für Bildung bereits 4000 weitere Schulplätze für geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine geschaffen, erklärte Slotty. Außerdem sollen Lehrkräfte, die selbst aus der Ukraine geflohen sind, unbürokratisch eingestellt werden. "Es ist ja nicht selbstverständlich, dass jeder seine Zeugnismappe dabei hat", sagte der SPD-Politiker.
Die 16-jährige Anna Schewtschenko hat am Dienstag mit ihrem Unterricht in der Willkommensklasse am Willi-Graf-Gymnasium in Berlin-Lichterfelde begonnen. Auch sie hat den Wunsch, schnell in die Heimat zurückzukehren, ist aber auch froh, in Berlin zu sein. "Ich freue mich, hier bleiben zu dürfen. Alle Menschen sind so so nett", sagte sie. Sie habe Deutsch bereits in der Ukraine als Fremdsprache gelernt.
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