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Umweltschutz: Hitze, Niedrigwasser, Salzeintrag: Große Sorge um die Oder

Umweltschutz

Hitze, Niedrigwasser, Salzeintrag: Große Sorge um die Oder

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    Blick über die Landschaft zum Sonnenuntergang am deutsch-polnischen Grenzfluss Oder.
    Blick über die Landschaft zum Sonnenuntergang am deutsch-polnischen Grenzfluss Oder. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Nach Meldungen über tote Fische in einem Seitenkanal der Oder auf polnischer Seite wird die Sorge vor einer erneuten Umweltkatastrophe größer. Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) hält die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Fischsterbens für sehr hoch. Auch auf EU-Ebene blickt man nach dem massenhaften Fischsterben vor knapp einem Jahr mit Unruhe auf den Zustand der Oder. Das wurde bei einem Besuch der Grünen-Europaabgeordneten Hannah Neumann deutlich. Ein anwesender Oder-Fischer befürchtet indes Schlimmes.

    Brandenburgs Umweltminister Vogel sieht eine große Gefahr, dass sich die Umweltkatastrophe vom vergangenen August wiederholt. "Ich muss (...) einräumen, dass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist", sagte er am Montag dem Sender radio 1 des RBB. Die Bedingungen für die Verbreitung der Brackwasseralge Prymnesium parvum seien so wie im vergangenen Jahr beim Fischsterben. Es gebe Hitze, Niedrigwasser und eine hohe Leitfähigkeit im Fluss, die einen hohen Salzgehalt anzeige. Die Alge sei nach wie vor da und vermehre sich in "unglaublichem Ausmaß". Mehrere 10 000 Exemplare je Liter seien zu finden, stellte er dar. Hoffnung mache ihm, dass die Goldalge auf deutscher Seite noch nicht in diesem Maße aufgetreten sei.

    Im August vergangenen Jahres war es in der Oder zu einem großen Fischsterben gekommen. Fachleute gehen davon aus, dass hoher Salzgehalt, Niedrigwasser, hohe Temperaturen und das Gift einer Algenart mit den Namen Prymnesium parvum wesentliche Ursachen für das Fischsterben waren.

    Der Umweltminister machte sich am Montag gemeinsam mit der Grünen-Europaabgeordneten Hannah Neumann bei einer Probebefischung in der Oder ein Bild von der Situation im Fluss. Ihn mache vor allem der wenige Fischnachwuchs in der Oder Sorge, sagte Vogel. "Tatsächlich ist es so, dass wir zu verzeichnen haben, dass wir bisher keine Revitalisierung haben." "Man merkt, dass die Oder noch mehr Zeit zur Erholung braucht", sagte Neumann der Deutschen Presse-Agentur.

    Sie drängt auf die Umsetzung einer Reihe von Maßnahmen zum Schutz des Flusses. "Wir haben die Aktionspläne auf dem Tisch liegen, aber es passiert nichts auf polnischer Seite", so Neumann. Das gemeinsame Krisenmanagement müsse besser werden. "Offensichtlich sind wir aber noch nicht im Optimalzustand. Wir müssen auch dafür sorgen, dass wir überhaupt keine Krise zu managen haben", betonte sie.

    Verärgert zeigte sich die Politikerin über fehlende Informationen der polnischen Seite zum jüngsten Fischsterben in einem Seitenkanal der Oder und einem weiteren Kanal in Polen. Nach Informationen des Bundesumweltministeriums vom Sonntag ist das Geschehen bislang nicht an Deutschland gemeldet worden. Dass man davon wieder zuerst aus der Presse erfahren habe, sei frustrierend, sagte Neumann. Auch Brandenburgs Umweltminister zeigte Unmut über fehlende Informationen der polnischen Behörden. "Wir können jedenfalls nicht feststellen, dass sich an den Salzleitungen etwas geändert hat", kritisierte er.

    Vor einigen Tagen wurden nach Angaben der Woiwodschaft Opole im Gleiwitzer Kanal, der von der Oder abzweigt, sowie im nahen Kedzierzyn-Kanal insgesamt 450 Kilogramm tote Fische geborgen. In beiden Kanälen wurde bei Proben auch die giftige Goldalge nachgewiesen. Polen rief einen Krisenstab ein.

    Gewässerschutz sei auch eine europäische Aufgabe, machte die Europapolitikerin Neumann deutlich. "Wir pochen gemeinsam mit Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius darauf, dass Polen die Verpflichtungen aus der Wasserrahmenrichtlinie endlich umsetzt."

    Polen argumentiere zwar, dass alle Einleitungen legal seien. Doch selbst, wenn das auf dem Papier stimme, seien diese für die Oder in ihrem aktuellen Zustand zu hoch, machte Neumann klar. "Die ersten Fischsterben in Polen in diesem Jahr zeigen: Die Einleitungen müssen gesenkt werden! Denn wo die Umwelt kaputt geht, da gehen auch Wirtschaft, Landwirtschaft und Tourismus kaputt."

    Vogel und Neumann begleiteten Nationalparkfischer Helmut Zahn in Schwedt bei der Probebefischung. Der Fischer muss seit der Oderkatastrophe Fische stärker zukaufen. "Eine rentable Fischerei ist gar nicht möglich", machte er deutlich. Mit Sorge blickt er auf die sinkenden Wasserstände und sieht auch keine Erholung des Flusses. Der Aufbau der Fischbestände brauche Zeit. "Der Mensch sollte langsam Demut und Bescheidenheit lernen", so seine Ansicht. Das Übermaß an Ressourcenvernichtung und dass nichts mehr für die Nachkommen übriggelassen werde, könne so nicht mehr weitergehen.

    (dpa)

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