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Kirche: Kapelle im Turm der Garnisonkirche eingeweiht: Proteste

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Kapelle im Turm der Garnisonkirche eingeweiht: Proteste

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    Der wiederaufgebaute Turm der Garnisonkirche in der Breiten Straße in Potsdam und das Filmmuseum im Stadtzentrum.
    Der wiederaufgebaute Turm der Garnisonkirche in der Breiten Straße in Potsdam und das Filmmuseum im Stadtzentrum. Foto: Jens Kalaene, dpa

    Begleitet von Protesten vor der Garnisonkirche hat die evangelische Kirche am Ostermontag die Kapelle im neuen Turm des umstrittenen Gotteshauses eingeweiht. Zum Eröffnungsgottesdienst hielt Christian Stäblein, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) und Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Garnisonkirche Potsdam, eine Predigt. Die Widmung der Nagelkreuzkapelle wurde per Livestream im Internet übertragen.

    Der wieder aufgebaute etwa 90 Meter hohe Turm, der auch der Bildungsarbeit dienen soll, wird erst später eröffnet. Geplant ist als Zeitraum bislang der Frühsommer.

    "Die Kapelle im Turm gehört zu dem neuen Friedens- und Versöhnungszentrum, für das die gesamte Anlage und alles, was an Bildungsarbeit in diesem Sinne geschieht, steht", erklärte Stäblein vor dem ersten Gottesdienst.

    Gegner fordern Auflösung der Stiftung

    Vor der Garnisonkirche protestierten etwa 250 Menschen gegen die Einsetzung weiterer Gelder für den Wiederaufbau des Gotteshauses. Zudem forderten sie die Auflösung der Stiftung Garnisonkirche. "Die Kirche ist ein Symbol des preußischen Militarismus (...), ein Ort, von dem viele Kriege ausgegangen sind und wir sehen nicht, dass die Stiftung dieser Geschichte des Ortes gerecht werden kann", sagte die Sprecherin der Bürgerinitiative "Für ein Potsdam ohne Garnisonkirche", Sara Krieg, der Deutschen Presse-Agentur. In das Projekt dürften keine Gelder mehr fließen. "Wir möchten dafür keine weiteren Steuergelder sehen", so die 35-Jährige. Die Bürgerinitiative hatte zu dem Protest aufgerufen.

    Wiederaufbau seit Jahren umstritten

    Das Kirchen-Projekt ist seit Jahren umstritten: Gegner des Wiederaufbaus sehen in dem historischen Bau ein Symbol des Militarismus und einen Treffpunkt rechtsnationaler Bewegungen in den 1920er und 1930er Jahren. Sie verweisen auch auf den historischen "Tag von Potsdam" im März 1933, als Reichspräsident Paul von Hindenburg vor der Garnisonkirche dem neuen Reichskanzler Adolf Hitler die Hand reichte. So kämpfen etwa die Bürgerinitiative "Für ein Potsdam ohne Garnisonkirche" und der "Lernort Garnisonkirche" der christlichen Martin-Niemöller-Stiftung schon seit Beginn der Planungen gegen den Wiederaufbau - weil sie die Restauration eines Sammlungsorts der Rechten befürchten.

    Am Montag erneuerte der "Lernort Garnisonkirche" seine Kritik und das von der Stiftung "propagierte Versöhnungskonzept". So fordert das Bündnis unter anderem, den Feldaltar der Garnisonkirche - ein schlichter Holztisch - nicht mehr für Gottesdienste zu nutzen, sondern an das Deutsche Historische Museum abzugeben. Zudem fordert der Lernort Pfarrer Jan Kingreen in einem offenen Brief zu einem öffentlichen Gespräch auf, bei dem gemeinsam diskutiert werden solle, was an diesem Orte wie erinnert werden sollte. Kingreen hatte zuvor bereits betont, dass die evangelische Kirche nicht zulassen werde, dass der wieder aufgebaute Garnisonkirchturm Anziehungspunkt für Rechtsextreme werde. Die Garnisonkirche wurde im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört und 1968 auf Geheiß der DDR-Führung gesprengt. Gegen den Wiederaufbau wenden sich mehrere Initiativen, darunter auch christliche.

    (dpa)

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