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Kultur: Wege aus der Krise: Kulturszene will Menschen zurückholen

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Wege aus der Krise: Kulturszene will Menschen zurückholen

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    Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien.
    Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien. Foto: Boris Roessler, dpa (Archivbild)

    Nach schwierigen Pandemiejahren für die Kultur setzen Verantwortliche auf eine Rückkehr von Besucherinnen und Besuchern in Kinos, Theater, Konzerte und Museen. "Die Zurückhaltung ist auch eine Folge einer Situation gebündelter Krisen: Corona, Krieg, Klima, Energie, Inflation", sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth der dpa in Berlin.

    Zwei Beispiele: Die Besucherzahlen in den Museen waren bereits im zweiten Pandemie-Jahr 2021 leicht gestiegen, aber noch deutlich unter dem Niveau zuvor. Das Institut für Museumsforschung ermittelte ein Plus verkaufter Tickets von 33,6 auf 38,8 Millionen. Das waren etwa zwei Drittel weniger als vor Corona. Auch die Kinobranche konnte 2022 zwar Menschen zurückgewinnen, zählt aber noch immer weniger als vor Beginn der

    "Viele Menschen müssen genau darauf schauen, wie sie über die Runden kommen: Kaufe ich mir dann tatsächlich jetzt ein Buch oder gehe ich ins Kino? Oder gehe ich ins Theater oder in den Club? Diese Zurückhaltung wollen wir zumindest teilweise überwinden und wieder Bewegung mit mehr Zuschauerzahlen bekommen", sagte Roth.

    Als einen Weg dafür sieht die Grünen-Politikerin den geplanten Kulturpass für Jugendliche. "Der

    Roth will den Kulturpass bis zum Sommer realisieren. Die mit 100 Millionen Euro ausgestattete Förderung gilt zunächst für etwa 750.000 Jugendliche, die in diesem Jahr 18 Jahre alt werden. Über eine App sollen 200 Euro geladen und für Tickets oder Buchkäufe eingesetzt werden können. Perspektivisch möchte Roth das Angebot auf 17-Jährige und Jüngere ausweiten.

    Die Pandemiezeit hat sich aus Sicht von Berlins Kultursenator Klaus Lederer auch auf die Zusammensetzung des Publikums in den Kulturinstitutionen ausgewirkt. "Eine Erkenntnis ist, dass die soziale Ungleichheit im Publikum sich durch die Pandemie verhärtet hat", sagte der Linke-Politiker der dpa.

    Lederer macht nicht allein Pandemie oder Sorge vor Ansteckung dafür verantwortlich. "Im Grunde wurde eine Entwicklung mit einem Booster versehen, die vorher schon absehbar war", sagte er. "Wir wissen um ein durchaus überaltertes Publikum, ohne dass entsprechend neues Publikum nachwächst. Das hat sich jetzt verschärft."

    Die Publikumssituation in den Kultureinrichtungen sei sehr unterschiedlich. Gedenkstätten verzeichneten stärkere Besucherzahlen, in einigen Museen gebe es positive Entwicklungen, Theater, Orchester oder Opernhäuser verzeichneten ein widersprüchliches Bild. "Manche von denen, die früher regelmäßig Kultureinrichtungen besucht haben, kommen jetzt nicht in dem Maße zurück", sagte Lederer. "Das kompensiert sich nicht über andere nachwachsende Besuchergruppen."

    "Wir müssen uns also Gedanken machen über die Frage: Was können wir tun, um die Hürden für kulturelle Teilhabe abzusenken?", sagte Lederer. "Wir müssen an diesen sogenannten drei P in allen Kultureinrichtungen dringend weiterarbeiten: Veränderung von Publikum, Programm und Personal." Dies sei ein Prozess, der die Einrichtungen über die nächsten fünf bis zehn Jahre beschäftigen werde. "Es ist deutlich erkennbar, dass Einrichtungen, die früh damit begonnen haben, sich auf diese Entwicklungen einzustellen und sie als eine Chance zu begreifen, in geringerem Maße betroffen sind."

    Der Vorsitzende der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, zeigte sich für Berlins Staatliche Museen zuversichtlich. "Bei den Besucherzahlen sind wir seit dem Sommer zahlenmäßig wieder auf dem Stand von vor Corona", sagte Parzinger der dpa. Die Museumsinsel stehe sogar besser da als 2019. "Allerdings muss man sagen, dass wir wieder mehr Häuser als vorher am Netz haben - die Neue Nationalgalerie, die Friedrichswerdersche Kirche und natürlich die Museen im Humboldt Forum", schränkte Parzinger ein. Gleichzeitig sagte er: "Der europäische Kulturtourismus funktioniert wieder."

    Optimistisch zeigte sich auch Generalintendant Hartmut Dorgerloh für das seit vergangenem Jahr komplett geöffnete Humboldt Forum in Berlin. "Wir hatten noch kein normales Jahr, weil es ja noch starke Corona-Einschränkungen zu Beginn des Jahres gab", sagte Dorgerloh der dpa. Der Tourismus sei nur langsam wieder angelaufen. Ungefähr ein Drittel der Besucherinnen und Besucher komme auf Empfehlungen. "Das, finde ich, ist ein wichtiger Befund. Das heißt, offensichtlich gehen Besucherinnen und Besucher hier mit einem positiven Feedback raus und sagen: "Hey, da musst du mal hingehen, wenn du in Berlin bist." Das sind entscheidende qualitative Werte." Mit ungefähr anderthalb Millionen Besucherinnen und Besuchern im ersten Jahr sei das Humboldt Forum "erfreulich erfolgreich".

    (Von Gerd Roth, dpa)

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