Viele tausend Menschen haben in Berlin an einer Demonstration der Klimaschutzbewegung Fridays for Future teilgenommen. Die Demonstranten versammelten sich am Freitagmittag am Brandenburger Tor und liefen nach einer Auftaktkundgebung in einem kilometerlangen Zug durch das Regierungsviertel. Die Polizei sprach am Nachmittag von 12 500 Teilnehmern. Fridays for Future nannte 24 000 Demonstranten. Angemeldet waren bei der Polizei 10 000 Teilnehmer.
Fridays for Future hatte für Freitag zu einem weltweiten sogenannten Klimastreiktag aufgerufen. In Deutschland waren in mehr als 245 Orten Demonstrationen für mehr Maßnahmen für den Klimaschutz geplant. Die Aktivisten fordern von der Bundesregierung die Einführung eines Klimagelds und die Verschärfung des Klimaschutzgesetzes. Das geltende Klimaschutzgesetz sieht vor, den klimaschädlichen Ausstoß von Kohlendioxid bis 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren.
Unter den Demonstranten in Berlin waren auch viele jüngere Menschen, dem Augenschein nach viele im Alter von Schülern. Sie riefen immer wieder in Sprechchören: "Wir sind laut, wir sind viele, haltet euch an Klimaziele" und forderten "Klimagerechtigkeit". Auf Transparenten stand "Klimaschutz ist Grundrecht" und "Profit heute, tote Welt morgen".
Zu sehen waren auch Fahnen der Umweltschutzinitiativen BUND und Greenpeace, der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, von Gewerkschaften, Tierschutzinitiativen, linken Gruppierungen wie der Antifa und kleineren kommunistischen Organisationen.
Die bekannte Vertreterin von Fridays for Future, Luisa Neubauer, rief bei der Auftaktkundgebung: "Es ist eine historische Zeit. Lassen wir zu, dass es immer so weitergeht, oder stellen wir uns dagegen? Das sind die großen Fragen der Zeit." Seit fünf Jahren gebe es Fridays for Future und seit fünf Jahren würden Klimaziele "zerfasert" und "man trampelt darauf herum", sagte Neubauer. "Es ist ein Skandal." Die Popband Juli spielte ihren Hit "Perfekte Welle" und rief den Demonstranten zu: "Ihr habt alles Recht der Welt, hier zu sein."
Vor fünf Jahren, im August 2018, hatte sich die damals 15 Jahre alte schwedische Schülerin Greta Thunberg zum ersten Mal vor ihre Schule gesetzt und für den Klimaschutz gestreikt - und so letztlich die Bewegung Fridays for Future ins Leben gerufen.
Auch die Klimaschutzgruppe Letzte Generation beteiligte sich an der Demonstration von Fridays for Future. Sie will ab diesem Montag in Berlin mit einigen hundert Unterstützern und erneuten Straßenblockaden, bei denen sich Teilnehmer an der Fahrbahn festkleben, protestieren.
Ein Sprecher von Fridays for Future kritisierte diese Protestform. "Wir haben in den vergangenen zwei Jahren gesehen, dass Straßenblockaden keine große gesellschaftliche Unterstützung genießen", sagte Pit Terjung dem "Tagesspiegel". Nötig seien sichtbare Mehrheiten und keine Klebe-Aktionen, "damit wir politischen Druck erzeugen, und das macht Fridays for Future seit fünf Jahren."
(dpa)