Den finanziellen Einbrüchen der Corona-Zeit will die Filmbranche eine Offensive entgegensetzen. "2023 muss zum Jahr des Kinos werden mit einer Trendwende an den Kinokassen", sagte der Geschäftsführer der Produzentenallianz, Björn Böhning, am Donnerstag in Berlin während des Produzententages seines Verbandes. Einen Impuls dafür sieht Böhning in einem "zeitgemäßen Fördersystem", das wichtig sei "für eine neue Ära von Film und Fernsehen".
Kulturstaatsministerin Claudia Roth stellte Eckpunkte einer Reform der Filmförderung vor. Das Konzept, das bis zum Jahresende verfeinert und umgesetzt werden soll, wurde beim Produzententag mit anhaltendem Jubel und Beifallsstürmen bedacht.
Die Grünen-Politikerin verwies auf radikal veränderte Verwertungswege und -möglichkeiten, "ebenso die Seh- und Nutzungsgewohnheiten, lineares Fernsehen verliert an Bedeutung, Mediatheken und Streamingplattformen werden immer wichtiger". Kinofilm sei heute nur noch eine von vielen Formen filmischen Erzählens.
Bund und Länder verfügen jährlich über fast 600 Millionen Euro an Fördermitteln. "Doch das gegenwärtige Fördersystem passt nicht mehr, es fügt sich nicht mehr ein, in die veränderten Rahmenbedingungen", sagte Roth. Es sei "zu komplex und damit zu langsam geworden".
Die Förderung soll zu künstlerisch und wirtschaftlich erfolgreichen Filmen führen mit besseren Ausgangsbedingungen "für Wagnis und Risiko, neue Erzählformen und Perspektivenwechsel".
"Dokumentar-, Kurz-, Nachwuchs- und künstlerische Filme brauchen ihre eigene passgenaue Förderung", sagte Roth. Diese Filme müssten nicht an Marktlogik ausgerichtet sein. Zugleich will sie verbesserte Standortförderung und Anreize durch Steuerförderung für die deutsche und internationale Film- und Serienproduktion.
Verwerter, insbesondere internationale Streaming-Anbieter, sollen zum Fördersystem beitragen. Dafür wird eine Investitionsverpflichtung überlegt, etwa für Streamingplattformen. Eine Filmagentur des Bundes soll zügigere Verfahren und eine bessere Abstimmung zwischen wirtschaftlichen und künstlerischen Aspekten bringen.
Roth will auch die Förderinstrumente auf Bundes- und Landesebene stärker miteinander verzahnen. Bund und Länder sollen sich über Grundsätze der Filmförderung verständigen. "Ziel sollte sein, dass wir die Filmförderstruktur zwischen Bund und Ländern erheblich verschlanken und die Anzahl der beteiligten Förderungen pro Filmprojekt deutlich reduzieren."
Zudem betonte Roth: "Die Vergabe öffentlicher Mittel beinhaltet auch, dass sich die Empfänger dieser Mittel ihrer gesellschaftlichen Verantwortung stellen. Diversität, Nachhaltigkeit und Geschlechtergerechtigkeit sind notwendig."
Während des Produzententages ging es auch um einheitliche ökologische Regeln für das sogenannte Green Shooting. Carl Bergengruen vom Arbeitskreis Green Shooting verwies darauf, dass alle Förderanstalten die Vereinbarung unterschrieben haben und die Öko-Standards damit für alle geförderten Filme gelten.
(dpa)