Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Krieg: Selenskyj bei Steinmeier: Deutschland "wahrer Freund"

Krieg

Selenskyj bei Steinmeier: Deutschland "wahrer Freund"

    • |
    Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, wird von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (r) vor dem Schloss Bellevue begrüßt.
    Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, wird von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (r) vor dem Schloss Bellevue begrüßt. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa Pool, dpa

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bei seinem Besuch in Berlin Deutschland für die Unterstützung im Abwehrkampf gegen den Angriffskrieg Russlands gedankt. "In der schwierigsten Zeit in der modernen Geschichte der Ukraine hat sich

    Ausdrücklich bedankte sich Selenskyj bei Steinmeier persönlich für dessen Unterstützung. Er schrieb: "Vielen Dank, Herr Bundespräsident, für Ihre persönliche Unterstützung der Ukraine und Gastfreundschaft". Er dankte auch dem deutschen Volk für dessen "fantastische Solidarität". Auf Deutsch ergänzte er: "Danke Deutschland!"

    Steinmeier hatte Selenskyj zuvor am Schloss Bellevue, dem Amtssitz des deutschen Staatsoberhauptes, mit einem Lächeln empfangen. Der ukrainische Präsident erschien in schwarzem Pullover und olivgrüner Hose - so wie bei vielen öffentlichen Auftritten. Er traf in einem Autokonvoi ein. Zuvor war erwogen worden, dass Selenskyj aus Sicherheitsgründen mit einem Hubschrauber zu dem Treffen geflogen werden könnte.

    Nach dem Eintrag Selenskyjs ins Gästebuch zog sich Steinmeier mit seinem ukrainischen Gast zu einer Unterredung zurück. Auf beiden Seiten sollten je vier Berater dabei sein, hieß es.

    Zunächst nicht einfaches Verhältnis Steinmeier-Selenskyj

    Das Verhältnis zwischen Steinmeier und Selenskyj war zunächst nicht einfach - ein Besuch des deutschen Staatsoberhaupts in der Ukraine hatte erst Ende Oktober im dritten Anlauf geklappt. Kurz zuvor musste ein Besuchstermin aus Sicherheitsgründen kurzfristig verschoben werden. Im April 2022 hatte Steinmeier eine gemeinsame Reise mit den Staatspräsidenten aus Polen, Lettland, Litauen und Estland in letzter Minute absagen müssen. Kiew hatte Steinmeier damals signalisiert, dass er nicht willkommen sei.

    Dem früheren SPD-Außenminister Steinmeier wurde in der Ukraine seine russlandfreundliche Politik angekreidet. Er habe osteuropäische Warnungen vor einer Abhängigkeit Deutschlands von russischen Energielieferungen überhört. Die Ausladung wurde in Berlin als Affront gewertet. Erst ein Telefongespräch der Präsidenten Anfang Mai 2022 entspannte die Lage wieder.

    Empfang durch Scholz mit militärischen Ehren

    Im Anschluss an das Treffen mit Steinmeier wollte Kanzler Olaf Scholz (SPD) Selenskyj mit militärischen Ehren im Kanzleramt empfangen. Am Sonntagnachmittag sollen Selenskyj und das ukrainische Volk in Aachen mit dem Karlspreis für Verdienste um die Einheit Europas geehrt werden. Scholz wird die Laudatio halten. Als weitere Redner sind EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki dabei. Es wurde erwartet, dass der Kanzler und Selenskyj gemeinsam von Berlin nach

    Selenskyj erhält in Aachen den Karlspreis

    In der Begründung für die Preisverleihung wurde die Rolle Selenskyjs bei der Abwehr des russischen Angriffskriegs hervorgehoben: Er sei nicht nur der Präsident seines Volkes und der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee. Er sei "auch der Motivator, Kommunikator, der Motor und die Klammer zwischen der Ukraine und der großen Phalanx der Unterstützer".

    Voriges Jahr hatten die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja und zwei Mitstreiterinnen den Karlspreis bekommen, 2021 der rumänische Präsident Klaus Iohannis. Auch Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Papst Franziskus sind Preisträger.

    Selenskyj war am frühen Sonntagmorgen aus Rom kommend zu seinem ersten Besuch in Deutschland nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine eingetroffen. Ein Airbus A319 der Flugbereitschaft der Luftwaffe hatte Selenskyj am Samstagabend in Rom abgeholt, wie die Luftwaffe auf Twitter mitteilte. Zwei Eurofighter seien vom Fliegerhorst Lechfeld in Bayern gestartet und "eskortierten ihn sicher nach Berlin", hieß es weiter. Die Luftwaffe veröffentlichte zwei Fotos - eines aus dem Fenster des Flugzeugs mit Blick auf einen der begleitenden Kampfjets, das andere mit Blick auf den Airbus.

    "Bereits in Berlin", twitterte Selenskyj kurz nach seiner Ankunft. "Waffen. Starkes Paket. Luftverteidigung, Wiederaufbau. EU. Nato. Sicherheit.", fügte er hinzu - Stichworte für die möglichen Gesprächsthemen in Berlin. Das genaue Programm Selenskyjs war aus Sicherheitsgründen zunächst geheim gehalten worden.

    Sicherheitsmaßnahmen in Berlin erinnern an Besuch von US-Präsidenten

    Wegen des Selenskyj-Besuches waren die Sicherheitsmaßnahmen in Berlin verstärkt worden - sie erinnerten an jene, die etwa auch beim Besuch eines US-Präsidenten gelten. Die Polizei setzte am Sonntagmorgen für Teile des Zentrums der Hauptstadt deutlich verstärkte Sicherheitsvorkehrungen um. Durch eine sogenannten Allgemeinverfügung gelten bis 18 Uhr umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen und Verkehrssperrungen. Besonders betroffen waren die Bereiche rund um das Regierungsviertel in Mitte. Auch das Befahren der Spree war unter anderem in Höhe des Bundeskanzleramtes nicht mehr möglich. Auf dem Dach des Kanzleramts waren Scharfschützen positioniert.

    Landesweiter Luftalarm in der Ukraine

    Am frühen Sonntagmorgen wurde in der Ukraine ein landesweiter Luftalarm ausgelöst. Verantwortlich dafür sollen örtlichen Medienberichten zufolge Raketenstarts von mehreren strategischen Bombern der russischen Luftwaffe aus dem Bereich des Kaspischen Meeres gewesen sein. Informationen aus dem Kriegsgebiet lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

    (dpa)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden