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Strafvollzug: Sport hinter Mauern: Kicken, Laufen, Yoga

Strafvollzug

Sport hinter Mauern: Kicken, Laufen, Yoga

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    Eine Justizangestellte beobachtet die Teilnehmer am 10-Kilometer Lauf in der Justiz-Vollzugsanstalt (JVA) Plötzensee.
    Eine Justizangestellte beobachtet die Teilnehmer am 10-Kilometer Lauf in der Justiz-Vollzugsanstalt (JVA) Plötzensee. Foto: Paul Zinken, dpa

    Runde um Runde über die Ein-Kilometer-Strecke - bis schließlich zehn Kilometer erreicht sind. Beim 8. Gefangenen-Lauf in Berlin können sich am Freitag in der Haftanstalt Plötzensee wieder Häftlinge mit externen Sportlern messen. Die Veranstaltung gehört aus Sicht der Senatsjustizverwaltung zu den herausragenden sportlichen Ereignissen innerhalb der Justizvollzugsanstalten (JVA). Läuferinnen und Läufer aus allen sieben Gefängnissen konnten sich dazu anmelden. "Die einzelnen Anstalten haben T-Shirts drucken lassen", berichtet Birk Braune, Leiter der Abteilung Soziale Arbeit in der JVA

    Gefangenen-Lauf mit externen Sportlern

    35 Gefangene, davon 3 Frauen, und 30 externe Läufer gehen an den Start, berichtete der Begründer des Berlin-Marathons, Horst Milde. Der Gefängnislauf geht auf seine Initiative zurück. 2014 gingen beim ersten Gefängnislauf 25 Insassen und 12 externe Teilnehmer an den Start, wie der 85-Jährige berichtet. "Das war völlig neu in der Berliner Justiz und hieß damals noch "Knästelauf"", so Milde. In diesem Jahr gibt es für Einsteiger auch einen 5-Kilometer-Lauf. An dem dürfen allerdings nur Häftlinge teilnehmen. Und noch eine Regel gilt für "Externe": Gewinnen dürfen nur Gefangene.

    Generell sind als Sportarten hinter Gittern vor allem Fußball und Krafttraining beliebt. "Mittlerweile schaffen wir es aber, das ganze Jahr über eine Laufgruppe anzubieten", erklärt Abteilungsleiter Braune. Häftlinge, die mitmachen, laufen jeweils in 250-Meter-Runden über das Gelände - nach der Arbeit, am späten Nachmittag. Beim Gefangenen-Lauf sind die Runde jedoch jeweils einen Kilometer lang - weil bei diesem Event das Tor zur benachbarten Jugendstrafanstalt geöffnet wird.

    Viele Sportarten in Haft möglich

    In der Regel können alle Inhaftierten mindestens ein- bis zweimal wöchentlich 90 Minuten lang an angeleiteten Sportaktivitäten teilnehmen, heißt es von der Justizverwaltung. Im Angebot seien etwa Volleyball, Basketball und Tischtennis, aber auch Badminton oder Yoga und Qigong. "Sport wird im Vollzug als Beitrag zur Gesundheitsförderung, der körperlichen Ertüchtigung, psychischen Stabilisierung und als sinnvolle Freizeitgestaltung, in der Teamfähigkeit, Regeln, Normen und Werte vermittelt werden können, angesehen", so eine Sprecherin. Ganz besonders gilt das auch für den Jugendstrafvollzug.

    Und natürlich geht es auch um das Thema Resozialisierung. "Es hilft ja der Gesellschaft, wenn wir denen auf die Beine helfen", meint auch Läufer Milde. Inhaftierte der Berliner Jugendstrafanstalt nehmen laut Justizverwaltung regelmäßig verschiedenen Turnieren teil. Dazu gehöre das Laufprojekt "Jugend bewegt sich über Grenzen", das von Olympiasieger Dieter Baumann ins Leben gerufen wurde und zusammen mit der hessischen JVA Rockenberg organisiert wird.

    Turniere zwischen Anstalten

    Auch die Gefängnisse selbst richten untereinander Turniere aus - beispielsweise für Volleyball, Schach oder Tischtennis. Zu den besonderen Momenten gehören auch Freundschaftsturniere zwischen Mannschaften aus der Fanliga des 1. FC Union sowie Gefangenen.

    Derzeit sind nach Behördenangaben insgesamt rund 3730 Menschen in den Haftanstalten untergebracht. Die meisten Gefängnisse haben eigene Sporthallen und -plätze. Trainiert wird mit Bediensteten, die entsprechende Trainerlizenzen erworben haben. Teils gibt es auch externe Trainer.

    (Von Marion van der Kraats, dpa)

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